Pilotanlage in Neusiedl am See: Wasserstoff aus Windenergie
Von Paul Haider
Rund 430 Windkraftanlagen produzieren im Burgenland mittlerweile mehr Strom, als im Land jedes Jahr verbraucht wird. Energieunabhängig ist Österreichs jüngstes Bundesland trotzdem (noch) nicht: Während an windstillen Tagen Energie aus anderen Quellen bezogen werden muss, wird zu Spitzenzeiten Überschussstrom produziert.
Mittels Elektrolyse kann aus diesem Strom, der nicht in das Netz eingespeist wird, Wasserstoff gewonnen werden. Dieser findet entweder als Treibstoff Verwendung oder wird in Gasflaschen zur späteren Verwendung gelagert.
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Im „Energy Hub“ in Neusiedl am See wird in den kommenden Tagen eine Pilotanlage zur Wasserstofferzeugung in Betrieb genommen. Am Montag wurde das Projekt der Presse vorgestellt. „BE Energy“-Geschäftsführer Klaus Maras erklärte dabei: „Die Frage, wie wir den Strom aus Windkraft veredeln können, stellen wir uns schon lange. 2016 haben wir begonnen, uns mit Wasserstoff als Alternative zu Erdgas zu beschäftigen. Damals konnte man mit Gas aber nicht konkurrieren, es war einfach zu billig“.
Der Ukraine-Krieg hat bekanntlich zu einer enormen Gaspreissteigerung geführt – die Wasserstoffproduktion wurde dadurch auch aus wirtschaftlicher Sicht interessanter.
Der „Energy Hub“ wurde 2006 als Biomassekraftwerk in Betrieb genommen. Seit zwei Jahren werden hier vier Hochleistungs-Wärmepumpen mit überschüssigem Strom aus dem drei Kilometer entfernten Windpark betrieben – sie liefern Wärme für rund 1.000 Haushalte. „Um das Zusammenspiel eines Energieknotens in Echtbetrieb demonstrieren und erforschen zu können, wurde die bestehende Anlage um die Dimension Wasserstoff erweitert“, sagt Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland.
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Die Elektrolyse-Anlage hat rund 800.000 Euro gekostet und dient vor allem Forschungszwecken. Die FH Burgenland hat damit ein Forschungsobjekt im eigenen Land, das auch in der Praxis eingesetzt wird.
Die Wasserstoffproduktion beträgt etwa 1,8 Kubikmeter pro Stunde. „Dabei fällt Abwärme mit einer Temperatur von 45 °C an, die als Wärmequelle für die Wärmepumpenanlage genutzt werden kann“, so Keding. Die Erkenntnisse, die aus dem Betrieb der Pilotanlage gewonnen werden, sollen bei späteren, weitaus größeren Projekten hilfreich sein. Für Sozial- und Forschungslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) ist die Inbetriebnahme der Wasserstoffanlage eine weitere Station im Fahrplan zur Klimaneutralität im Burgenland, die 2030 erreicht werden soll.
Ziel: Klimaneutral bis 2030
In Neusiedl am See sagte der Landesrat: „Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten, eine Beschleunigung der Verfahren und den Mut, Pionierarbeit zu leisten. Wir müssen die Potenziale, die Sonnen- und Windkraft bieten, umfassend nutzen. Dazu gehört die Möglichkeit, grünen Wasserstoff zu produzieren. Diese Pilotanlage ist auch ein erster Schritt, sommerliche Energieüberschüsse in den Winter zu überführen“.