KURIER-Talk: „Warten auf Herkunftskennzeichnung“
Von Martin Gebhart
Die Corona-Pandemie hat bei den Konsumenten zu einem Umdenken geführt. Regionalität hat an Bedeutung gewonnen. Damit das auch nach der Krise so bleibt, haben die Landwirte zwei konkrete Forderungen an die Bundespolitik, wie Paul Nemecek, Direktor des Bauernbundes NÖ, im KURIER-Talk im Pods & Bowls unterstreicht. Da wäre einmal die Umsetzung der Herkunftskennzeichnung, die für heuer versprochen worden ist, und eine Absage an die Freihandelsabkommen.
Bei der Herkunftskennzeichnung ist für Nemecek Gesundheitsminister Rudolf Anschober in der Ziehung. „Im Regierungsprogramm ist die Herkunftskennzeichnung bei der Gemeinschaftsverpflegung und für verarbeitete Produkte bereits für das Jahr 2021 verankert. Wir warten sehnsüchtig darauf, dass er endlich das Regierungsprogramm zur Umsetzung bringt“, sagt Nemecek. Wenn das dann lückenlos passiere, habe es etwa billigeres Fleisch aus Übersee in den heimischen Supermarktregalen schwerer.
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Bei den Freihandelsabkommen verweist Paul Nemecek vor allem auf den Mercosur-Pakt, den die EU mit Südamerika verhandelt. Da werde Regenwald abgeholzt, um billig Rindfleisch produzieren zu können. „Und dieses Rindfleisch wird dann mit klimaschädlichen Transporten, sei es mit dem Schiff oder gar mit dem Flugzeug, nach Europa gebracht. Das Traurige daran ist, dass das Fleisch trotz der langen Transportwege sogar viel, viel billiger ist als das unsrige. Und es verdrängt damit die heimische Produktion“, sagt er.
Dieses Verdrängen gefährde auch die Versorgungssicherheit in Österreich, die wegen der Hamsterkäufe im Vorjahr vor dem ersten Lockdown zum Thema geworden ist. Die heimische Landwirtschaft konnte damals rasch die leeren Regale wieder füllen. Für Nemecek ein Auftrag für die Zukunft: „Wir müssen jetzt viel mehr darauf schauen, dass die Versorgungssicherheit auch für die künftigen Krisen gegeben ist.“
Kleiner Lichtblick
Dass die Gastronomie seit Monaten nicht öffnen kann, spürt natürlich die Landwirtschaft. Das ziehe sich durch alle Bereiche durch. Was hingegen stark zugenommen hat, ist der Ab-Hof-Verkauf. Nemecek: „Die Ab-Hof-Verkäufe sind gestiegen. Das hat folgenden Vorteil: Umso direkter die Kette Konsument-Bauer geschlossen ist, umso höher ist natürlich auch die Wertschöpfung.“ Den Trend zum Ab-Hof-Verkauf müsse man in der Zukunft noch mehr verstärken.
Was den Bauernbund in Zeiten der Pandemie schmerzhaft trifft, ist das Fehlen eines gesellschaftlichen Lebens. So gab es den großen Bauernbundball heuer nur per Video. Nemecek: „Das trifft natürlich eine Organisation wie den Bauernbund – aber auch sehr viele Vereine – hart.“ Man müsse eben jetzt noch durchbeißen. Aber: „Ich bin zuversichtlich, dass der nächste Bauernbundball wieder normal stattfinden wird.“