Chronik/Burgenland

Wolfgang Kuzmits managt die Kunsthalle im roten Wien

Untätig hat man Wolfgang Kuzmits in seinen mehr als zwei Jahrzehnten im burgenländischen Kulturbetrieb nie erlebt. Selbst die Haare des auch mit 53 Jahren ungebremst Quirligen signalisierten stets produktive Unruhe.

Und die – so viel lässt sich schon sagen – wird sich der gebürtige Trausdorfer auch in seinem neuen Job nicht nehmen lassen. Obwohl Kuzmits die kaufmännische Geschäftsführung der Kunsthalle Wien offiziell erst mit 1. Juni übernimmt, hat der Burgenländer gerade einen ganzen Arbeitstag voller Mitarbeitergespräche hinter sich, als ihn der KURIER dieser Tage telefonisch erreicht.

„Wir haben 40 fix Angestellte“, erzählt Kuzmits, mit zwei Drittel habe er schon online gesprochen. Sein Eindruck? „Das ist eine tolle, eingeschworene Truppe“. Wann diese Truppe wieder loslegen kann, hing bis zuletzt davon ab, wann der Lockdown endet und die Kultureinrichtungen öffnen dürfen. Ab heute, 9. Februar, sollten auch die Kunsthalle im Wiener Museumsquartier und der zweite Standort am Karlsplatz wieder öffnen.

Bester des Hearings

Seit Ende der 1990-er Jahre war der promovierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler mit Zusatzausbildung in Kultur- und Medienmanagement Fixpunkt der burgenländischen Kulturszene. Von 1999 bis 2019 leitete er mehrere Landesgesellschaften, daneben war er kaufmännischer Geschäftsführer der Schloss-Spiele Kobersdorf und an vorderster Front bei der Umsetzung von Großevents für die beiden musikalischen Heroen des Landes, Joseph Haydn und Franz Liszt.

„Nach 20 Jahren war eine Veränderung nicht schlecht, für mich und die burgenländischen Kulturbetriebe“, blickt Kuzmits ohne Zorn zurück. Er sah sich anderweitig um und im September 2020 konnte er sich gegen 35 Mitbewerber durchsetzen und wurde von einer Hearing-Kommission einstimmig zum kaufmännischen Leiter der in der Verantwortung der Stadt Wien stehenden Kunsthalle bestellt (außerdem lehrt Kuzmits an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln und der FH Burgenland). Wohnort ist Wien für Kuzmits schon seit zehn Jahren, mit seiner Lebensgefährtin und zwei Kindern lebt er am Rande des Wienerwalds.

In der Kunsthalle betritt Kuzmits in zweifacher Hinsicht Neuland: Während Kunst und Kultur im Burgenland meist im Dienste touristischer Überlegungen standen und stehen, glaubt das rote Wien noch immer an die gesellschaftskritische Kraft von Kultur.

Kroatisch verbindet

Und mit Nataša Ilic, Ivet Ćurlin und Sabina Sabolov hat Kuzmits erstmals ein Trio als künstlerisches Pendant in der Geschäftsführung. Das Kollektiv aus Zagreb und der Burgenlandkroate – das muss doch wunderbar funktionieren? Geschäftssprache sei zwar Englisch, erzählt Kuzmits, aber informell rede man schon Kroatisch miteinander. Zu wissen, dass man einander versteht, „hilft uns“, ist der erfahrene Kulturmanager überzeugt.

Ausgleich zur kopflastigen Arbeit findet Kuzmits bei der Tamburica Trausdorf, deren musikalischer Leiter er seit fast 30 Jahren ist. „Familie, Freunde und die Tamburica werden mich immer mit dem Burgenland verbinden“.