Chronik/Niederösterreich

Volks-Votum in Pitten: Prinzhorn denkt nicht daran, abzuwandern

Am kommenden Sonntag entscheidet sich, wie es mit der Papierfabrik Hamburger und den rund 280 Arbeitsplätzen weitergeht. Abgestimmt wird über eine 15-jährige Bausperre. Erstmals mischt sich nun der Chef des Industriekonzerns, Cord Prinzhorn, in die öffentliche Debatte ein.

KURIER: Pitten und Hamburger haben eine lange gemeinsame Geschichte. Wie groß ist die Bedeutung des Standorts?

Cord Prinzhorn: Seit dem Jahr 1853 ist Hamburger eng mit Pitten verbunden. Das war bei meinem Großvater so, das ist bei meinem Vater so, und das bleibt auch für mich so. Hier sind unsere Wurzeln, das Büro von heute ist das Wohnhaus meiner Großeltern.

Ob das eine sentimentale Beziehung begründet? Ja, natürlich. Viel stärker als Sentimentalität ist aber der Wunsch, dass es mit dem Standort in Pitten auch die nächsten 166 Jahre gut weitergeht.

In der Debatte um die Werkserweiterung kursieren unterschiedlichste Zahlen. Inwiefern profitiert die Region?

Was hier über mehrere Generationen geschaffen wurde, ist tatsächlich ein für die Region nicht unwesentlicher wirtschaftlicher Faktor. Darüber hinaus achten wir darauf, dass wir Dienstleistern und Zulieferern aus der Region den Vorzug geben.

Das waren in letzten beiden Jahren rund 3 Millionen Euro allein an Unternehmen in Pitten. Im vergangenen Jahr haben wir an 295 Lieferanten im Umkreis von 50 Kilometern Aufträge in einer Höhe von 16 Millionen Euro vergeben. 400.000 Euro Kommunalsteuer gingen jährlich an die Gemeinde.

Ist der Standort ohne Ausbau tatsächlich gefährdet? Ihre Bilanzen sehen sehr gut aus.

Warum gibt es die Hamburger noch nach über 160 Jahren? Ich würde sagen, weil wir in Generationen und nicht in Finanzquartalen denken. Wenn allerdings einseitig und mit Unterstellungen gegen unsere Firma kampagnisiert wird, wenn man uns einmauern will, dann haben wir schon Grund zur Sorge. Gerade bei der Hochwasserthematik sitzen wir alle im selben Boot.

Alle Inhalte anzeigen

Hamburger will im Zuge der Werkserweiterung einen Teil des Hochwasser-Schutzprojekts bezahlen. Die Höhe des Anteils ist strittig, oder?

Sehen sie, das ist ein Teil dessen, was ich mit „Unterstellungen“ gemeint habe. Es wird so getan, als gäbe es bereits ein konkretes Projekt in der Schublade und jetzt müssten nur mehr die Millionen verschoben werden.

Was es gibt, sind erste Überlegungen. Absurd ist zudem, dass der Wasserverband eine Optionen-Studie beauftragt hat, die im Juni fertig sein soll. Und nun möchte Herr Strametz (Initiator der Volksbefragung, Anm. d. Red.) mit der Volksbefragung bereits davor vollendete Tatsachen schaffen.

Haben Sie Verständnis für Anrainer die neben einer Papierfabrik leben? Viele befürchten zusätzliche Emissionen.

Natürlich habe ich hier Verständnis. Eine Modernisierung unseres Werkes würde helfen, diese Faktoren zu reduzieren. Wir haben jedenfalls den Anspruch, als anständiger Partner mit unseren Nachbarn über eine gemeinsame Zukunft zu reden.

Wie verhält sich der Konzern im Fall einer Bausperre?

Ich sag ihnen etwas: Bei uns entscheiden noch immer Menschen und nicht irgendein Konzern. Wir denken langfristig und bekennen uns zum Standort. Es mag sein, dass andere Unternehmen sich leichter tun, zu sagen, ok, dann ziehen wir halt nach Ungarn. Wir nicht.

Ist die Müllverbrennung eigentlich für Pitten noch ein Thema?

Wir haben dazu aktuell keine konkreten Pläne in der Schublade, obwohl die Genehmigung vorliegt. Bei einer Bausperre von 15 Jahren wären wir unter Umständen aber aus energiepolitischen Aspekten gezwungen, uns wieder mit diesem Projekt zu beschäftigen.

Für uns wäre allerdings die langfristige Absicherung des Standorts mit modernster Umwelttechnologie die bevorzugte Variante.