Länderchefs sprechen sich für baldige Öffnungsschritte aus
Von Elisabeth Holzer-Ottawa Anja Kröll Michael Pekovics Stefanie Rachbauer Johannes Weichhart Christian Willim
Wer den Landeshauptleuten aufmerksam zuhört, ahnt, was als Erstes fallen könnte: Die frühe Sperrstunde in der Gastronomie. Sie ist einigen Länderchefs, die sich vor der Sitzung der Länder mit dem Bund am Freitag aus der Deckung trauen, mit 22 Uhr zu früh angesetzt.
Je mehr touristisch ausgelegt ein Land ist, desto eher findet sich ein zweiter Punkt auf der Agenda der Länder: Die Registrierungspflicht vor der (Wieder)Einreise nach Österreich. Die sei durch die in Gastronomie sowie Hotellerie geltende „3 G“-Regel (getestet, genesen, geimpft) obsolet.
Sie provoziere höchstens Staus an der Grenze, wie etwa Salzburgs ÖVP-Landeschef Wilfried Haslauer festhielt. Eine Ansage, die Peter Kaiser, SPÖ-Landeshauptmann in Kärnten wie auch Markus Wallner, ÖVP-Landeschef in Vorarlberg, unterstützen. Änderungen in der Gastronomie beschäftigen die Länderchefs ebenfalls. Das beträfe etwa eine höhere Gästeanzahl pro Tisch (derzeit in Innenräumen vier Erwachsene plus sechs Kinder bzw. Jugendliche unter 18 Jahren) oder eben die spätere Sperrstunde.
Für eine nach hinten verlegte Sperrstunde tritt ebenfalls Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ein, wobei der SPÖ-Chef freilich auch die Festivalszene im Blick hat: Eine Sperrstunde um 22 Uhr würde Open Air-Konzerte praktisch verstummen lassen, da sie meist überhaupt erst um 21 Uhr loslegen. „Hier müssen rasch nachvollziehbare Entscheidungen getroffen werden, um für Planungssicherheit zu sorgen“ , forderte Doskozil.
Mehr Platz für Musik
Auch seine ÖVP-Kollegen Wallner und Haslauer setzen sich bereits offen für eine spätere Sperrstunde ein. Die schwarzen Landeshauptmänner bringen noch ein weiteres Detail in die Verhandlungen, die Vorschriften für das Vereinswesen: Die 20-Quadratmeter-Regel (so viel muss pro Vereinsmitglied Platz sein) sei nicht praktikabel und wegen der obendrein geltenden „3 G“-Regel wenig durchdacht.
Für Änderungen in dem Bereich, der etwa auch Chöre oder Blasmusikkapellen trifft, setzen sich auch Thomas Stelzer, ÖVP-Landeshauptmann von Oberösterreich und Tirols Günther Platter ein.
Die übrigen Länderchefs bleiben zurückhaltender oder überhaupt schweigsam. Der Steirer Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ließ am Dienstag ausrichten, er wolle „den Beratungen mit Bundesregierung, Landeshauptleute und Experten nicht vorgreifen“. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner konstatierte zwar, dass weitere Öffnungsschritte „rasch und deutlich“ ausfallen müssten, ins Detail ging die ÖVP-Landeschefin jedoch auch nicht.
Auch die Wiener Spitzenpolitik blieb in Bezug auf Lockerungen vage, wurde aber in Bezug auf den Auftritt der Bundesregierung deutlich. Er habe den Eindruck, es „gibt einen Wettlauf, wer früher Öffnungsschritte ankündigt“, kommentierte SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. „Es wäre besser, wenn man koordiniert vorgehen würde.“ Ein Sprecher des Gesundheitsstadtrates Peter Hacker ließ sich immerhin entlocken, dass es in der Frage der Maskenpflicht ein „Downgrade“ auf Mund-Nasen-Schutz anstelle der FFP2-Masken geben könnte.