Chronik/Niederösterreich

AHS geht andere Wege: Neue Fächer gegen Schülermangel

Ab der Oberstufe lichten sich am BG Bruck/Leitha die Schülerzahlen. „Mehr als 50 Prozent gehen weg“, sagt der provisorische Schulleiter Martin Glatz. „Also wollten wir die Oberstufe attraktiver machen. Weil wir glauben, dass das Gymnasium die Schulform ist, die sich bewährt hat.“

Das Ergebnis ist eine neu aufgesetzte Oberstufe ab dem Schuljahr 2019/20. Konkret wird das Wirtschaftskundliche Gymnasium aufgelassen.

Künftig können die Schüler zwischen dem Gymnasium mit Schwerpunkt „Sprachen, Kultur, Kommunikation, Medien“, dem Realgymnasium Vital mit Schwerpunkt „Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung, Ernährung und Sport“ sowie dem Realgymnasium Nawi mit Schwerpunkt „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und Labor“ wählen.

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Mehr als zwei Jahre lang hat die Entwicklung der neuen Oberstufe gemeinsam mit den Schulpartnern gedauert, man habe geschaut, welche Qualifikationen Schüler für die zukünftige Ausbildung oder Berufswelt brauchen, heißt es.

Auch die Schüler wurden gefragt, was sie sich wünschen, erklärt Sabine Puchinger, die das Projekt geleitet hat. Daher wird es künftig mehr Ausflüge und Sprachreisen geben.

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Für den Gymnasium-Zweig haben die Lehrer sogar ein eigenes Fach geschaffen, in dem die Schüler neben Medienkompetenz und Medienrecht journalistisches Schreiben, Kameraführung oder Bildgestaltung lernen.

Auch die Kommunikationskompetenz wird geschult und auf politische Rhetorik und internationale Themen eingegangen.

Im Zweig Vital liegt der Fokus auf nachhaltigem Leben und Wirtschaften, Sport, Sporttheorie, Ernährung und Gesundheit. So soll der Zugang zu medizinisch-sozialen Berufsausbildungen erleichtert werden.

Im naturwissenschaftlichen Zweig wird selbstständiges Experimentieren durch zahlreiche Stunden im Labor gefördert.Im Informatiklabor werden sogar die Grundlagen der Robotik gelehrt.

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Profilbildung

Möglich machte die Entwicklung der neuen Oberstufe die Schulautonomie, im Rahmen derer Schulen Teile ihres Lehrplans selbst gestalten können. „Die Autonomie wird immer größer. Es ist ratsam, wenn sich jede Schule überlegt, wofür sie steht und wohin der Weg geht“, sagt der nö. Landesschulratspräsident Johann Heuras.

In der Vergangenheit hätten schon viele berufsbildende Höhere Schulen und Mittelschulen darauf gesetzt. „Die AHS machen das nun auch verstärkt.“

Derzeit gibt es aber noch kaum Qualitätssicherung oder eine Evaluation des Unterrichts. Ein gemeinsames „Zielbild“ was autonome Schule ist, fehlt. Das wird nun jedoch gemeinsam mit der Schulaufsicht erarbeitet.

Tatsächlich ist das BG Bruck/ Leitha nicht die einzige Schule, die sich Gedanken über ihren Unterricht macht. Das BRG/BORG Schloss Traunsee (OÖ) etwa hat eine neue Stundentaktung eingeführt: In speziellen vario-Stunden können die Schüler Fächer und Lehrer frei wählen.

„Es geht uns darum, Interessen zu wecken, Talente weiterzuentwickeln, sowie Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Eigenverantwortung zur fördern“, erklärt Direktorin Walpurga Moser.

Im nö. BORG Mistelbach wurde der neue Schulzweig „Medien & Kommunikation“ implementiert und ein „Lernclub“ als zusätzliche Förderung in allen Schularbeitsgegenständen installiert, wie Direktorin Isabella Zins, Vorsitzende der AHS-Direktoren Österreichs, erklärt.

Rüstzeug

Für Heuras liegen die Vorteile auf der Hand. Da man nicht wisse, welches Rüstzeug man in der Zukunft brauche, sei es gut Kompetenzen wie Kreativität, Innovativität, Teamfähigkeit und Konfliktlösung zu vermitteln.

Hintergrund: Austausch der Gymnasien

Mit der Bildungsreform 2017 soll auch die Autonomie der einzelnen Schulen gestärkt werden. Damit sollen sie besser auf Stärken, Talente und Bedürfnisse der Schüler sowie das regionale Umfeld der Schulen eingehen können.

In Salzburg tagten Donnerstag und Freitag  zum dritten Mal 22 ausgewählte AHS, die sich durch kreative Zugänge hervorgetan haben, mit der Schulaufsicht und dem Bildungsministerium. Die  gewonnen Erkenntnisse werden allen anderen AHS zugänglich gemacht.

Im Rahmen dieses „Vernetzungsprozesses“ sollen die  Schlussfolgerungen an die Bildungsdirektionen übergeben und Maßnahmen identifiziert werden, die dann auf Bundesebene in Personalentwicklung oder auch in die Erarbeitung rechtlicher Grundlagen einfließen. Denn noch immer stoße man bei Stunden- und Lehrplänen an Grenzen, wie Lehrer kritisieren.