Positive Fahrgastbefragung für Initiative ein „Schildbürgerstreich“
Von Kevin Kada
Seit Dezember 2019 fährt kein Zug mehr auf der Regionalbahnlinie „Schweinbarther Kreuz“, die durch die Bezirke Mistelbach und Gänserndorf führt. Stattdessen müssen die Pendler nun in Bussen ihren täglichen Weg zur Arbeit und nach Hause bestreiten. Laut einer Fahrgastbefragung des Landes NÖ und dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) haben sich die neuen Buslinien 530 und 535 bewährt.
100 Personen mehr
Täglich fahren 805 Personen mit den Bussen, geht aus der Befragung hervor. Die Bahnlinie wurde zuletzt von rund 700 Personen täglich genutzt. „Zwei Monate nach der Einstellung der Bahn gibt es heute in Summe 100 neue Öffi-Nutzer in der Region durch das von uns eingesetzte Bussystem“, zieht der nö. Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko Bilanz.
Eine weitere Zahl aus der Befragung: 240 Personen, die die Bahn zuvor nicht genutzt haben, fahren jetzt mit dem Bus zu den weiterführenden Bahnhöfen nach Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach) oder Gänserndorf. „Aus unserer Sicht kommen diese Zahlen aufgrund des ausgedehnten Angebots oder des besseren Komforts und der Barrierefreiheit der Busse zustande“, erklärt das Büro Schleritzko auf KURIER-Nachfrage.
Umstieg auf das Auto
Gerhard Mayer, Mitbegründer der Bürgerinitiative „Regionalbahn statt Bus“, sieht das grundsätzlich anders: „Das ist ein weiterer Schildbürgerstreich vom Büro Schleritzko. Jeder hier in der Region sieht, dass die Busse leer durch die Gegend fahren und dann will man uns solche Zahlen unterbreiten. Wir glauben nicht, dass diese Zahlen stimmen.“
Mayer ist selbst Pendler und nutzt die neuen Buslinien. Zu den Stoßzeiten sind tatsächlich viele in den Bussen, meint auch Mayer. Aber: „Viele sind, wie bereits vor der Einstellung der Linie angekündigt, nun auf das Auto umgestiegen und fahren damit zu den Bahnhöfen.“
Neues Konzept zur Wiederbelebung
Für Mayer ist die Fahrgastbefragung eine Alibiaktion, der Zeitpunkt sei nicht zufällig gewählt. Denn gestern Abend präsentierte die Privatbahn Graz-Köflacher-Bahn (GKB) ein neues Verkehrskonzept für die Wiederbelebung des Schweinbarther Kreuzes. „Und just an dem Tag werden mittags die Fahrgastbefragung und zusätzlich noch E-Mails an die Bürgermeister ausgeschickt? Das glaubt dem Land doch niemand“, sieht Mayer darin eine Aktion, um die Präsentation am Montagabend zu stören.
Bei jener Veranstaltung präsentierte die GKB ihr Konzept den Bürgerinitiativen sowie den betroffenen Bürgermeistern. Grob soll es um ein dreistufiges Projekt gehen. Zunächst soll die Linie wiederbelebt und später erweitert werden, um eine direkte Verbindung bis nach Wien-Leopoldau ohne Umstieg zu ermöglichen. Hinzu kommt eine Elektrifizierung der Strecke inklusive neuem Wagenmaterial im letzten Ausbauschritt.
Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen eine Attraktivierung und somit Steigerung der Pendlerzahlen. „Wir hoffen, dass die Bürgermeister den Vorschlag unterstützen und wir dadurch eine gestärkte Verhandlungsposition bei den ÖBB und beim Land NÖ haben“, erklärt Mayer. Das Büro Schleritzko kontert: „Wir sind da nicht zuständig. Das ist eine Sache zwischen GKB und ÖBB.“