Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

Fahrscheinkontrolleur attackiert: "In 19 Berufsjahren so etwas noch nicht erlebt"

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Vermutlich hätte es ein Blitz-Prozess werden können, zu Beginn der Verhandlung am Landesgericht St. Pölten kündigt der Anwalt noch ein Geständnis seines Mandanten an. Doch darauf warten Richterin und Staatsanwältin vorerst vergebens. Denn was der 20-jährige Iraker über den Vorfall in Bus Nr. 451 von Hütteldorf nach Gablitz zu erzählen hat, klingt eher nach einer Kaffeefahrt als nach einer Tat mit einem Verletzten.

"Er hat mir den Weg versperrt"

Fest steht, dass der junge Mann am 24. August 2021 ohne Fahrschein in dem Bus saß. "Ich hatte keine Möglichkeit mir ein Ticket zu kaufen", erzählt der Angeklagte. Nach ein paar Stationen sei schließlich ein Fahrscheinkontrolleur aufgetaucht, seinen Ausweis wollte der 20-Jährige nicht herzeigen. Schließlich soll es zu einem Wortwechsel gekommen sein, "Ich wollte dann aussteigen, der Kontrolleur hat mir aber den Weg versperrt und mich festgehalten", erzählt der Iraker. Dabei seien beide zu Boden gestürzt, er habe dem Mann sogar noch aufgeholfen, draußen dann auf die Polizei gewartet.

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Das Opfer kann dieser Version allerdings wenig bis gar nichts abgewinnen. "In 19 Berufsjahren habe ich so etwas noch nicht erlebt", echauffiert sich der Kontrolleur. Er sei von dem jungen Mann zwei Mal gestoßen worden, bei der zweiten Attacke sei er gestürzt. Die Folgen: Verletzungen am Knie und Rücken. "Solche Schmerzen hatte ich überhaupt noch nie", sagt der Niederösterreicher, der sich zwei Wochen im Krankenstand befand.

Während ein Kollege, der sich ebenfalls in dem Bus befand, die Polizei alarmierte, sei der Beschuldigte über mehrere Sitze geklettert und schließlich davongelaufen. Kurze Zeit später konnte er gestoppt werden.

Entschuldigung

Nachdem dem Iraker klar wird, dass im Falle einer Verurteilung eine mögliche Abschiebung vollzogen werden könnte, gibt er nach Absprache mit seinem Verteidiger den Stoß doch noch zu und entschuldigt sich bei dem Kontrolleur, der diese aber nicht annimmt. Der Angeklagte kommt mit einer Diversion davon, die Probezeit beträgt zwei Jahre. Außerdem will der bislang arbeitslose Mann endlich mit einer Lehre beginnen.

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