Stimmband-OP bei Doskozil: Die Stimme als politisches Kapital
Von Thomas Orovits
Als der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Montag dieser Woche in Eisenstadt die neue Leiterin der Kulturgesellschaft des Landes vorstellte, litt man als Beobachter fast mit. Die in den letzten Wochen und Monaten wieder heiserer gewordene Stimme des Politikers war zusätzlich durch eine Verkühlung belastet – der Auftritt wurde für Doskozil zum Kraftakt.
Auch wenn die Reibeisen-Stimme ganz gut zum Image als „Raubein“ passt, das der umgängliche Pannonier bei manchen Parteifreunden auf Bundesebene hat: Die Heiserkeit war zuletzt unüberhörbar zum Problem geworden.
Daher kam es nicht ganz unerwartet als Doskozil Donnerstagfrüh bekannt gab, dass er sich in der Uni-Klinik für HNO am Wiener AKH noch einmal einem chirurgischen Eingriff an den Stimmbändern unterziehen müsse. Ungewohnt fürs Burgenland war allenfalls, dass der SPÖ-Landeschef via Facebook an die Öffentlichkeit ging.
Nach einer gründlichen Untersuchung habe er am Mittwoch „mit meiner Familie und meinem Arzt besprochen, dass ich mich in der zweiten Oktoberwoche noch einmal einer Operation an den Stimmbändern unterziehen werde“, ließ der 49-Jährige wissen. Die Wahrscheinlichkeit sei „sehr hoch, dass ich meine Stimmbänder dadurch wieder vollständig kurieren kann“.
Nach der Operation in der zweiten Oktoberwoche müsse er seine Stimme etwa zwei Wochen schonen. „Auf öffentliche Auftritte werde ich in dieser Zeit verzichten“, so der seit Ende Februar amtierende Landeshauptmann.
Das hat auch zur Folge, dass der Burgenländer am Freitag bei der Abschlusskundgebung der Bundespartei in Wien fehlt.
Dass in politischen Hinterzimmern im Landhaus indes Gerüchte gestreut würden, Doskozil würde sich „bis zur Wahl im Jänner retten“ und bald darauf stimmlich w.o. geben müssen, wird vom Sprecher des Landeshauptmanns als „mieser Stil“ politischer Gegner und „Griff in die unterste Schublade“ bezeichnet. Solche Methoden seien „ein Wahnsinn“, so der Doskozil-Sprecher.
Stimmband-Entzündung
Woher kommen die Stimm-Probleme? Die seit 2015 anhaltende Belastung – der damalige Landespolizeidirektor stand während der Flüchtlingskrise im Fokus und wurde bald darauf Minister – hatte sich in einer Entzündung der Stimmbänder niedergeschlagen. Weil die Heiserkeit nach Abklingen der Entzündung nicht verschwand, ließ sich Doskozil im Juli 2018 erstmals an den Stimmbändern operieren. Den zweiten Teil der ärztlichen Empfehlung umzusetzen – die Stimme bestmöglich zu schonen – ist für einen Politiker aber kaum zu erfüllen. Schon wenige Wochen nach der OP übernahm Doskozil beim Landesparteitag den SPÖ-Vorsitz von Hans Niessl.
Nach der Operation im Oktober steht bald wieder ein Parteitag ins Haus: Am 16. November findet der inoffizielle Wahlkampfauftakt für die Landtagswahl am 26. Jänner 2020 statt.