Chronik/Österreich

Flüchtlingsstrom hat auch Salzburg erreicht

Gerlinde Hörl und ihr Team können an diesem ersten Tag kaum verschnaufen: Seit 8 Uhr früh ist der Info-Point der Caritas beim Salzburger Hauptbahnhof in Betrieb. Laufend kommen Vertriebene: Frauen und Kinder, eine Gruppe gehörloser Männer, auch viele Menschen, die weiterreisen wollen und nur kurz Hilfe in Salzburg benötigen. „Für etwa 20 Flüchtlinge haben wir eine kurzfristige Unterkunft vermittelt“, schildert die Leiterin des Bereiches „Migration & Chancen“. Sie sprach auch mit Menschen, die aufgrund des großen Andrangs in Wien gleich weiterreisten.

„Wir haben es geschafft, unseren Standort in der Lastenstraße kurzfristig umzubauen. Das ging nur durch die Unterstützung vieler helfender Hände“, dankt Salzburgs Caritas-Direktor Johannes Dines allen.

Info-Drehscheibe

Wichtig ist hier vor allem eines: Information. Schilder und Infoblätter, auch auf Kyrillisch, weisen die Vertriebenen. Chaos soll vermieden werden. Übersetzerinnen und Übersetzer helfen. Wasser und Snacks werden ausgegeben, auch erste Kleiderspenden vermittelt. Hörl: „Es kommen Menschen, die seit Tagen nur mehr das haben, was sie am Leib tragen.“ Es sind auch Gestrandete unter den Hilfesuchenden, die auf Urlaub waren und nicht mehr nach Hause konnten.

Auch für Helfer – es kommen viele Freiwillige – ist der Einsatz ein Wellental an Emotionen: „Es pendelt“, meint Gerlinde Hörl nachdenklich. Oft helfe es den Vertriebenen auch schon, dass im Info-Zentrum weitere Schritte fixiert werden. Hörl: „Sie können nicht unterbrochen darüber nachdenken, wie es jetzt weitergehen kann. Viele sind völlig erschöpft.“

All jene, die eine längere Bleibe suchen, vermittelt die Caritas in das Ankunftszentrum des Landes beim Messezentrum, das ebenfalls am Freitag in Betrieb ging. Noch reiche es, dass die Flüchtlinge mit dem Bus der Linie 1 kostenlos dorthin weiterfahren. Wenn der Flüchtlingsstrom weiter anwachse, müsse man das überdenken.

Verteilzentrum in Messe

In der Messe werden die Flüchtlinge registriert und in Quartiere vermittelt. Rund 200 Ukrainer haben in Salzburg bereits eine längerfristige Unterkunft bekommen. 280 Personen können in der Messehalle gleichzeitig durch das Rote Kreuz betreut und versorgt werden.

Das Land Salzburg rechnet damit, dass der Flüchtlingsstrom in den nächsten Tagen und Wochen noch weiter anwachsen wird. Neueste Prognosen besagen nun, dass rund 9.000 Menschen in Salzburg Hilfe suchen werden.

Für die Nächte am Hauptbahnhof haben die ÖBB auch einen Nachtwacheraum geöffnet. Niemand soll in Salzburg frieren müssen.