Fahrradbranche: Vor dem Dämpfer noch ein Superjahr
2020 wird für die Fahrrad-Branche ein verhageltes Jahr, das steht jetzt schon fest. Kleines Trostpflaster: 2019 brachte noch einmal einen Umsatzrekord, wie aktuelle Zahlen des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) zeigen.
Zwar ging der Absatz um knapp vier Prozent von 457.000 verkauften Fahrrädern im Jahr 2018 auf 439.000 zurück, dafür stieg Umsatz um 20 Prozent auf ein Allzeit-Hoch von knapp 700 Millionen Euro. Der Grund dafür ist, dass der Durchschnittspreis der Fahrräder 2019 auf 1.585 Euro gestiegen ist, ein Plus von 25 Prozent gegenüber 2018.
Die Nachfrage nach hochwertigen und höherpreisigen Materialien und Produkten mit vielfältiger Ausstattung steigt stetig, heißt es seitens des Verbands. Außerdem werden immer mehr E-Bikes gekauft. Deren Durchschnittspreis ist deutlich höher als jener von herkömmlichen Fahrrädern und lag 2019 bei 2.809 Euro, was einer Steigerung von vier Prozent entspricht. Österreich hat beim Marktanteil der E-Bikes im vergangenen Jahr die Schweiz abgehängt. Lagen die beiden Länder 2018 noch ex aequo auf dem dritten Platz, so hat Österreich die Schweiz nun überholt und ist hinter Belgien und den Niederlanden alleiniger Dritter. Fast 39 Prozent aller verkauften Fahrräder sind inzwischen E-Bikes, in den Niederlanden sind es 42 Prozent und in Belgien 51.
Ende des Booms
Der Umsatz der gesamten österreichischen Sportartikelbranche lag 2019 bei 2,77 Milliarden Euro. Der Anteil der Fahrradbranche liegt erstmals bei mehr als einem Viertel des Gesamtumsatzes mit Sportartikeln. Damit legte die Rad-Branche 2019 einen gewaltigen Sprung hin, denn 2018 lag der Anteil „nur“ bei einem Fünftel.
Mit der Corona-Krise findet der Boom in der Fahrrad-Branche jedoch ein vorläufiges Ende. Vor Ostern werden üblicherweise rund 50 Prozent aller Fahrräder verkauft. Davon ist heuer ein großer Teil weggebrochen. „Das werden wir trotz des Ansturms auf einige Geschäfte nicht mehr aufholen können“, sagt VSSÖ-Geschäftsführer Michael Nendwich. Für 2020 rechnet er mit einem Umsatzminus von bis zu 20 Prozent. Thomas Pressberger