Büroleiterin von FPÖ-LH-Vize Tschürtz aus Partei ausgetreten
Von Thomas Orovits
Nach außen hin scheint bei den Blauen alles im grünen Bereich: Seit 2015 sitzt die Truppe von FPÖ-Frontmann Hans Tschürtz als Juniorpartner der SPÖ in der Landesregierung, nach der nächsten Wahl könnte die Lage noch rosiger werden. Denn Rot und Türkis werden im Kampf um den Landeshauptmann buchstäblich alles geben. Die dann wohl wieder drittstärkste FPÖ kann den Preis entsprechend in die Höhe treiben – vor allem, wenn Grüne und Bündnis Liste Burgenland aus dem Landtag fliegen sollten.
Aber im Inneren der 15-Prozent-Partei knirscht es immer unüberhörbarer, mittlerweile auch schon im tragenden Gebälk. Nach den Rücktritten mehrerer Gemeinderäte (die FPÖ stellt landesweit nur 144 der insgesamt 3143), ist jüngst auch die Büroleiterin von FPÖ-Landeshauptmannvize Hans Tschürtz aus der Partei ausgetreten. „Ich habe die FPÖ bewusst am Reformationstag, dem 31. Oktober, verlassen“, sagt Edith-Sara Tayari im KURIER-Gespräch. Die Reaktion der FPÖ: Ein vorgefertigter Brief, in dem der Austritt bestätigt wurde und ein handschriftliches „Liebe Grüße, Hans“...
Auslöser für den drastischen Schritt war ein „meiner Meinung nach ungerechtfertigter formeller Entzug des Vertrauens“ durch Tschürtz, erläutert Tayari. Sie sei sich keiner Verfehlung bewusst, habe immer „pflichtbewusst und korrekt“ gearbeitet, sagt die gestandene Beamtin, die vor ihrem Wechsel ins politische Büro Jahrzehnte im Landesdienst verbracht hat. Dass der Landeshauptmannstellvertreter ihren Vertrag bis dato dennoch nicht beendet habe (obwohl laut Landes-Homepage schon Thomas Grandits als Büroleiter amtiert), bestärkt Tayari in der Annahme, dass ihre Ausbootung grundlos gewesen sei. Ausgetreten ist sie aber auch, weil sie – die vor ihrem Beitritt zur FPÖ vor drei Jahren parteilos war – sich von blauer Politik und deren Proponenten zunehmend entfremdet hat. Besonders „die Islamophobie“ der Freiheitlichen hat Tayari, die vor Jahrzehnten zum Islam konvertiert ist, persönlich getroffen. „Ich habe das mir gegenüber auch als unsensibel und widersprüchlich empfunden, weil man ja andererseits kein Problem hatte, mein Know-how beim Aufbau des Büros zu nutzen“.
Apropos Büro: Tschürtz habe den Wechsel von der Oppositions- auf die Regierungsbank „unterschätzt“, das zeige sich auch an der Personalpolitik im Regierungsbüro. Der FPÖ-Chef habe dort viele persönliche Vertraute, deren Qualifikation nicht immer den Anforderungen im Kabinett eines Spitzenpolitikers entspräche. Das sei auch dem Umstand geschuldet, dass die Blauen im Land im Vergleich zu früheren Regierungsparteien „über keinen entsprechenden Personalpool verfügen“, analysiert Tayari.
Am Rande: Tschürtz‘ neuer Büroleiter Grandits soll zuvor vergeblich versucht haben, bei SPÖ-Regierungsmitgliedern anzudocken.