Chronik/Österreich

Gartlehner: Falls 2-G nicht reicht, Quarantäne für Geimpfte

Seit Montag gilt in Österreich eine umfassende 2-G-Regelung, weitere Schritte sind aber nicht ausgeschlossen "Wenn die 2-G-Regel nicht greift, ich glaube der nächste Schritt - so unpopulär das sein mag - wird wahrscheinlich sein, dass in manchen Bundesländern auch Geimpfte wieder in Quarantäne müssen, wenn sie exponiert waren", sagte der Epidemiologe Gerald Gartlehner am Rande einer Pressekonferenz. Nach fünf Tagen sollte ein "Freitesten" möglich sein, erläuterte der Mediziner.

Geimpfte könnten sich infizieren und "wir wissen auch, dass die Viruslast sehr hoch sein kann, so hoch wie bei Nicht-Geimpften, allerdings dann relativ rasch abfällt", erläuterte der Experte vom Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation der Donau-Universität Krems. Ob das Aufrechterhalten der 2-G-Regelung bis Weihnachten ausreicht, "kann niemand wirklich seriös vorhersagen", erläuterte Gartlehner.

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Es sei unklar, wie die dritte Impfung angenommen wird, wie hoch die Hintergrundimmunität ist und wie schnell die Immunität bei Geimpften abnimmt. "Wir sehen schon einen gewissen ersten Erfolg der 2-G-Regelung, nämlich dass die Erstimpfungen ansteigen. Die helfen uns bei dieser Welle aber nichts, weil diese Personen erst in ungefähr sechs Wochen immun sind."

Lockdown doch nicht nur für Ungeimpfte? 

"Wenn mit der 2-G-Regelung die Dynamik nicht unter Kontrolle gebracht wird, dann braucht es wahrscheinlich wirklich noch zusätzliche Schritte", meinte der Universitäts-Professor. "Ich halte einen generellen Lockdown für ganz Österreich wirklich für unwahrscheinlich, weil das Burgenland mit mehr als 70 Prozent durchgeimpft ist, auch Wien steht derzeit relativ gut da", sagte Gartlehner. "Bundesländer mit schlechter Impfquote und sehr hohen Infektionszahlen haben natürlich einen sehr gefährlichen Mix, da ist es nicht auszuschließen."

Vom "Hype" um ein Covid-19-Medikament von Pfizer wolle er sich nicht mitreißen lassen, betonte der Epidemiologe. Niemand kenne die Studien genau, es brauche noch mehr Daten und Kontrolle. Seines Wissens seien die Studien wegen eines großen Effekts vorzeitig beendet worden. Die Forschung wisse von anderen Beispielen, dass so ein Effekt nicht wirklich immer hält, wenn das Medikament größer ausgerollt wird, warnte Gartlehner vor zu großen Hoffnungen.

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Ganz andere Signale sind aktuell aus der Politik zu hören. 

Die NEOS haben am Montag im Lichte der explodierenden Corona-Zahlen von der Bundesregierung eine Garantie gegen einen neuerlichen Lockdown für Geimpfte und Genesene verlangt. "Ein Lockdown für Geimpfte darf einfach keine Option mehr sein", so NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wiederum übte Kritik an den Bundesländern und drängte auf eine zentrale Steuerung.

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