Hochwasser im Bezirk Krems: "Wassermassen wie noch nie"
Von Sophie Seeböck
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Ausgestattet mit Hochdruckreinigern und Besen ist Christa Mülbe am Montagvormittag mit Aufräumarbeiten vor ihrem Haus im Ortskern von Furth bei Göttweig (Bezirk Krems) beschäftigt. Die schmale Straße, die das Gebäude vom sonst so ruhigen Fladnitzbach trennt, ist noch verdreckt. Die Sandsäcke, mit denen sie das Tor zum Innenhof vor den über die Ufer getretenen Wassermassen abdichtete, liegen wieder ordentlich gestapelt am Straßenrand.
Im Pflaster des Innenhofes klafft ein Loch: „Das Wasser hat unseren Kanal gesprengt“, berichtet die Hausbesitzerin. „Bis ins Haus ist zum Glück kein Wasser vorgedrungen.“ Mit den Aufräumarbeiten sei man nun fast fertig. „Hoffentlich kommt nicht gleich das nächste Unwetter“, sagt Mülbe mit bangem Blick auf einzelne schwarze Wolken am Himmel.
Einige Tore weiter schrubbt ein älteres Ehepaar ihre Einfahrt mit Besen. „Das Wasser konnten wir zwar draußen halten, aber der Dreck kam trotzdem herein“, schildert Hausbesitzer Wolfgang Fessel. Als man sich vor den Wassermassen von außen gesichert hatte, blieb nur die Angst vor dem Grundwasser, das aber doch nicht zur Gefahr wurde.
"Wassermassen wie noch nie"
55 Jahre lebt Fessel schon in seinem Haus am Fladnitzbach, einen Pegelstand wie diesen habe er hier aber noch nie erlebt. Präventivmaßnahmen wie Bachbettreinigungen hätte er vor dem Hochwasser vermisst. Was ihn aber freut: Der Zusammenhalt im Ort nach der Katastrophe war sehr groß.
Ähnlich wie diesen beiden Betroffenen erging es vielen in der Ortschaft. Entlang der gesperrten Straße wurde während des KURIER-Lokalaugenschein vielerorts gepumpt, geputzt und ausgeräumt.
Besonders betroffen vom schweren Gewitter am Sonntagnachmittag waren und sind neben Furth bei Göttweig vor allem die Ortschaften Eggendorf, Höbenbach, Hörfarth, Meidling im Tal, Paudorf und Steinaweg. Die Region wurde am Montag zum Katastrophengebiet erklärt.
Laut Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos Krems standen am Montag fast 800 Feuerwehrleute aus 60 Feuerwehren, darunter sind drei Katastrophenhilfsdienst-Züge aus Gföhl, Langenlois und dem Bezirk Tulln, im Einsatz. Auch Feuerwehrtaucher der Tauchgruppe Nord seien an Ort und Stelle.
Pferde vor Fluten gerettet
"Sie haben unter anderem bei Furth einen Container gesichert, der von den Wassermassen der Fladnitz mitgerissen worden war. Dadurch konnte verhindert werden, dass der Container weiter abgetrieben wird und eine der nachfolgenden Brücken beschädigt. Bei Steinaweg haben sie fünf Pferde gerettet, die in ihrer Koppel eingeschlossen waren", hieß es seitens der Einsatzkräfte in einer Aussendung.
Nach wie vor seien die freiwilligen Helferinnen und Helfer am Montagnachmittag damit beschäftigt, Keller auszupumpen und Straßen von Muren zu befreien. Zusätzlich befänden sich auch sechs Großpumpen aus Krems, Tulln und St. Pölten, die pro Stunde jeweils 200.000 Liter Wasser fördern können, im Einsatz. Auch Feuerwehrzillen seien ins Krisengebiet gebracht und worden.
Auch der Pegel der Donau war in der Region auf ein gefährliches Ausmaß angewachsen, woraufhin im Bezirk Krems die Hochwasseralarmstufe ausgelöst wurde. Und auch am Montag konnte weiterhin keine Entwarnung in Hinblick darauf gegeben werden, so Bezirksfeuerwehrkommandant Martin Boyer.
"Noch ist der Pegel im Steigen. Die Feuerwehren entlang der Donau haben bereits vorgesorgt bzw. treffen im Moment die notwendigen Maßnahmen. Mit einer Entspannung der Lage ist frühestens am Montagabend zu rechnen." Die Donau führt derzeit ein zwei- bis fünfjährliches Hochwasser.