Den Traubendieben im Weingarten auf der Spur
Von Patrick Wammerl
Johannes Knollmüller spaziert mit seinem Weimaraner „Simba“ an der Leine durch Badens Weingärten. Knollmüller ist nicht zum Vergnügen in dieser malerischen Gegend unterwegs. Der Polizist und Jagdaufseher ist, wenn es nach der Stadtgemeinde Baden geht, der neue Aufpasser der Weingärten in der Thermenregion.
Auf die Bitte des Weinbauvereins hin hat Bürgermeister Stefan Szirucsek zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen und Knollmüller als beeidetes „Feldschutzorgan“ angelobt. Hinter dem sperrigen Begriff steckt eine ehrenamtlich tätige Person, die kurz gesagt jede Form von Vandalismus, Verunreinigung oder Diebstahl hintanhalten soll. Schutzorgane sind befugt, verdächtige Personen zur Identitätsfestellung anzuhalten und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.
Selbstbedienung
Und wer wäre dafür prädestinierter als ein Polizist und Jagdaufseher. Knollmüller kennt seine rechtlichen Befugnisse und Möglichkeiten ganz genau. Aber warum in einem Weingarten patrouillieren? In der Thermenregion steht die Weinlese bevor und damit sind so manche böse Überraschungen zu erwarten. Die Weingärten und Hänge im Raum rund um Baden wurden zuletzt vermehrt zum Selbstbedienungsladen. Köstliche Zweigelt- , St. Laurent oder Rotgipfler-Trauben landeten im großen Stil in den Körben und Rucksäcken von Spaziergängern und Ausflüglern, beklagen die Winzer. Der Weinbauverein hat deshalb Alarm geschlagen.
Das Phänomen ist nicht ganz neu. Bereits 2015 sorgte ein Winzer in Traiskirchen für Schlagzeilen, weil er riesige Hinweisschilder mit Totenkopf-Symbolen und den Botschaften „Lebensgefahr“ und „Biohazard“ in seinem Weingarten aufgestellt hatte. Fremde hatten zum Eigengebrauch regelmäßig die Trauben von den Reben geschnitten. Er wollte sie mit den Schildern abschrecken.
Laut der Stadt Baden wurden die Hänge der Thermenregion seit dem Corona-bedingten Lockdown vermehrt zum Ziel ungebetener Gäste. Derzeit werden vermehrt Besucher beobachtet, die die prall gefüllten Weinreben für den Eigengebrauch plündern.
„Seit Corona sind viel mehr Menschen in der Gegend unterwegs und leider halten sich nicht immer alle an die Reglen“, schildert Knollmüller seine Erfahrungen. Als er sich im Frühjahr als Jagdaufseher regelmäßig in der Gegend aufhielt, beobachtete er sogar Spaziergänger, die Weinblätter im großen Stil von den Reben schnitten. Vermutlich sammelten sie diese zu Dekozwecken.
„Den Leuten fehlt teilweise leider das Verständnis dafür, dass die Trauben nicht der Allgemeinheit gehören, sondern den Weinbauern“, so Knollmüller.
Eine seiner Hauptaufgaben sieht er in der Präventionsarbeit. Es gehe darum, die Leute darauf aufmerksam zu machen und ihr Bewusstsein zu schärfen. „Wenn es jemand darauf anlegt, dann wird er auch angezeigt“, hört sich für das Schutzorgan irgendwann der Spaß auf. Und das kann empfindlich teuer werden. Der Rahmen der von der Bezirkshauptmannschaft verhängten Strafen sieht Bußgelder bis zu 1.500 Euro vor.
Laut Knollmüller unterschätzen die illegalen Besucher auch die Gefahr, in die sie sich begeben. Gerade zur Weinlesezeit sind viele Traktoren und Maschinen in den Weingärten unterwegs. „Die Winzer konzentrieren sich auf ihre Arbeit und nicht darauf, ob vielleicht irgendwo eine Familie mit Kind herum läuft. Das kann schon einmal brenzlig werden“, so der Polizist.