Burgenland: Im Landtag tummeln sich Lehrer, Polizisten und sehr viele Bürgermeister
Von Thomas Orovits
Noch vor der ersten Sitzung des Landtags gab es einen Rückzieher. Der Purbacher Bauunternehmer Harald Neumayer verzichtete auf das ihm zustehende Mandat. Er sei in seinem Betrieb noch unabkömmlich, sagte der Firmenchef dem KURIER. Er habe nicht mit einem Mandat gerechnet, der „Riesen-Wahlerfolg“ habe ihn überrascht. Statt Neumayer rückt der Oggauer Bürgermeister Thomas Schmid auf, dessen Vater Ernst ebenfalls Ortschef und bis 2010 Abgeordneter war. Schmid ist Projektleiter beim Landesunternehmen Energie Burgenland und lässt sich karenzieren.
Vielsagend ist der Wechsel, weil Neumayers Verzicht ein Schlaglicht auf die mangelnde berufliche Vielfalt des 36-köpfigen Landtags wirft.
Der von LBL zur SPÖ gewanderte parteifreie Gerhard Hutter, der in Bad Sauerbrunn einen Installationsbetrieb mit 25 Mitarbeitern führt, ist nun der einzige Unternehmer im roten Klub. Gleich sechs der 19 SPÖ-Mandatare sind Pädagogen, darunter Landtagspräsidentin Verena Dunst und die neuen Abgeordneten Rita Stenger (NMS-Direktorin in Siegendorf) und Claudia Schlager (Poly-Direktorin in Mattersburg). Polizist Ewald Schnecker bekommt mit dem Lutzmannsburger Roman Kainrath einen Kollegen. Der künftige Klubchef Robert Hergovich kommt aus der AK, andere aus dem Landhaus oder landesnahen Unternehmen.
Ausnahmen sind die Neulinge Gerhard Bachmann (Dt. Jahrndorf) und Christian Dax: Bachmann ist Kfz-Mechaniker und Spengler und war in Wien Leiter einer Werkstätte mit 120 Mitarbeitern; Dax ist Anwalt.
Was bei der Volkspartei auffällt: Sieben der 11 Mandatare sind auch Bürgermeister (bei der SPÖ 8 von 19). Beruflich ist die türkise Truppe bunter als der SPÖ-Klub. Thomas Steiner aus Eisenstadt ist Jurist, Christoph Wolf (Hornstein) Steuerberater, Markus Ulram (Halbturn) Polizist, Gerald Handig (Edelstal) Bundesheer-Offizier. Es gibt auch zwei waschechte Unternehmerinnen: Die Mattersburger Bürstenmacherin Melanie Eckhardt und die Pinkafelder Landwirtin Carina Laschober-Luif.
Bei der FPÖ hat die Oberwarterin Ilse Benkö selbst als 3. Landtagspräsidentin ihren Beruf als diplomierte Rechtspflegerin in Teilzeit beibehalten. Neo-Parteichef Alexander Petschnig hat die Studien der Volkswirtschaft und Wirtschaftsinformatik abgeschlossen, Hans Tschürtz war einmal Polizist und Géza Molnár schon als Jungspund in der Politik; zudem ist er Rechnungshofprüfer.
Regina Petrik, Landessprecherin der Grünen, ist studierte Pädagogin, Wolfgang Spitzmüller Biobauer, ursprünglich war er Fotokaufmann.