Chronik/Österreich

Alpenautobahnen in Tirol und Salzburg droht der Dauerstau

Der Brennerpass ist ein naturgegebenes Nadelöhr. Von Innsbruck durch das enge Wipptal hinauf wurden zwischen den Dörfern die Bundesstraße, eine Bahntrasse und die Brennerautobahn (A13) in die bergigen Hänge gequetscht.

Dass die Route die wichtigste Alpenquerung zwischen dem Norden und dem Süden Europas ist, macht sie für die Anwohner der Strecke seit Jahrzehnten zur Verkehrshölle.

Und in der wird nun noch einmal ordentlich eingeheizt. Denn wie mehrere Medien am Donnerstag berichteten, kann die A13 laut Asfinag voraussichtlich ab 2025 für mindestens zwei Jahre in jede Richtung nur noch einspurig befahren werden. Wie berichtet, muss die längste Autobahnbrücke auf der Strecke, die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke, neu gebaut werden.

Bereits zu desolat

Das alte Bauwerk ist aber inzwischen laut Asfinag derart desolat, dass seine Befahrbarkeit während des Baus der neuen Brücke laut Gutachten nur noch auf je einer Spur zu verantworten ist. „Dass das eine erhebliche Verkehrsbelastung und Staus bringen wird, dazu muss man kein Prophet sein“, sagt Stefan Siegele, Asfinag-Geschäftsführer für Tirol, im KURIER-Gespräch.

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Das betrifft den gesamten Korridor zwischen Kufstein an der Grenze zu Bayern über die Inntalautobahn (A12) und weiter über die A13 zur Brenner-Grenze mit Italien. Rund 14 Millionen Fahrzeuge sind auf dieser Route pro Jahr unterwegs – neben dem Transit-Schwerverkehr (rund 2,5 Millionen Lkw) ist die Strecke auch massiv durch den Pkw-Reiseverkehr belastet.

„Ein Desaster“

In Tirol schrillen die Alarmglocken. „Es wird jeder verstehen, dass das vonseiten des Landes keine Option ist. Das wäre ein Desaster“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) zur drohenden Einspurigkeit.

Die dürfte allerdings alternativlos sein, auch wenn im Jahr 2024 noch einmal ein Gutachten zur Tragfähigkeit der Brücke erstellt werden soll. „Wir haben vier Jahre verloren“, macht Siegele die Streitigkeiten mit den Wipptal-Gemeinden, die statt einer neuen Brücke einen Tunnel wollten, für die Situation verantwortlich.

Denn bei einem früheren Baustart hätten auf der alten Trasse zwei Spuren offen bleiben können.

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Die ÖVP hat von Landeshauptmann Günther Platter abwärts die Tunnelbegehrlichkeiten unterstützt. Für Tirols Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) ist es keine Überraschung, dass es nun so kommt, wie es kommt.

„Die Sanierung der Luegbrücke wird in den kommenden Jahren eine sehr große verkehrsplanerische Aufgabe für Tirol und das gesamte europäische Verkehrsnetz“, steht für sie fest. Sie hat im März eine Verkehrsstudie in Auftrag gegeben, die die maximale Kapazität der A12 und der A13 ausloten soll – und zwar in verschiedensten Szenarien, wie eben auch einer einspurigen A13.

Auch Pkw-Verkehr dosieren

Im Raum steht, dass dann der gesamte Verkehr auf der Route dosiert werden könnte. Für Lkw gilt bereits jetzt an besonders verkehrsstarken Tagen eine Blockabfertigung an der Grenze zu Bayern, was dort regelmäßig für massive Rückstaus sorgt. In Zukunft könnte davon auch der Pkw-Verkehr betroffen sein.

Falls sich die Autobahnverengung am Brenner nicht mehr vermeiden lässt, steht auch für Geisler fest: „Dann müssen die Blockabfertigungen so gestaltet werden, dass es kein totales Chaos gibt.“

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Damit solche drastischen Maßnahmen auch EU-rechtlich halten, braucht es die Verkehrsstudie als Grundlage, um diese Dosierungen von Schwer- und Reiseverkehr begründen zu können.

Stopp am Walserberg

In Salzburg denkt die Landespolitik, wie berichtet, bereits jetzt darüber nach, Pkw am Walserberg bei großen Urlauberwellen aus dem Norden blockweise Richtung Tauernautobahn (A10) – der zweiten wichtigen Alpenquerung in Österreich – abzufertigen. Bayern droht bereits mit einem EU-Vertragsverletzungsverfahren.

Das Feiertagswochenende führte wieder einmal vor Augen, wie Urlaubermassen immer wieder mit ihren Autos durch Österreich walzen. Auf der Tauernautobahn gab es Staus mit bis zu 28 Kilometern Länge, was auch Baustellen geschuldet war. Vor allem eine Brückenbaustelle bei Werfen verschärft heuer den Stausommer.

Ursprünglich war dem Land zugesichert worden, dass erst nach dem Reiseverkehr im Herbst wieder weitergebaut wird. Das geht jetzt aufgrund der Lieferengpässe in der Baubranche nicht.
Sonst werde man bis zum Winter nicht fertig, hieß es vonseiten der Asfinag.

Die nächsten Großbaustellen

Und es stehen bereits die nächsten Großbaustellen an: Ofenauer- und Hieflertunnel sowie die Tunnelgruppe Werfen müssen umfangreich saniert werden. Die Arbeiten beginnen heuer im Herbst, in einer ersten Phase über den Sommer 2023, aber noch ohne Verkehrsbeeinträchtigung.

Dann beginnt eine Phase mit Gegenverkehr in den Tunnels. Gesamtdauer: Mindestens bis 2025.

Reisewochenenden wie zu Pfingsten wird das voll treffen. Im Sommer sollen die Tunnel hingegen frei passierbar sein. In Salzburg ist man aber skeptisch, ob diese Zusage hält. Die Erfahrung mit der Brückenbaustelle Werfen hat das diesbezügliche Vertrauen nicht gerade erhöht.