Mautausnahme bremst den Verkehr durch Kufstein ein
Von Christian Willim
Jahrelang hat Kufstein unter dem Skiverkehr gelitten, der sich von Deutschland Richtung der Tourismusorte um Kitzbühel durch das Stadtgebiet gewälzt hat. Nun scheint sich die erhoffte Verbesserung der Lage einzustellen.
Seit 15. Dezember gibt es wieder einen 2013 unter großem Protest der Region eingestellten Korridor, der es Urlaubern ermöglicht, die Stadt auf der Inntalautobahn mautfrei zu umfahren.
Das Land Tirol hat nun erste Daten zu den Effekten dieser Maßnahme erhoben. Demnach hat sich der Verkehr in Kufstein in der zweiten Dezemberhälfte im Vergleich zu 2018 um knapp ein Viertel reduziert – genauer gesagt um 23,5 Prozent.
„Durch die Vignettenbefreiung hat der Ausweichverkehr durch Kufstein allein in den ersten zwei Wochen nach Inkrafttreten um rund 40.800 Fahrzeuge abgenommen“, sagt Tirols VP-Landeshauptmann Günther Platter.
Wobei diese Zahl mit Vorsicht zu genießen ist. Denn gemessen wurde dieser Wert nahe der Grenze zum bayerischen Kiefersfelden auf der Bundesstraße nach Kufstein.
Stau- und Mautflucht
Diese Strecke war nicht nur bei Mautflüchtlingen beliebt. Sie ist es nach wie vor auch bei jenen, die Staus durch deutsche Grenzkontrollen auf der Autobahn ausweichen wollen. Das Verkehrsaufkommen hängt also auch immer vom Grenzstau auf der A12 Richtung Deutschland ab.
Für den Verkehr, der direkt durch die Stadt fließt, ist hingegen eine Zählstelle an der Innbrücke relevanter. Auch dort hat sich die Zahl der Fahrzeuge im Vergleichzeitraum um immerhin 21.700 verringert. Das ist aber nur ein Minus von 8,5 Prozent.
„Um den entstandenen Verlagerungseffekt umfassend bewerten zu können, werden wir die Zahlen weiter im Auge behalten“, sagt Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel hat jedenfalls „das Gefühl, dass es funktioniert. Es könnte aber noch besser funktionieren.“ Er fordert ein Aus der Grenzkontrollen.
„Reine Symbolpolitik“
Diese sind nun auch für Platter und Felipe „das zentrale Problem“, die am Freitag unisono meinen, dass es durch die Kontrollen „zu einer unvertretbaren Belastung der Bevölkerung aus reiner Symbolpolitik“ komme.
Im Zuge der neuen gesetzlichen Regelung wurde die Vignettenpflicht auch auf bestimmten Autobahnabschnitten in Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich abgeschafft. Erste Zahlen zu den Verkehrsströmen seit der Einführung der mautfreien Korridore hat diese Woche auch Vorarlberg veröffentlicht.
Diese seien aber noch nicht aussagekräftig, weil das Verkehrsaufkommen von verschiedensten Faktoren abhänge, die sich von Jahr zu Jahr verändern, hieß es.