Ein Herr Pfarrer gegen das Wirtshaussterben
Von Anja Kröll
16 Sekunden dauert das Video, das sich auf dem sozialen Netzwerk Facebook findet. Darauf zu sehen: Ein Mann, der rote Dachziegel in einen Bauschuttcontainer wirft. Nichts Außergewöhnliches. Würde besagter Herr als Blaukluft nicht ein Priesterhemd tragen.
Der Bauhelfer ist Ulrich Kogler, mit 34 Jahren jüngster Vorsteher einer Kärntner Pfarre – in Maria Rain.
Und genau in dieser laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Denn gemeinsam mit anderen engagierten Bewohnern der 2.700-Einwohner-Gemeinde hat sich Kogler ein Projekt in den Kopf gesetzt: Das Haus der Begegnung.
Ort, wo Leute zusammenkommen
„Bei uns haben immer mehr Wirtshäuser zugesperrt, es gab keinen Ort mehr, wo die Leute zusammengekommen sind. Und auch für Vereine ist das ein Problem, weil die Plätze für Veranstaltungen wegfallen“, erklärt Kogler, der bei einem Festzug der Trachtengruppe, durchaus auch einmal in die Lederhose schlüpft.
Nun entsteht besagter fehlender Platz auf dem Grund der Pfarre. „Wir stellen den Bauplatz zur Verfügung. Was kirchlich gesehen sicher Neuland ist“, erklärt Kogler.
Denn das Haus der Begegnung entsteht als Zubau zum Pfarrhof. So fasst der Veranstaltungssaal etwa 150 Quadratmeter. „Mit einer Fassade aus Glas und einem Blick von der Koschuta bis zum Mittagskogel“, kommt Kogler ins Schwärmen.
Ob dabei wirklich jeder willkommen sei, will man wissen. „Aber sicher, wir denken an Bälle oder den Seniorenbund oder die Trachtenkapelle. Ebenso sind Hochzeiten angedacht“, erklärt der gebürtige Steirer, der auf einem Bergbauernhof aufgewachsen ist. Die Idee dieses Ortes für alle hat Kogler dabei hoch professionell mit dem 16-köpfigen Finanzierungskomitee rund um den Selbstständigen Thomas Hofer auf Schiene gebracht.
1,35 Millionen Kosten
Geplante Summe des Projekts: 1,35 Millionen Euro. „Unser Ziel wäre es, gut ein Drittel der Summe durch Spenden einzunehmen“, erklärt der Pfarrer. Darum wird auch noch fleißig auf der eigenen Homepage (www. haus-der-begegnung-maria-rain.at) gesammelt.
Damit auch genügend Geld hereinkommt, wurde Ulrich Kogler erst unlängst zum Auktionator. Für 1.200 Euro, die dem Bauprojekt zugutekommen, versteigerte er einen Maibaum.
Nicht seine erste, eher untypische Idee.
Seit sieben Jahren bietet Kogler Jugendlichen neben seinem Segen etwa auch Unterstützung beim L17-Führerschein an. „Ein Jugendlicher wollte den L17-Führerschein machen, seine Eltern hatten aber keine Zeit. Also bin ich eingesprungen.“
Hühner als Schöpfungsaufgabe
Ein anderes Mal ließ er Ministranten Hühner aufziehen, um Schöpfungsverantwortung zu vermitteln.
Vor dem nächsten Projekt gibt es am Dienstag aber einen Spatenstich. Mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Bischof Josef Marketz.