Chronik/Niederösterreich

Amstetten: ÖVP nominiert Quereinsteiger für Bürgermeister-Amt

Mit einem politischen Quereinsteiger will die ÖVP in der SPÖ-dominierten Stadt Amstetten bei den bevorstehenden Gemeinderatswahlen einen Angriff auf das Bürgermeisteramt starten. Der als Geschäftsführer der Leaderregion Mostviertel tätige Christian Haberhauer wird bei der Wahl am 26. Jänner 2020 den langjährigen Amstettener Vizebürgermeister Dieter Funke als Spitzenkandidat ablösen.

Offiziell gibt sich Haberhauer in Hinblick auf das Bürgermeister-Amt aber noch zurückhaltend. "Ich will in den nächsten Wochen intensiv die Bürger und ihre Bedürfnisse in der Stadt kennenlernen". Der 40-Jährige ist erst seit Kurzem ÖVP-Mitglied. Er wurde vom jetzigen Vizebürgermeister Dieter Funke ins Rennen gebracht. Dafür gab es am Mittwochabend einen einstimmigen Beschluss des Amstettener ÖVP-Parteivorstandes.

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Funke will nach zehn Jahren im Amt nach den Gemeinderatswahlen die Gemeindepolitik verlassen. Haberhauer ist als Touristiker bekannt und fiel unter anderem als einer der Hauptorganisatoren der erfolgreichen Eisstock-WM 2018 in Amstetten auf. Donnerstagfrüh ließ er sich als Moststraßenmanager von seiner Chefin, der Tourismusobfrau und ÖVP-Landtagsabgeordneten Michaela Hinterholzer karenzieren. "Ich habe klar gesagt, dass ich an diesen Arbeitsplatz nicht mehr zurückkehren werde", berichtet er.

Günstiger Zeitpunkt

Nicht zuletzt beflügelt durch das Ergebnis der vergangenen Nationalratswahl, in der die ÖVP in Amstetten erstmals die SPÖ überholte, sehen die ÖVP-Strategen offenbar einen historisch günstigen Zeitpunkt um SPÖ-Bürgermeisterin Ursula Puchebner von Bürgermeistersessel zu verdrängen. Vor allem die teils kuriose Situation der Amstettener Gemeinderatsparteien beflügelt das VP-Team.

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So hat die SPÖ unter Puchebner schon bei der Wahl 2015 10, 7 Prozent und damit auch mit dem Tiefststand von 20 Mandanten die absolute Mehrheit verloren. Dieter Funke, dessen ÖVP ebenfalls geringe Einbußen hinnehmen musste, versuchte mit seinen zehn GR-Sitzen eine Koalition mit den Wahlsiegern FPÖ (sieben Mandate) und Grüne (drei Sitze) und Neos (ein Sitz)  zu schmieden und das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Die Grünen entschieden sich für die SPÖ.

Das rechte Lager

Bei der anstehenden Wahl werden die Karten nun aber neu gemischt. Denn die  in Amstetten starke FPÖ-Fraktion wurde, wie berichtet, im Sommer nahezu gänzlich von der Landes-FPÖ aus der Partei ausgeschlossen. Im rechten Lager soll nun die offizielle FPÖ mit einem ebenfalls völlig neuen noch unbekannten Team antreten. Etablierte, bekanntlich sehr rechtsnational stehende Funktionäre der ausgeschlossen FP-Fraktion haben angekündigt mit eigenen Listen zu kandidieren.

Die langjährige Spitzenkandidatin Brigitte Kashofer hat gegenüber dem KURIER angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen.

"Wilder Mandatar"

Und auch die Grünen haben sich in der abgelaufenen GR-Legislaturperiode zerstritten. 2017 trat der ehemalige Grüne Stadtrat Gerhard Haag aus der Fraktion aus und blieb als „wilder“ Mandatar im Gemeinderat. Das Zweierduo Dominic Hörlezeder und Sarah Huber stützt weiter die angeschlagene SPÖ-Regentschaft.

Dort wird mit größter Wahrscheinlichkeit Ursula Puchebner wieder als Spitzenkandidatin antreten. Schwer zu erraten ist dabei, dass sie angesichts der vielen neuen Gesichter auf Kontinuität setzen wird. Gestaltung und Belebung der Innenstadt und des Hauptplatzes, das Öffi-Verkehrsnetz, überlastete Park&Ride-Anlagen und der fällig Neubau des Amstettener Hallen- und Freibades sind anstehende Wahlthemen.