Etwa 110 Österreicher und Angehörige sind noch in der Ukraine
Rund 110 österreichische Staatsbürger, eingerechnet deren Angehörige, haben sich am Donnerstag - eine Woche nach der russischen Invasion - noch in der Ukraine befunden. "Das ändert sich aber laufend, es gibt immer wieder neue Menschen, die sich bei der Botschaft oder bei unserem Bürgerservice melden", sagte Gabriele Juen auf Anfrage der APA. "Es gibt rund 360 Österreicherinnen und Österreicher sowie deren Angehörigem, von denen wir wissen, dass sie das Land verlassen haben."
Dabei haben die meisten den Weg zu den West- und Südwestgrenzen der Ukraine in die EU-Staaten Polen, Slowakei und Ungarn genommen. Es gebe aber auch einige, die über die Republik Moldau ausgereist seien, sagte Juen. Von denen, die bisher noch im Land geblieben seien, würden sich die Aufenthaltsinformationen ständig ändern. Die Außenministeriumssprecherin betonte, dass es sich beim Großteil der rund 110 in der Ukraine verbliebenen österreichischen Staatsangehörigen nicht um Touristen handelt, sondern um Auslandsösterreicher, die ihren Lebensmittelpunkt in dem Land haben. "Einige wollen das Land auch gar nicht verlassen."
"Lage ist dynamisch"
Laut Juen befinden sich auch im Großraum Kiew ebenfalls noch immer Auslandsösterreicher, etwa 17 sollen es sein. "Wir rufen täglich alle registrierten Personen durch. Viele melden zurück, dass es ihnen derzeit zu gefährlich ist, das Haus zu verlassen", schilderte die Sprecherin des Außenministeriums. "Die Lage ist sehr dynamisch." Die Verbindung mit den Auslandsösterreicherinnen und -österreichern sowie ihren Angehörigen konnte bisher aufrechterhalten werden - über Telefon, Mail oder Messengerdienste.
Juen zufolge wird die Lage laufend evaluiert und an die Auslandsösterreicher weitergegeben. "Das Botschaftsteam wurde in den Westen des Landes verlegt. Die Botschaft ist aber nicht geschlossen", sagte die Außenministeriumssprecherin. Die heimische Botschaft sei eine von sehr wenigen, die noch in der Ukraine arbeiten. "Das Team der Botschaft ist weiterhin rund um die Uhr erreichbar."
Befreundete Staaten
Es unterstützt in den Telefonaten alle Auslandsösterreicher mit individuellen Informationen. Auch Bürgerinnen und Bürger anderer EU-Länder und befreundeter Staaten, deren Botschaften das Land verlassen haben, werden betreut. Zu den zur Verfügung gestellten Informationen zählt beispielsweise der aktuelle Stand an den Grenzübergängen zur EU, aber auch zur Republik Moldau. Auch Reiseberatungen werden geboten: Es gibt Empfehlungen zu Medikamenten, die mitgenommen werden sollen, Proviant und Wassermengen bis hin zu Kleidungsratschlägen, weil das Wetter sehr kalt ist.
Teilweise haben die Botschaftsangehörigen auch Auslandsösterreicher und ihre Angehörigen über die Grenze begleitet, wenn dies nur im Beisein eines oder einer Angehörigen des diplomatischen Personals sicher möglich war. Notpässe wurden für Personen ohne Reisedokumente ausgestellt, Konvois für Ausreisewillige organisiert und diese zu den Sammelpunkten gelotst. Auch Zwischenunterkünfte wurden unter anderem in der Stadt Ushgorod bereitgestellt.
Fahrzeuge organisiert
Die Botschaftsmitarbeiter organisierten sogar Fahrzeuge, wenn Ausreisewillige keine eigenen Transportmittel hatten. Laut Juen hatten sich rund 20 Auslandsösterreicher zwei Konvois angeschlossen, die am 24. Februar aus dem Raum Kiew in Richtung Westgrenze fuhren und unter anderem Botschaftsmitarbeiter und deren Familien in den Westen des Landes brachten. Juen schilderte, dass die beiden Konvois rund 40 Stunden unterwegs waren. Was auch an den zahlreichen Checkpoints lag, die auf der Strecke errichtet wurden.
Juen appellierte abschließend: "Wir fordern die Österreicherinnen und Österreicher dringend auf, die Ukraine zu verlassen."