Chronik/Österreich

Maskenpflicht nun auch in Kärntens Tourismus-Hotspots

Die Situation um SARS-CoV-2 in Österreich mit knapp über 90 Neuinfektionen seit dem vorangegangenen Tag wurde am Mittwoch auch von neuen Maßnahmen geprägt. In Kärntens Tourismus-Hotspots - allen voran Velden - wird mit Freitag eine Maskenpflicht für den öffentlichen Raum eingeführt. Sie wird in den Abend- und Nachtstunden von 21.00 bis 2.00 Uhr gelten. Im Ministerrat wurde die Bereitstellung von kostenlosen Influenzaimpfstoff-Dosen im kommenden Herbst beschlossen.

Die Maßnahme in Kärnten gaben Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) bekannt. "Wir blicken mit großer Sorge in die Tourismus-Hotspots", sagte Schuschnig. Zuletzt hatte es Berichte über Menschenansammlungen ohne Abstand und Klagen von Wirten gegeben. Die abendliche Maskenpflicht sei eine präventive Maßnahme, um Infektionen zu verhindern, am Dienstag hatte es dazu eine Krisensitzung gegeben. Man habe gehofft, dass die Eigenverantwortung greife, musste jedoch feststellen, dass eindringliche Appelle nicht ausreichten, um Menschenansammlungen zu verhindern, in denen weder auf Abstands- noch Hygieneregeln geachtet werde, so der Landesrat. Wirte und Mitarbeiter seien zuletzt verbal und sogar körperlich von Gästen attackiert worden, wenn sie auf die Einhaltung der Regeln pochten.

"Velden soll nicht zum Sommer-Ischgl werden", postulierte Schuschnig. Man werde sich die Marke "Sicherer Süden" nicht kaputtmachen lassen. Mund-Nasen-Schutz muss in Velden und an anderen Orten auf der Straße und vor den Lokalen getragen werden. In den Lokalen und den Schanigärten gilt die Maskenpflicht nicht. Kontrolliert werden soll die Einhaltung der Regeln von der Polizei. Sie soll Gäste und Passanten auf die Maskenpflicht aufmerksam machen. "Wenn sich jemand beharrlich weigert, wird die Exekutive entsprechend vorgehen", so Schuschnig. "Wir wollen das Entstehen neuer Infektionsherde verhindern", sagte Prettner. Polizeisprecher Rainer Dionisio: "Wenn uns die Gesundheitsbehörde um Unterstützung ersucht, werden wir natürlich mitwirken." Noch aber liege nichts Schriftliches vor.

Wörthersee, Faaker See und Klopeiner See stehen zur Diskussion

Die Definition der Hotspots, an denen die Maskenpflicht gelten soll, obliegt den Bezirkshauptmannschaften. Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach-Land sagte auf APA-Anfrage, sie werde in seinem Bezirk in Velden gelten, über den Faaker See sei noch nicht entschieden. Auch in den anderen Bezirken standen definitive Entscheidungen zunächst noch aus. Klagenfurt winkte bereits am Mittwoch ab. Von der Landespolitik wurden Wörthersee, Faaker See und Klopeiner See genannt. Seitens der Wirtschaftskammer wurde betont, dass die Wirte hinter der Entscheidung stünden. Vom Tourismus am Faaker See wurde am Mittwoch eine weitere Entscheidung bekannt gegeben: Der Faaker Bauernmarkt wird bis auf weiters ausgesetzt. Aufgrund des großen Andrangs könne man das Abstandhalten nicht gewährleisten.

Der Chef der Oppositionspartei "Team Kärnten", Gerhard Köfer, nannte die angekündigte Regelung "willkürlich und alibihaft". Das Virus verhalte sich nachts nicht anders als am Tag, auch in Ballungszentren tummelten sich Bürger oft ohne Abstand. Die FPÖ forderte Corona-Teststationen in allen Tourismusgemeinden, die bisher durchgeführten 1.200 Tests von Tourismus-Mitarbeitern sei zu wenig.

Bisher gab es in Österreich 18.513 positive Testergebnisse. Seit Dienstag kamen 92 Infektionen hinzu. Mit Stand vom Mittwoch (8. Juli 2020, 9.30 Uhr) sind österreichweit 706 Personen an den Folgen von Covid-19 gestorben, 16.721 Personen wieder genesen, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit. Mit 32 Fällen gab es in Oberösterreich die höchste Zahl. Derzeit befänden sich 77 Personen wegen der Erkrankung im Spital, davon elf auf Intensivstationen.

Kurz will Zusammenarbeit mit Bundesländern koordinieren

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie die Zusammenarbeit mit den Bundesländern koordinieren. Am Donnerstag gebe es dazu eine Videokonferenz mit den Landeshauptleuten, sagte er nach dem Ministerrat. Im Ministerrat beschlossen wurde am Mittwoch die Verstärkung des Influenza-Impfprogramms. Für Kinder und über 65-Jährige soll dies gratis sein, 200.000 Dosen für bestimmte Jahrgänge soll es geben. Für die Über-65-Jährigen sind 100.000 Dosen vorgesehen, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an).

Dass die Polizei künftig nach Symptomen bei Corona-Verdachtsfällen fragen dürfen soll, verteidigte Anschober. Er hoffe auf einen Beschluss am Donnerstag im Nationalrat. Der Wunsch sei angesichts der Überlastung der Gesundheitsbehörden aus Oberösterreich gekommen, er könne ihn nachvollziehen.

Die Wiener ÖVP sah am Mittwoch angesichts der zuletzt vor allem in Oberösterreich stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen auch Handlungsbedarf in der Bundeshauptstadt. Der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch forderte u.a. verstärkte Kontrollen der Maskenpflicht in den Öffis.

Die Lebensmittelaufsicht des Landes Oberösterreich nimmt die Fälle von Covid-19-Infektionen in vier fleischverarbeitenden Betrieben als Anlass, eine Infokampagne zu starten. Konkret werden Hinweise zu Hygienemaßnahmen und Vorkehrungen speziell gegen das Coronavirus gegeben, meinte Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Angesichts der Corona-Situation in Österreich wiederholte die österreichische Apothekerkammer ihre Bitte an die Bevölkerung, den örtlichen Schutzvorschriften jedenfalls Folge zu leisten. "Wir bitten um Verständnis für diese Maßnahmen und appellieren an die Eigenverantwortung der Menschen. Es geht dabei nicht nur um den Selbstschutz, sondern auch um einen Akt der Rücksicht und Solidarität gegenüber allen Mitbürgerinnen und -bürgern", betonte Thomas Veitschegger, Präsident der Apothekerkammer Oberösterreich.