Chronik/Burgenland

Bad Tatzmannsdorf: Größter Kurort des Landes im Umbruch

Frühjahr in Bad Tatzmannsdorf. Einige Kurgäste spazieren durch den Park. Der Parkplatz vor der Avita-Therme ist gut gefüllt. Es ist ein Jubiläumsjahr für den Tourismusort, der seit 400 Jahren für seine heilenden Quellen bekannt ist. Die Bäckerei und Konditorei Gradwohl direkt gegenüber vom Kurpark ist gut besucht. Doch seit mehr als eineinhalb Jahren steht der Traditionsbetrieb zum Verkauf – bisher ohne Erfolg.

„Es gibt keine neuen Betriebe in der Gemeinde und viele alteingesessene werden aufhören“, erklärt ein Unternehmer aus dem Kurort im KURIER-Gespräch. Er wolle anonym bleiben, denn das Geschäft sei im Moment schwer genug, viele Kollegen hätten bereits aufgegeben, anderen fehle es an Nachfolgern. „Die Leitbetriebe ziehen die Gäste nicht mehr an und auch unser Marketingkonzept wirkt nicht“, meint der Unternehmer. Sandra Spiegel, die ein Hotel mit Restaurant und Pralinenmanufaktur führt, meint: „Das Konzept für den Ort geht nicht wirklich auf, ich habe das Gefühl eines Stillstands.“ Großveranstaltungen wie den Frauenlauf oder Radrennen mit internationaler Beteiligung gebe es nicht mehr. „Hier haben vor allem die Klein- und Mittelbetriebe viele Besucher gehabt“, sagt Spiegel. Sie sieht den ganzen Ort im Umbruch und wünscht sich „ein Miteinander mit allen Betrieben“.

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Nächtigungen

Bei den Nächtigungen in der wichtigsten Tourismusgemeinde des Burgenlandes geht der Trend in den vergangenen Jahren nach unten. Von Rekorden wie 2009 mit 546.174 Nächtigungen und 2012 mit 565.759 Übernachtungen ist man weit entfernt. 2019 verzeichnete die Kurgemeinde 502.000 Nächtigungen, laut Statistik das schlechteste Ergebnis seit 2005. „Wir haben massive Baustellen gehabt in den vergangenen zwei Jahren, das bleibt nicht ohne Konsequenzen“, sagt Leonhard Schneemann, Chef der Kurbad AG und Obmann des Regionalmarketingvereins. Für 2020 erwartet er ein normales Wirtschaftsjahr und eine Rückkehr auf ein „normales“ Niveau von 520.000 bis 525.000 Nächtigungen.

Dieses Ziel hat auch Tourismusdirektor Dietmar Lindau. Er sieht die Kritik nicht gerechtfertigt. „Die Klein- und Mittelbetriebe, in denen engagiert gearbeitet wird, funktionieren auch. Im Vorjahr haben sie nur 1,1 Prozent bei den Nächtigungen verloren“, sagt Lindau. Mit einem Online-Coach habe man kleinen und mittleren Betrieben beim Internetauftritt geholfen. Die Werbelinie „Slow down and relax in Tatz“ hätte den Kurort moderner gemacht. Natürlich seien die großen Betriebe begehrter. „Ein Zimmer mit Frühstück ohne Profil anzubieten, wird immer schwieriger“, sagt Lindau. In den vergangenen fünf bis sieben Jahren brechen vor allem die privaten Kurgäste weg, die in der Pension wohnen und im Kurmittelhaus die Behandlungen haben. „Die Touristen wollen alles unter einem Dach haben, das hat sich verändert, hier punkten die Resorts“, sagt Lindau.

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Investitionen

Die Hotels der Kurbad AG, die unter der Marke Reduce geführt werden, wollen neben den Kurgästen auch vermehrt private Gäste ansprechen. „Der Gesundheitstrend ist da und wir können in diesem Bereich sehr viel bieten“, sagt Schneemann. Für die Zukunft seien laut Lindau die Kleinbetriebe weiter wichtig. „Wir wollen diese Vielfalt haben und es gibt Nischen für Klein- und Mittelbetriebe“.