Chronik/Österreich

Corona: Steiermark bereitet Impfstraßen wieder für Vollbetrieb vor

"Die Sommerwelle hat keiner vorausgesehen", gesteht der steirische Infektiologe Bernhard Haas sein. "Wir haben eine Pause, eine Phase zum Verschnaufen, erwartet. Aber der saisonale Effekt durch die wärmere Jahreszeit ist nicht eingetreten." Das liege an den deutlich infektiöseren Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5, die österreichweit bereits in 75 bis 90 Prozent der Proben nachgewiesen wurden.

Die Konsequenz lässt sich an den Neuinfektionen und der 7-Tage-Inzidenz ablesen - sie gehen nach oben. "Aber das ist die Spitze des Eisbergs", mahnt Klaus Vander, Mikrobiologe und Ärztlicher Direktor für Krankenhaushygiene in der Spitalsholding KAGES. Schließlich würde viel weniger getestet als noch vor ein paar Monaten, deshalb sei ein anderer Marker entscheidend: In der Steiermark sind derzeit fast ein Fünftel aller abgegebene Tests positiv.

Auch die Spitalsaufenthalte steigen wieder, wenn auch im Vergleich zu früheren Virusvarianten diesmal die Intensivstationen vergleichsweise weniger belastet würden als die Normalstationen, berichtet Vander. Auffällig sei, so Infektiologe Haas, dass gerade die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen derzeit die Haupttreiber der Welle seien - in dieser Altersklasse liege die 7-Tage-Inizidenz bei mehr als 1.000, steiermarkweit jedoch bei rund 620.

Das steirische Pandemiemanagement setzt deshalb erneut auf das Impfen, vor allem auf die vierte Dosis bzw. Auffrischungsimpfung. "Wir würden jeder Person ab 45 Jahren empfehlen, sie in Anspruch zu nehmen", rät Vander. Aktiv angeschrieben  wird diese Gruppe  - wie etwa die Steirer ab 65 Jahren - aber nicht, betont Pandemiemanager Gerald Lichtenegger. "Es wird keine proaktive Information geben. Wir wollen die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums nicht verlassen."

"Nicht unser Stil"

Das Impfgremium, kurz NIG genannt, empfiehlt bekanntlich die 4. Dosis für alle ab 65 Jahren oder auch jüngeren Personen mit Vorerkrankungen. Den Wiener Weg will die Steiermark also  nicht gehen: Die Bundeshauptstadt hätte schlicht eine Anmerkung des NIG, wonach die "Impfung niemandem vorenthalten werden dürfe", zu einer Empfehlung umformuliert. "Das ist nicht unser Stil", merkt Lichtenegger an. "Aber natürlich können Sie auch bei uns ab zwölf Jahren eine Impfung in Anspruch nehmen."

Schon jetzt bemerken die Experten gestiegenes Interesse an der Corona-Schutzimpfung: Im Mai gab es 12.000 Impfungen, im Juni 27.000. "In der vergangenen Woche hatten wir dann schon annähernd so viele Impfungen wie im gesamten Mai", rechnet Lichtenegger vor. Er geht davon aus, dass die Nachfrage steigen wird: Aus dem Grund werden die stillgelegten Impfstraßen des Landes reaktiviert - ab 16. August sind dann alle Impfstraßen wieder in Vollbetrieb.