Chronik/Burgenland

Südburgenland: Eltern kämpfen gegen Schließung von Volksschule

Das Leben läuft beschaulich ab im Jennersdorfer Ortsteil Henndorf. 470 Einwohner, zwei Gasthäuser, eine Feuerwehr – und die 134 Jahre alte Volksschule mit aktuell elf Kindern. Wo Letztere künftig unterrichtet werden, ist allerdings unklar.

Denn das Schulgebäude ist sanierungsbedürftig – so sehr, dass im Gemeinderat aktuell diskutiert wird, ob die nötigen Investitionen aus wirtschaftlicher Sicht noch Sinn machen. Zumal seit einigen Jahren die Schließung der Schule im Raum steht, liegt die Mindestschülerzahl für den Betrieb von Bildungseinrichtungen doch bei 10.

Ölofen in den Klassenräumen

„Seit rund 50 Jahren ist in der Volksschule Henndorf nichts mehr erneuert worden, man hat höchstens ausgemalt“, sagt Jennersdorfs Bürgermeister Reinhard Deutsch (Jes). „Wir haben Ölöfen in den Klassen.“ Seitens der Bildungsdirektion des Landes wurde ein Maßnahmenkatalog aufgestellt.

„Und wir müssen alle Punkte daraus erfüllen, wenn wir uns für eine Sanierung entscheiden“, erklärt Deutsch. „Wir können uns nicht nur einige aussuchen. Da geht es mir langfristig um die Frage, ob wir so viel Geld ausgeben wollen, wenn nicht sicher ist, ob die Schule nicht in ein paar Jahren sowieso geschlossen wird.“

Kostenfrage

Die Eltern der kleinen Henndorfer Volksschülerschar hören diese Botschaft gar nicht gern: „In Großstädten öffnet man Privatschulen, die dasselbe Konzept verfolgen. Und wir sperren sie zu?“ fragen sie auf der eigens eingerichteten Facebook-Seite „Lasst die Schule im Dorf“. Man schätze „die Kleinheit, die gute pädagogische Qualität und den jahrgangsübergreifenden Unterricht“.

"Überschaubare Investition"

Einer der Elternvertreter ist Kabarettist Christof Spörk, der vor einigen Jahren aus Wien nach Henndorf gezogen ist. „Wir sagen, keine Schule weit und breit war in den letzten Jahrzehnten so billig wie unsere. Einfach weil kein Geld investiert wurde. Sollte uns das – jetzt wo einmal investiert werden müsste – zum Nachteil werden?“ fragt er. Die Eltern meinen: „Was sich die Gemeinde leisten kann, ist nicht die Frage. Sondern was sie sich leisten will. Eine schöne neue Sporthalle bekommt man auch nicht geschenkt. Und deren laufende Kosten erst recht nicht. Eine klug sanierte Volksschule mit Nachnutzungskonzept scheint da eine überschaubare Investition zu sein.“

Im Sinne der „guten Nachbarschaft und lebendigen Gemeinschaft“ in Henndorf wolle man die Schule erhalten. „Wer den Bevölkerungsrückgang im Südburgenland aufhalten will, darf keine Volksschulen schließen. Gerade unsere Schule ist ein Grund, warum sich junge Familien in Henndorf ansiedeln.“ Tatsächlich: Rund die Hälfte der Schüler kommen aus Familien, die erst zugezogen sind, oder deren Eltern nicht in Henndorf wohnen.

Nachnutzung

Jennersdorfs Vizebürgermeisterin Helene Lechner (ÖVP) ist als Henndorferin an einem Erhalt der Schule interessiert. „Wichtig ist aber eine Kosten-Nutzen-Rechnung“, sagt sie. Und: „Wenn wir sanieren, muss sichergestellt sein, dass eine sinnvolle Nachnutzung möglich ist, falls die Schule wegen zu geringer Schülerzahl geschlossen wird.“

Bürgermeister Deutsch hofft auf eine sachliche Diskussion. „Mein Plan war, die vorliegenden Informationen dem Bauausschuss zu übergeben und danach die Eltern einzuladen, um über das Thema zu sprechen“, sagt er: „Leider ist der Direktor der Volksschule aber schon vorher mit Informationen an die Öffentlichkeit gegangen.“

Erhebungen hätten gezeigt, dass die Schülerzahl in den kommenden Jahren abnehmen werde. Und Deutsch fragt: „Wir bringen die Henndorfer Kinder mit Bussen in den Kindergarten nach Jennersdorf. Da gibt es keine Probleme. Aber wenn sie in Jennersdorf in die Volksschule gehen sollen, ist das ein Problem?“

Entscheidung sei definitiv noch keine gefallen, betont der Bürgermeister. Diese treffe der Gemeinderat. Wann, ist allerdings fraglich, denn aktuell sind aufgrund des Coronavirus alle Sitzungen – auch jene des zuständigen Bauausschusses – abgesagt.