Chronik/Oberösterreich

Skifahren am Hinterstoder: "Hätten schon perfekt starten können“

Helmut Holzinger (57) ist Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen AG.

KURIER: Kann man bei Ihnen schon Ski fahren?

Helmut Holzinger: Es ist schon angerichtet. Es hat oben die Beschneiung gut funktioniert, dazu kamen 20 cm Naturschnee. Die Mittelstation liegt auf 1.400 Metern, der höchste Punkt ist auf 2.000 m. Wir hätten an diesem Wochenende schon perfekt starten können. Aufgrund der Covid-Notverordnungen sind die Seilbahnen aber noch gesperrt.

Ab wann kann man bis zur Talstation runterfahren?

Es wird an der Talabfahrt gearbeitet, sowohl auf der Hannes-Trinkl-Strecke als auch auf der klassischen Talabfahrt. Bis Mitte Dezember sollten sie fertig sein.

Ab 24. Dezember dürfen Sie die Bahnen und Lifte in Betrieb nehmen. Wie sehen Ihre Vorsichtsmaßnahmen aus?

Hier gibt es ein österreichweites Sicherheitskonzept. Diese Handlungsanleitungen hat es schon im Sommerbetrieb gegeben, sie wurden nun für den Winter adaptiert. Wir sind eingestuft wie der öffentliche Verkehr. Es ist verpflichtend, Mund-Nasenschutz im Bereich der Liftstationen zu tragen und wenn der Ein-Meter-Abstand unterschritten wird. Es gibt Schulungen und Anweisungen für unsere Mitarbeiter, damit die Teams geschützt sind. Weiters bestehen klare Notfallpläne, die gemeinsam mit der Bezirkshauptmannschaft und der Tourismusregion entwickelt worden sind.

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Wir haben die Fahrzeiten geändert und werden eine halbe Stunde früher starten, also um 8 Uhr. Damit es zu einer Entzerrung beim Anstellen kommt. Die Anstellzonen und Stauräume in den großen Bahnen werden im Innenbereich verkleinert und in den Außenbereich verlegt. In den Hallen ist der Mund-Nasen-Schutz verpflichtend zu tragen. Die Förderleistungen bei den Seilbahnen müssen nach der neuesten Verordnung um 50 Prozent reduziert werden. Das stellt natürlich eine deutliche Verschlechterung zur Ist-Situation dar, da die Anstellzeiten sich verlängern werden. Aber wir hoffen, dass unsere Gäste sich hier verantwortungsvoll verhalten und Verständnis für diese besondere Situation haben.

Sie haben eine Sechserkabinenbahn und eine Zehnerkabinenbahn oben am Hirschkogel. Diese sind also nur zur Hälfte ausgelastet.

Durch die neue Verordnung ist die Personenanzahl von sechs auf drei bzw. von zehn auf fünf zu reduzieren. Wir hoffen, dass das ab 7. Jänner aufgehoben wird. Die Kabinen werden mehrmals täglich desinfiziert.

Beim Anstellen wird der Österreicher wieder mehr Rücksicht nehmen müssen, damit der Ein-Meter-Abstand eingehalten wird. Das muss vornehmlich eigenverantwortlich passieren. Wir werden Stauberater installieren, damit das einfacher umgesetzt werden kann. Wir werden auch über Lautsprecher Informationen und Warnungen geben.

Auch beim Liftfahren ist der Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sowohl beim Sessellift als auch beim Schlepplift.

Wie wird sich das Anstellen bei den Kassen abspielen?

Hier gibt es ebenfalls Änderungen. Wir haben seit zwei, drei Jahren gut funktionierende Webshops. Wer bereits eine Skikarte von früher hat, kann über die darauf abgedruckte ID-Nummer bereits zu Hause die Karte neuerlich aufladen. Damit entfällt das Anstellen an der Kasse.

Ist das auch mit der Karte aus der vorjährigen Saison möglich?

Ja, das geht. Es geht nur um die Karten-ID auf der Rückseite.

Man kann sich auch im Webshop ein Ticket mittels Kaufbestätigung und aufgedrucktem QR-Code lösen, mit der man sich bei vier Automaten in Hinterstoder die Skikarte abholen kann.

Die dritte Möglichkeit ist der Kauf der Skikarte bei unseren Partnern in den Hotels, sofern sie wieder geöffnet sind. Damit entfällt ebenfalls das Anstellen an der Kasse.

Welchen finanziellen Schaden erleiden die Bergbahnen durch die Schließung bis zum 24. Dezember?

Wir haben das Commitment unserer Eigentümer aufzusperren, egal wie sich die Situation am Ende der Saison darstellt. Das ist ein Dankeschön an unsere Tagesgäste und an unsere Region. Wir haben ein wichtiges Geschäft schon hinter uns gebracht, den Vorverkauf im Oktober. Normalerweise kaufen 12.000 bis 13.000 Wintersportler eine Saisonkarte. In der Schröcksnadel-Gruppe betreuen wir diese seit mehr als zehn Jahren sehr gut über die SunnyCard. Dieses Geschäft ist heuer erstmalig eingebrochen, obwohl wir eine Pandemie-Rückversicherungsgarantie gegeben haben. Wenn es zu Schließungen kommt, gibt es am Ende der Saison für den Kartenbesitzer Geld zurück.

Ist das Schließen bis Weihnachten verkraftbar?

Dank der Verordnung wird der Umsatzverlust zum Vorjahr mit 50 Prozent refundiert. Das ist eine deutliche Hilfestellung.

Im Weihnachtsgeschäft geht es um das Eingemachte. In den 1990er-Jahren gab es viele Winter, man glaubt das heute kaum, wo wir erst Mitte bis Ende Jänner starten konnten. Seit die Beschneiung funktioniert, haben wir seit zehn Jahren eine sehr stabile Entwicklung. Dank dieser Investitionen haben wir in Hinterstoder 330.000 bis 350.000 Gäste, auf der Wurzeralm 130.000. Früher waren es 150.000. Wenn das Weihnachtsgeschäft wegfiele, wären das 5.000 Gäste mal 14 Tage. Wir würden also 70.000 Skier Days verlieren (Gäste, die an einem Tag das erste Mal eine Liftanlage nutzen, d. h. auch bei mehrmaliger Beförderung wird pro Gast nur ein Skier Day berechnet, Anm.). Damit würden 20 bis 25 Prozent des Umsatzes wegbrechen. Das ist genau das, was man am Ende braucht, um positiv zu bilanzieren. Wir können am 24. Dezember starten, aber leider sind die Mitarbeiter der Gastronomie und der Hotellerie durch die Sperren bis 7. Jänner doch stark von der Arbeitslosigkeit betroffen. Das sind in unserer Region mehrere Hundert Mitarbeiter.

In den vergangenen zehn Jahren hat der Start Anfang Dezember immer funktioniert, zu Weihnachten war dann Vollbetrieb. Mit den Investitionen haben wir auch internationale Nachfrage produziert. Der Weltcup hat enorm dazu beigetragen, dass Gäste aus Tschechien, der Slowakei, aus Ungarn, aus Kroatien etc. gekommen sind. Wir hoffen, dass die Reisewarnungen ab 7. Jänner aufgehoben werden und wir doch bis Saisonende einiges aufholen können.

Wie stark sind die Auswirkungen?

Von der Gesamtsaison sind sicherlich 20 bis 25 Prozent bereits verloren. Trotzdem freut es mich, dass wir den Kindern und den Familien den Zugang zum Skifahren und zum Bergerlebnis ermöglichen können. Obwohl es wirtschaftlich kaum darstellbar ist. Aber Skifahren ist nun einmal in Österreich der Volkssport Nummer eins.