Internetbekanntschaft aufgelauert: Mordversuchsprozess in Wels
Von Josef Kleinrath
Zweifache Freiheitsentziehung, schwere Nötigung und Mordversuch mit einem Messer. So lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft Wels gegen einen in München lebenden israelischen Staatsbürger. Der Mann soll im Oktober des Vorjahres in Regau (Bezirk Vöcklabruck) in Oberösterreich einer 34-jährigen Frau - sie ist niederländische Staatsbürgerin - aufgelauert und dann in ihrem Haus festgehalten haben.
Schon bei der ersten Attacke soll es zu einer Verletzung gekommen sein. Der Frau ist später die Flucht vor ihrem Peiniger gelungen, nachdem der Mann sie aus der Wohnung weggebracht habe. Dabei sei sie - in Mordabsicht, wie die Staatsanwaltschaft überzeugt ist - mit einem Messer am Hals verletzt worden.
Dem Einschreiten eines Nachbarn - er ist am Mittwoch auch als Zeuge geladen - dürfte es zu verdanken sein, dass die Frau noch am Leben ist. Der Angeklagte ist nach der Messerattacke mit dem Fahrzeug geflüchtet und konnte nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei festgenommen werden. Er hatte sein Fahrzeug gegen einen Strommasten in einem freien Feld gelenkt.
Internetbekanntschaft in Corona-Zeit
Der 26-jährige Mann, der nun in Wels vor Gericht steht, und die Frau sollen sich während Corona in einem Internet-Chat kennengelernt haben und über Jahre hinweg virtuell Kontakt gehalten haben - zu einem persönlichen Treffen ist es in der Zeit niemals gekommen.
Bis eben zu jenem Dienstag im Oktober, der für die Frau fast tödlich geendet hätte. Der Mann hat in den Einvernahmen zwar eingeräumt, die Frau mit dem Messer verletzt zu haben. Er bestreitet allerdings nach wie vor, dass er die Frau töten wollte.
Warum er genau an diesem Tag in Regau aufgetaucht ist, habe der Mann bei den Befragungen offengelassen. Laut einem Gerichtsgutachten sei der Mann zurechnungsfähig. Die Verhandlung ist für zwei Tage angesetzt.