Turntrainer mit 93: „Wir motivieren uns gegenseitig“
Von Teresa Sturm
Im Jahr 1981 hat Herbert Jenik damit begonnen, am Montag in der Römerhalle in Zeiselmauer (Bezirk Tulln) vorzuturnen. 40 Jahre hat der Niederösterreicher damit auch nicht aufgehört. Gestoppt hat ihn jedoch nicht sein Alter – immerhin ist er bereits 93 Jahre alt – sondern die Corona-Pandemie. Nun hofft er, bald wieder mit den Seniorinnen und Senioren turnen zu können.
Denn das war, wie so vieles, in den vergangenen Monaten nicht möglich. „Wir sind als Senioren lauter gefährdete Personen“, sagt Jenik. Viele würden zu Hause die Übungen machen. „Wichtig ist, dass wir gesund bleiben.“
Vor Corona kamen jeden Montag etwa an die 20 Leute, vor allem Frauen, zum Training von Jenik. „Wir motivieren uns gegenseitig“, sagt der Pensionist.
Sportlich war Jenik immer. „Ich habe als Kind schon einen Handstand gemacht. In der Schule bin ich die Seile bis ganz nach oben geklettert, ohne die Beine zu nutzen“, sagt Jenik heute. Er ist in Wien aufgewachsen, hat mit seiner Frau Elfriede drei Söhne großgezogen.
Das lange Leben des Pensionisten war nicht immer einfach. Nach der dritten HTL-Klasse bekam er einen Einberufungsbefehl. Die Erinnerungen an den Krieg hat Jenik detailliert niedergeschrieben. Auch von seiner Rückkehr nach Wien, wo er aufgewachsen ist, schreibt er: „Das Wiedersehen nach vielen Monaten Ungewissheit war wunderbar. Ich benötigte einige Tage, um zu realisieren, dass ich wirklich zu Hause bleiben kann.“
Meister im Turnen
Trotz seiner Erfahrungen spricht Jenik nur positiv über das Leben. Ein Jammerer ist er nicht. Nach dem Krieg macht er die Matura und beginnt bei der Bahn zu arbeiten, wo er in der Anlagensicherung tätig war. Bald habe er auch wieder zum Geräteturnen begonnen. 1954 wird er Österreichischer Meister im Ringeturnen. Wenig später baut er für die Familie ein Haus in Zeiselmauer: „Ich bin so froh, dass ich da heraußen wohne und den Garten habe.“ Und auch an neuer Technologie erfreut er sich: „Ich bewunder das Handy. Da hab ich so viel Freude beim Bäume schneiden. Da habe ich kostenfrei meine Lieblingsmusik, wenn ich im Garten arbeite.“
Jenik, der bereits Ur-Großvater ist, verbrachte seine Urlaube aber nicht nur im Garten. Mit seiner Frau bereiste er alle Kontinente. Zudem organisierte er Reisen und Ausflüge für eine Pensionistengruppe. Bis zu seinem 90. Lebensjahr ist er Ski gefahren.
2019 wurde er als einer von Niederösterreichs Seniorensportler vom Land NÖ geehrt. „Das freut einen dann schon. Aber ich glaube, ich habe es verdient, da ich seit 40 Jahren vorturne“, sagt er und lacht verschmitzt.
Der Auszeichnung will er bald wieder alle Ehre machen. Derzeit wartet Jenik darauf, dass die Verbandsleitung das Okay gibt und er seine Seniorinnen wieder trainieren darf.