Bauernvertreter sehen "Licht und Schatten" bei Bio-Wende
Von Roland Pittner
Kein Spritzmittel, kein Kunstdünger und glückliche Tiere – alles biologisch. So soll die Landwirtschaft im Burgenland ausschauen, wenn es nach Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) geht. Zwölf Punkte hat er zur Bio-Wende präsentiert. Diese stoßen aber nicht überall auf Zustimmung.
Für die Grünen ist der Plan ein Meilenstein. „Was die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft betrifft, wurden wir jahrelang belächelt. Mittlerweile haben wir viele überzeugt, sogar den Landeshauptmann“, sagt Landessprecherin Regina Petrik. Die Forderung nach Änderung des Bodenschutzgesetzes war den Grünen ein Anliegen, ebenso wie Maßnahmen gegen Monokulturen, die gesetzlich verankert werden sollen. Dafür hätten die Grünen seit Jahren Druck gemacht.
Für Bio-Austria-Obmann Franz Traudtner, der dem größten Bio-Verband des Landes vorsteht, sind die Ansätze der Landesregierung gut: „Man sollte Bio unterstützen, fördern und vor allem alle anregen, die Produkte zu kaufen – man sollte allerdings einen Sog erzeugen und keinen Druck ausüben“, meint der Bio-Obmann. Immerhin werden bereits rund 33 Prozent der Flächen im Burgenland biologisch bewirtschaftet.
Für Landwirtschaftskammer-Präsident Niki Berlakovich hat der Plan „Licht- und Schattenseiten“. „Wir haben uns mit dem Land auf den Bio-Weg geeinigt. Einige Punkte finden sich in dem Plan wieder, wie die Bio-Projektgemeinden und mehr Bio-Lebensmittel in öffentlichen Küchen“, sagt Berlakovich. Die Änderung des Raumplanungsgesetzes, wodurch nur mehr Biostallungen gebaut werden dürfen, lehnt die Landwirtschaftskammer ab. „Das ist eine Ungleichbehandlung gegenüber konventionellen Ställen“, sagt Berlakovich. Das Burgenland könne sich derzeit schon kaum mit regionalen Lebensmitteln versorgen. Die Versorgungslage würde weiter darunter leiden. Auch verfassungsrechtlich gebe es Bedenken.
Das Bodenschutzgesetz, mit dem das Land gegen Monokulturen vorgehen will, sei ebenfalls nicht tragbar. „Die Bauern als Sündenböcke für Abschwemmungen hinzustellen ist nicht fair, es werden große Fläche mit Einkaufszentren und Straßen versiegelt und dann sind die Bauern schuld“, sagt Berlakovich. Derzeit würden Möglichkeiten getestet, um Abschwemmungen zu verhindern. „Wir hoffen, dass das Land unsere Bedenken berücksichtigt“, sagt Berlakovich.
Tierhaltung im Burgenland
Die Zahl der Tierhalter ist im Burgenland seit Jahren rückläufig. Waren es 2005 etwa noch 1.396 Schweinehalter, die 71.387 Tiere hielten, so sind es 2018 nur noch 486 Betriebe mit 43.585 Schweinen gewesen. Bei den Rinderhaltern hat sich die Betriebsanzahl halbiert, der
Tierbestand 2018 mit 19.196 (20.523 im Jahr 2005) ist fast gleich geblieben. Die Selbstversorgung schafft das Burgenland nur bei Truthühnern (292 Prozent) und Legehennen (152 Prozent). Bei Rindern (43 Prozent), Schweinen (48 Prozent) und bei Masthühnern (7 Prozent) müssen Waren importiert werden.