Chronik/Burgenland

Hungrige Konkurrenz für Fischer

Hier rutschen sie ins Wasser, um zu jagen“, sagt Franz Tuma und zeigt auf den Wildwechsel eines Fischotters neben der Pinka. Tuma ist Obmann des 1. Sportfischervereins Oberwart und die Fischer haben ein Problem. „Wir fangen keine Fische mehr“, sagt Tuma. Statt 250 Mitgliedern habe der Verein nur mehr 150, weil einfach nichts mehr anbeiße. Die Konkurrenz aus dem Tierreich wird in den vergangenen Jahren immer größer. Fischotter, Reiher und Kormoran rittern gemeinsam mit den Anglern um die Fische.

Mehr als hundert Fischereivereinsmitglieder, Revierpächter und Teichbesitzer haben nun gemeinsam eine Petition aufgesetzt. Sie fordern ein schnelles Handeln der Politik durch eine Bestandsregulierung der Fischfresser und Besatzmaßnahmen von Jungfischen in den Flüssen.

„Es ist ganz schlimm mit den Fischottern an der Lafnitz“, sagt Andreas Werner vom Fischerparadies Lafnitztal im Bezirk Jennersdorf. „Ich fische ausschließlich an der Lafnitz, aber es gibt fast keine Fische mehr“, sagt Werner. Sogar am Tag könne er beim Angeln die Fischotter beobachten, das bestätigt auch Tuma. „Das ist ja nicht normal“, sind sich die Petrijünger einig. Fast alle Fische sind schon aus der Lafnitz geholt. Auch im Zickenbach, der Strem und der Pinka sieht es nicht viel besser aus.

Elektrozäune

„Auch wenn wir Fische einsetzen, bekommen wir sie kaum in ein fangfähiges Alter“, sagt Tuma. Viele Teichbesitzer behelfen sich mit Elektrozäunen, die die Otter von der Jagd abhalten sollen. Denn die Wassermarder können einen Teich komplett leer räumen. Laut den Fischern frisst ein Otter bis zu 400 kg Fisch pro Jahr.

„An den Bachläufen, wo wir fischen, ist eine Umzäunung aber nicht möglich“, erklärt Tuma. Da Fischotter, Reiher und Kormoran unter Naturschutz stehen, könne man nichts machen.

„Nur durch den Schutz konnte die Fischotterpopulation wieder steigen“, erklärt Klaus Michalek, Geschäftsführer des Naturschutzbund Burgenland. Denn die Otter wurden vom Menschen nahezu ausgerottet, „weil sie eben Räuber sind“. Natürliche Feinde hätten sie in unseren Breiten keine, bis auf eine Ausnahme: „Viele werden überfahren, weil sie die alten Lebensräume wieder besiedelt haben.“ Für Ökologen sei das ein Zeichen, dass der Bestand steigt, aber die Marderart sei immer noch schützenswert.

Dem Fischotter allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, dass Bäche und Teiche leergefischt seien, sei nicht fair, meinen die Naturschützer. „Die Gewässer wären auch fischleer, wenn der Fischotter nicht hier wäre“, sagt Michalek. Es gebe viele Gründe für den niedrigen Fischbestand, einige davon seien Spätfolgen des Kraftwerksbaus, des Klimawandels, unökologischer Fischbesatz und Begradigungen von Flussläufen.

Bevor die Diskussion zwischen Naturschützern und Fischern weitergeht, will Michalek auf die Ergebnisse des Fischottermonitoringprojekts der Landesregierung warten. „Seit September 2013 untersuchen wir im Land, wie viele Fischotter es wirklich gibt“, sagt Michalek. „Es werden genaue Recherchen durchgeführt“, erklärt er. Die Studie läuft bis Ende 2014 und kostet dem Land etwa 100.000 Euro.

Das ist den Fischern zu wenig. Sie haben in der Petition festgehalten: Es sei schon jetzt nicht mehr tragbar, dass man die Fischfresser gewähren lässt.