Brandrat im Corona-Modus
„Ich habe schwere Hochwässer, große Brände oder heftigste Unwetter erlebt. Mit dieser lang anhaltenden Corona-Katastrophe ist das nicht vergleichbar.“
Feuerwehr-Brandrat Josef Weber (62) hat als Abschnittskommandant von 22 Wehren rund 250 Termine für das heurige Jahr im Kalender notiert. „Dass alles beinahe auf null heruntergefahren ist, kann man fast nicht glauben“, sagt er. Und erstmals in seinem 46-jährigen Feuerwehrleben wird Weber heuer nicht an der Spitze seiner Kameraden der FF Stift Ardagger am bevorstehenden Floriani-Sonntag zur Feier des Schutzpatrons ausrücken. „Abgesagt.“
„Keine Versammlungen, Sitzungen, keine Übungen, Bewerbe, Feuerwehrfeste, Fahrzeugsegnungen und auch keine Ehrungen“, zählt der Feuerwehroffizier auf. Lediglich Telefonate und hin und wieder Videokonferenzen beschäftigen ihn derzeit.
Gefahr
Treffen von größeren Gruppen wären wegen der Infektionsgefahr durch das Coronavirus zu gefährlich, steht Weber zu den Vorgaben des NÖ Landesfeuerwehrverbandes. Die Feuerwehren in seinem Abschnitt Amstetten-Land halten sich diszipliniert an die Regeln, sagt er. „Durch den guten Mannschaftsstand ist es bisher gut gelungen die Einsätze unter Corona-Bedingungen zu bewältigen“, schildert Weber. Der Nasen-Mund-Schutz werde wohl noch lange als Einsatzutensil erhalten bleiben.
Wie wichtig es ist, gegen Covid-19 Disziplin einzuhalten erlebte Weber in der Gemeinde Ardagger, die lange Corona-Hotspot in NÖ war, hautnah. In den vier Feuerwehren der Kommune habe es aber keine Infektionen gegeben, „etliche Kameraden mussten lediglich die Quarantäne einhalten“, erzählt Weber.
Der Stillstand im Feuerwehrwesen trifft den Brandrat persönlich hart. Weit über 1.000 Stunden hat er zuletzt jährlich als Abschnittschef investiert. Im Vorjahr gab er nach 26 Jahren das Kommando der FF Stift Ardagger ab. 2021, wenn die Feuerwehren ihre neuen Kommandos wählen, will Weber eigentlich als Abschnittschef abtreten. Sein Abschiedsjahr hätte sich der rührige Funktionär eigentlich ganz anders vorgestellt. „Jetzt bin ich eben um ein Jahr früher schon fast Feuerwehrpensionist. Aber wer weiß was da noch kommt“, trägt er es mit Humor.