Gestohlenes Auto von Szenewirt nach Bankomat-Coup abgefackelt
Von Patrick Wammerl
Es war am vergangenen Freitag, als Kriminelle in Wiener Neustadt einen Audi Q7 unbemerkt aus einer Hauseinfahrt mitgehen ließen. Der Wagen gehörte der Familie des Wiener Neustädter Szenewirten Michael Doci.
In der Nacht auf Dienstag diente der gestohlene Wagen den unbekannten Gangstern für einen aufsehenerregenden Coup. Zum zweiten Mal nach dem 19. März wollten Kriminelle den Bankomaten in der Metro-Filiale an der Neunkirchner Allee knacken. Sie nahmen den SUV als Rammbock und krachten Dienstag gegen 2.45 Uhr nachts durch das Eingangsportal des Großmarktes. Ihnen gelang es zwar, den Stand-Bankomaten aus der Bodenverankerung zu reißen. An das Bargeld in den stählernen Geldkassetten gelangten die Kriminellen jedoch nicht.
Brennbare Flüssigkeit
Um ihre Spuren zu verwischen, verschütteten die Täter im Foyer eine brennbare Flüssigkeit und steckten den Bankomaten damit in Brand. Anschließend flüchteten sie. Nachdem gegen 2.48 Uhr ein Einbruchs- und Brandmeldealarm ausgelöst wurde, rückte die Wiener Neustädter Feuerwehr zum Löscheinsatz aus. Da rasch klar war, dass es sich schon wieder um einen Tatort handelte, versuchten die Feuerwehrleute möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Die Flammen selbst waren bereits durch die Sprinkleranlage gelöscht.
Parallel dazu leitete die Polizei eine Alarmfahndung ein. Nur kurze Zeit später langte gegen drei Uhr früh die Meldung über ein lichterloh brennendes Fahrzeug bei Seebenstein im Nachbarbezirk Neunkirchen ein. Die Verdächtigen hatten den Fluchtwagen auf der Park&Ride-Anlage der Autobahnabfahrt abgestellt und mit Brandbeschleuniger ein Feuer gelegt. Der Pkw brannte zur Gänze aus. Über die Fahrgestellnummer fand die Polizei heraus, dass er vor ein paar Tagen den Besitzern des Restaurants Luigi am Wiener Neustädter Hauptplatz gestohlen wurde. „Wir haben alle möglichen Theorien angestellt, wer dahinter stecken könnte. Aber auf so etwas wären wir niemals gekommen. Das ist wie im Film“, sagt Michael Doci.
Gruppe aus Moldawien
Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Der Einbruch ist bereits der achte Bankomat-Angriff in Niederösterreich in diesem Jahr. In sieben Fällen ermittelt die Diebstahl-Gruppe des nö. Landeskriminalamtes. Bezüglich eines gescheiterten Geldautomaten-Coups im Stadtteil Wagram in St. Pölten erhebt die örtlich zuständige Polizeiinspektion. Nachdem die Exekutive bereits Ende 2018 einer in mehreren Bundesländern tätigen, sechsköpfigen Bankomat-Bande aus Moldawien das Handwerk gelegt hatte, sei nun „offenbar eine neue Tätergruppe unterwegs“, sagt Polizeisprecher Johann Baumschlager.