Integrationsministerin will Pflicht-Kurse gegen Antisemitismus für Migranten
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) will nach dem antisemitisch motivierten Angriff in Graz gegensteuern: Im Rahmen von Integrationskursen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wird nun auch das Thema „Antisemitismus“ behandelt. Diese Kurse sind für alle Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten verpflichtend.
Wie berichtet, wurde der Präsident der Jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, attackiert und die Grazer Synagoge geschändet. Ein Asylwerber aus Syrien, der vor sechs Jahren nach Österreich gekommen ist, hat die Tat gestanden.
Der Fall zeige, dass es neben Antisemitismus von links und rechts auch unter Zuwanderern und Flüchtlingen Judenfeindlichkeit gebe, sagt die Integrationsministerin. Belegt werde das durch verschiedene Studien:
In der Studie "Muslimische Gruppen in Österreich" von Peter Filzmaier stimmten zum Beispiel 62 Prozent der Syrer und 54 Prozent der Türken (aus 1. Generation 61 Prozent aus 2. Generation nur noch 46 Prozent) der Aussage zu, dass "Juden zu viel Macht auf der Welt haben".
Der Aussage "Israel ist ein Feind aller Muslime" stimmten in derselben Studie 64 Prozent der Somalier, 52 Prozent der Syrer und 35 Prozent der Türken zu.
Antisemitische Tendenzen seien auch bei muslimischen Jugendlichen verstärkt zu beobachten, sagt die Ministerin. In einer Studie von Kenan Güngör zu "Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit" gab fast die Hälfte aller muslimischer Jugendlichen an, Juden "sehr" oder "etwas negativ" zu sehen.
Haltung erkennen und entgegenwirken
Im Rahmen der Integrationskurse soll es ab September die verpflichtende Einheit "Antisemitismus" geben, zusätzlich sollen Multiplikatoren wie Deutschtrainer, Integrationsberater oder Mitarbeiter von Behörden in Workshops Grundlagenwissen über Antisemitismus erhalten. "Sie sollen lernen, bei Zuwanderern und Flüchtlingen antisemitische Haltungen zu erkennen und diesen entgegenzuwirken", erklärt Integrationsministerin Raab.
Die Seminare wurden vom ÖIF in Zusammenarbeit mit Raimund Fastenbauer (ehem. Generalsekretär IKG Wien) entwickelt. Als inhaltliche Unterstützung soll es noch ein Handbuch geben.
Außerdem soll das Dialogprojekt "Likrat" an Schulen ausgebaut werden: Jüdische Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren besuchen Schulen und erklären Gleichaltrigen Hintergründe über das Judentum. Das Projekt wird vom Bundeskanzleramt gefördert und mit einem Schwerpunkt auf Brennpunktschulen ausgeweitet. Ein weiterer Ausbau soll auch Volksschulen und Universitäten betreffen.
Geplant ist eine vertiefende Studie zu Antisemitismus im Kontext von Migration und Integration. Ziel sei es laut der Ministerin, wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Ausprägungen und Hintergründen in verschiedenen Migrantengruppen und Generationen zu bekommen.
Integrationsministerin Raab erklärt: „Antisemitismus, egal aus welcher Richtung er kommt, hat in Österreich keinen Platz. Durch die Flüchtlingswelle 2015 sind viele Menschen nach Österreich gekommen, die Antisemitismus und Judenfeindlichkeit in ihrem Herkunftsland verinnerlicht haben. Der jüngste Vorfall in Graz ist dafür ein trauriges Beispiel für diesen importierten Antisemitismus. Mit der Offensive wollen wir antisemitisches Gedankengut bei Zuwanderern bekämpfen.“