Möglicher Schlachthof-Skandal: Betriebsleiter festgenommen
In der Steiermark könnte sich ein Fleischskandal anbahnen: In einem Schlachthof soll Fleisch weiter verarbeitet worden sein, das eigentlich in die Tierkörperverwertung geschickt werden hätte müssen - um dort vernichtet zu werden. Um welche Mengen und um welchen Zeitraum es sich handelt, ist noch offen. Laut ersten Ermittlungen soll genusstaugliches mit einwandfreiem Schweine- und Rindfleisch vermischt worden und in Verkehr gelangt sein.
Staatsanwalt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der "Kronen Zeitung". Am Dienstag sei demnach der Betrieb durchsucht worden, um mögliche Beweise sicherzustellen, präzisiert Bacher auf KURIER-Anfrage. Unter anderem wurden Fleischproben gezogen. Der Betriebsleiter wurde festgenommen und bereits in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert, binnen 48 Stunden muss nun über eine etwaige U-Haft entschieden werden.
Über die Menge des beschlagnahmten Fleisches sowie den daraus resultierenden möglichen Schaden hat die Justiz noch keine Angaben machen, denn das Verfahren selbst ist noch recht frisch: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen erst seit Mitte September. Offen ist auch noch, ob das Fleisch in den Verkehr gekommen ist oder tatsächlich gefährlich für Konsumenten ist. Das Lebensmittelgesetz unterscheidet zwischen genussuntauglich und gesundheitsschädlich; diese Differenzierung ist für das Strafrecht allerdings unerheblich. Ermittelt wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges.
Akute Gefahr "unwahrscheinlich"
Laut ÖVP-Landesrat Christopher Drexler sei derzeit davon auszugehen, dass "eine akute Gefährdung der Verbraucher äußerst unwahrscheinlich" sei. Genussuntauglich sei nicht gleichzusetzen mit gesundheitsgefährdend: Fleisch würde von den Veterinärbehörden schon als genussuntauglich eingestuft, wenn das geschlachtete Schwein zu mager gewesen sei.
Aufgefallen schon vor Jahren
Der Betrieb soll bereits vor vier Jahren aufgefallen sein. Der "Verein gegen Tierfabriken" machte damals auf den Umgang mit Schlachtvieh in acht steirischen Schlachhöfen aufmerksam, darunter auch jener, der nun ins Visier der Strafbehörde gelangte. Das Land Steiermark reagierte damals mit mehr Kontrollen, es gab auch in einigen Fällen Verwaltungsstrafen, auch für das betroffene Unternehmen.
Auch im aktuellen Fall werden Rufe nach politische Konsequenzen laut: Sowohl FPÖ als auch Grüne verlangen nach Aufklärung und Transparenz. Landesrat Drexler präzisierte am Mittwochnachmittag per Presseaussendung: Bei dem Fleisch dürfte es sich um jene Stücke handeln, die nach der Schlachtung auf Anweisung der Veterinärbehörde ausgesondert wurden. "Die Behörden kontrollieren sehr streng und gewissenhaft", versicherte Drexler. "Für den Fall, das Einzelne, wie es nun im Verdacht steht, kriminelle Energien entwicklen, sind auch Verwaltungsbehörden machtlos. Da sind Staatsanwaltschaft und Gericht am Zug."