Ex-Minister Darabos griff im Burgenland Geflüchtete auf
Immer öfter ist dieser Tage von Flüchtlings-Aufgriffen im burgenländischen Grenzgebiet zu hören und lesen. Am vergangenen Sonntag hatte ein prominenter Burgenländer eine Begegnung mit sechs Geflüchteten.
Es handelt sich um den früheren SPÖ-Verteidigungsminister und späteren Gesundheitslandesrat Norbert Darabos. Dem KURIER erzählt er von dem Vorfall in der Nähe seines Wohnhauses in Kroatisch Minihof (Bezirk Oberpullendorf): "Ich bin die Zeitung holen gegangen, da habe ich circa 50 Meter von meinem Haus entfernt sechs Flüchtlinge gesehen. Ich hatte kein Handy mit und bin zurück ins Haus um die Polizei zu verständigen."
Danach sprach Darabos kurz mit den Männern - sie hätten nach Essen, Getränken und Zigaretten gefragt: "Einer von denen konnte Englisch. Er hat mich auch gefragt, ob die Polizei in Österreich gut ist, weil vor den Ungarn haben sie Angst".
Kurze Zeit später wurde eine weitere Partie von Flüchtlingen in Kroatisch Minihof entdeckt: Laut Darabos war einer von ihnen verletzt und hatte keine Schuhe an. Der frühere Minister unterstützte danach noch Bundesheer-Soldaten bei ihrem Einsatz. Die Flüchtlinge wurden in ein Erstaufnahmezentrum gebracht.
Laut Helmut Marban, Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland, sei die Zahl rund um die Ankunft der Flüchtlinge unverändert. Täglich kommen zwischen 300 und 400 Migranten über die burgenländisch-ungarische Grenze, Hotspots sind nach wie vor die Bezirke Neusiedl am See und Oberpullendorf.
Die Ankunft der Flüchtlinge wird von den Bewohnern der betroffenen Gemeinden jedenfalls mit großer Besorgnis registriert. Manche trauen sich nicht mehr alleine zum Spazierengehen, aus Angst, einer Gruppe der vorwiegend männlichen Ankömmlinge zu begegnen, wie Bewohner im Bezirk Oberpullendorf dem KURIER bei einem Lokalaugenschein erzählen. Von der Polizei heißt es, die Besorgnis der Bevölkerung werde sehr ernst genommen. Vorfälle, die die Bevölkerung betreffen, seien jedenfalls bislang keine bekannt. „Bisher gibt es keine Anzeigen wegen eines Eigentums- oder Gewaltdelikts in diesem Zusammenhang“, sagt Marban.
Diesen Eindruck bestätigt auch Norbert Darabos: "Es hat mir noch kein Flüchtling etwas getan. In unserem 350-Einwohner-Ort gibt es aber Verunsicherung, vor allem bei den Älteren. Gestern waren schon wieder welche bei uns in Kroatisch Minihof. Wir wohnen rund 500 Meter von der Grenze entfernt, das dürfte wohl eine gewisse Route sein. Es ist auch eine Belastung für Polizei und Bundesheer."
Kölly fordert Flüchtlings-Sammelstelle
Manfred Kölly, Bürgermeisterkandidat im benachbarten Deutschkreutz, ließ im Zusammenhang mit den Fluchtbewegungen mit einem kuriosen Vorschlag aufhorchen: Er fordert eine "Sammelstelle", gleich einer Bushaltestelle für die Flüchtlinge. "Jeden Tag kommen zwischen 50 und 100 Flüchtlinge zu uns in die Ortschaft. Sie sitzen dann vor den Geschäften oder dem Rathaus", sagt Kölly. Diese Situation sei für die eine Tourismusgemeinde, wie sie Deutschkreutz eine ist, nicht zuträglich, befindet der Politiker.
Gleich neben dem Grenzübergang, bei einem Pfad, wo die Migranten tagtäglich die Grenze passieren, will er diese "Sammelstelle" einrichten. Vor Ort sollen die Flüchtlinge darüber informiert werden,so Kölly.
Den Vorschlag, eine Haltestelle für die Flüchtlinge an der Grenze zu organisieren, will Polizeisprecher Marban nicht kommentieren. „Die Polizei ist mit den betroffenen Bürgermeistern ohnehin ständig in Kontakt, um die aktuelle Situation rund um die Flüchtlingsbewegung zu besprechen.“