Frauen betäubt: Falscher Arzt ist gefährlicher Serientäter
Von Patrick Wammerl
Die eigene Freundin hatte keinen Tau von den perfiden Machenschaften ihres Partners. Mit Arztkittel, Mundschutz und Endoskop soll sich ein 37-jähriger Elektriker aus der Buckligen Welt (NÖ) als erfahrener Chirurg ausgegeben haben. Christian R. hat Frauen auf einschlägigen Internetseiten und Datingplattformen kennengelernt. Bei Treffen in seinem Haus soll er sie betäubt und die wehrlosen Opfer gynäkologisch „untersucht“ und schließlich ausgeraubt haben. Bereits 2012 hatte der Mann eine ähnliche Straftat begangen. Damals versuchte er im Zuge eines Überfalles, eine Geliebte mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Tuch zu betäuben.
Ins Rollen gekommen war der aktuelle Fall, nachdem eine 37-jährige Wienerin am 19. November Anzeige erstattete. Sie gab an, von einem Mann im Bezirk Wiener Neustadt betäubt und um einen fünfstelligen Euro-Betrag erleichtert worden zu sein. Aufgrund der Vorgangsweise, die aus den Schilderungen hervorging, wurden die Spezialisten der Raubgruppe des nö. Landeskriminalamts mit dem Akt betraut. Die Ermittler um Chefinspektor Josef Deutsch fanden heraus, dass sich der 37-Jährige auf diversen Datingseiten mit den Pseudonymen Dr. Prokop und Dr. Senner als Frauenarzt und Chirurg ausgab.
Bislang ist bekannt, dass die 37-jährige Wienerin und eine 31-jährige Niederösterreicherin dem angeblichen Arzt in die Falle tappten. Er soll von August bis November 2020 engen Kontakt mit den Opfern geknüpft und ihr Vertrauen erschlichen haben. Sogar von Liebe, Beziehung und Hochzeit war die Rede. Wenn seine Freundin längere Zeit außer Haus war, lud er die Frauen zu sich ein, um sie bei der Gelegenheit auch gleich gynäkologisch zu behandeln. „Eines der Opfer wurde dabei mit Tabletten und Muskatnussessenzen betäubt. Durch die Verwendung medizinischer Geräte hat er Fachkenntnisse vorgetäuscht“, erklärt Deutsch.
Laut Polizeisprecher Heinz Holub hatte er sein Opfer dann in der Nacht unter dem Vorwand rasch geweckt, als Chirurg in einem Spital einen Eingriff vornehmen zu müssen. „Die Frau hat wenige Stunden später, als sie wieder bei Sinnen war, mitbekommen, dass das Geld fehlt“, so Holub.
Eingriffe im Internet abgeschaut
Bei einer Hausdurchsuchung wurde am Tatort belastendes Material sichergestellt. Wie der 37-jährige Elektriker bei seinen Einvernahmen angab, habe er sich auf Videoplattformen angesehen, wie die Untersuchungen durchzuführen sind.
Als die Polizei im Bezirk Neunkirchen im November von dem brisanten Fall in der Region erfuhr, läuteten bei den Beamten sofort die Alarmglocken. Die Kriminalisten kannten Christian R. noch aus der Vergangenheit. Er hatte im September 2012 für Schlagzeilen gesorgt, als er in Willendorf am Steinfeld eine 41-Jährige überfiel, die er zuvor via Internet kennengelernt hatte. Bei einem geplanten Treffen fiel er damals auf einem Parkplatz beim Einsteigen ins Auto von hinten über das Opfer her und versuchte, sie mit einem Gift-Tuch zu betäuben. Er wurde damals im Zuge einer Fahndung gefasst, musste für die Tat aber nicht einmal ins Gefängnis.
Da noch weitere Opfer vermutet werden, bittet das Landeskriminalamt um sachdienliche Hinweise unter 059133/303333.