Chronik/Niederösterreich

Wiener Neustadt verhängt Bausperre für Wohnkomplexe

Wiener Neustadts Straßen, die Kanalisation, Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen halten mit dem rasanten Wachstum der Stadt nicht mehr mit. Im Jahr 2010 wurden noch 40.790 Hauptwohnsitze gezählt, acht Jahre später sind es bereits 44.941. Und jährlich kommen 500 bis 800 neue Bewohner dazu.

Mit einer generellen Bausperre für alle Projekte mit mehr als zehn Wohneinheiten schiebt die Stadt dem uneingeschränkten Wildwuchs im Wohnbau nun einen Riegel vor. Am Montag wurde eine entsprechende Verordnung vom Gemeinderat beschlossen. „Wir müssen unsere Grünräume schützen und alles dafür tun, um die hohe Lebensqualität zu erhalten“, sagt ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger.

Mit dem Stadtentwicklungsprozess 2030 will die Stadt die entsprechenden Rahmenbedingungen und eine „städteplanerische Richtschnur“ für mindestens zehn Jahre erarbeiten. Damit aber nicht ein Betonkoloss nach dem anderen diese Bestrebungen zunichte macht, zog die Politik die Reißleine.

Häuselbauer

Durch den massiven Wohnbau und der damit verbundenen Verkehrsproblematik sollen ganz klare bauliche Grenzen in der Stadt gesetzt werden. „Einfamilienhäuser sind davon nicht betroffen. Wir müssen beim großvolumigen Wohnbau steuernd eingreifen und begrenzen“, erklärt ÖVP-Baustadtrat Franz Dinhobl.

Derzeit sind Projekte mit fast 3000 Wohneinheiten in Wiener Neustadt in der Planung. Sie alle werden von der Bausperre betroffen sein. Jedes Vorhaben muss über den Tisch des 2016 gegründeten „Fachbeirates zur Entwicklung und Planung von Wohn- und Gewerbeobjekten“.

Die Experten beurteilen jeden Bau nach Kriterien wie der Bebauungshöhe, der Wohndichte und den Auswirkungen auf die Umgebung. Nur jene Projekte, die ausdrücklich vom Baudirektor, den Verkehrsplanern und den anderen Mitgliedern des Fachbeirates empfohlen werden, dürfen auch umgesetzt werden. Der Rest liegt bis auf weiteres auf Eis. Schneeberger ist bewusst, dass die Wohnbauträger durch diese neue Regelung „Haare lassen müssen“.

Alle Inhalte anzeigen

Verlängerung

Die Bausperre ist vorerst zwei Jahre in Kraft. Bis dahin sollte auch der Stadtentwicklungsplan 2030 fertig sein und feststehen, welche Flächen in Zukunft für große Wohnbauten überhaupt noch infrage kommen. „Man könnte die Bausperre danach noch einmal wiederholen, sollte man diese Verlängerung für weitere zwei Jahre benötigen“, erklärt Schneeberger.