Tourismus 2018: Mehr Gäste, aber weniger Nächte
Von Michael Pekovics
Die Tourismuszahlen 2018 belegen schwarz auf weiß: Das Burgenland ist das einzige Bundesland Österreichs, das im Vorjahr einen Rückgang bei den Nächtigungen hinnehmen musste und mit einem Minus von 1,4 Prozent (42.000 Nächtigungen) bilanziert. ÖVP-Obmann Thomas Steiner sieht ein „Rekordminus für die rot-blaue Regierung trotz Rekordsommers“, die Landesregierung wiederum spricht lieber vom „dritten Jahr in Folge mit mehr als drei Millionen Übernachtungen“ und der Zunahme der Beschäftigten im Tourismussektor. Tourismusdirektor Hannes Anton sieht als Grund die Umbauarbeiten des Hotels Marienkron in Mönchhof, 30.000 Nächte werden hier üblicherweise gebucht.
Der genaue Blick auf die Statistik zeigt ein differenzierteres Bild des vergangenen Tourismusjahrs. Das Burgenland ist nach wie vor hauptsächlich eine Sommerdestination: Die meisten Übernachtungen werden im Juli und August gezählt, der September liegt dann schon hinter den Zahlen von Mai und Juni. Am beliebtesten sind weiterhin Vier- und Fünf-Sterne-Unterkünfte mit einem Anteil von rund 43 Prozent an allen Übernachtungen. Drei- Sterne-Häuser durften knapp 500.000 Nächte an die Statistik melden, auf Platz drei der beliebtesten Unterkünfte folgen bereits Campingplätze mit rund 350.000 Nächtigungen.
Ankünfte werden mehr
Interessant ist, dass die Zahl der Ankünfte leicht gestiegen ist: Exakt 1.061.155 Gäste wurden im Vorjahr in den Tourismusbetrieben registriert, das ist ein Plus von 0,3 Prozent. Die Vier- und Fünf-Sterne-Unterkünfte dürfen sich sogar über ein leichtes Plus von 0,5 Prozent freuen. Insgesamt ergibt das einen durchschnittlichen Aufenthalt von 2,78 Nächten pro Gast.
Hier rechnet die ÖVP im Zuge ihrer Kritik vor, dass eine weitere Steigerung der Nächtigungen nur durch einen Ausbau der Kapazitäten zu bewerkstelligen sein wird. „Zieht man die Nächte der Campingplätze ab, bleiben für rund 23.000 Gästebetten 2,65 Millionen Übernachtungen – das ergibt eine Jahresauslastung von 115 Nächtigungen pro Gästebett“, sagt der zweite Landtagspräsident Rudolf Strommer.
Dieser Meinung schließt sich Burgenlands Tourismusdirektor Hannes Anton an: „Wir brauchen neue Betten und eine Qualitätsoffensive – sowohl in den Betrieben als auch im Auftritt und das von Nord bis Süd.“ Vor allem was die Möglichkeit von Online-Buchungen betrifft, hinke das Burgenland im Vergleich weit hinterher: „Problematisch ist auch, dass viele Betriebe ihre Betten nicht nur für eine Nacht vermieten wollen. Das hinterlässt bei den Gästen, etwa bei Kulturveranstaltungen, oft einen schlechten Beigeschmack“, sagt Anton, der mit der Bettenauslastung von 35 Prozent zufrieden ist: „Damit liegen wir im Mittelfeld, nur Vorarlberg, Salzburg und Tirol stehen noch besser da.“
Mehr Gäste aus Ausland
Die Rangliste der 20 Gemeinden mit den meisten Übernachtungen wird mit 512.880 weiterhin vom Kurort Bad Tatzmannsdorf angeführt; Podersdorf holte aber leicht auf und kam auf 422.304 Übernachtungen. Stark im Plus ist Rust mit 7,2 Prozent, den größten Verlust musste Jennersdorf mit minus neun Prozent hinnehmen. Die beiden anderen Thermenorte, also Lutzmannsburg und Stegersbach, liegen dahinter und liefern sich ein Kopf-an-Kopf Rennen um das erstmalige Erreichen der 250.000 Übernachtungen.
Spannend ist, dass das Burgenland bei ausländischen Gästen immer beliebter wird, vor allem bei unseren osteuropäischen Nachbarn. Ungarn (plus 19,8 Prozent) liegt als Herkunftsland hinter Deutschland klar auf Rang zwei, die Tschechische Republik und die Slowakei auf vier bzw. fünf. Das ist laut Anton die Folge des intensiven Marketings in diesen Märkten. „Der Beweis, dass das Geld in der Werbung richtig eingesetzt wird. Aber eines ist klar: Ohne neue Betten wird‘s nicht funktionieren.“