Chronik

Austria-Fan mit Hausverbot darf zur Stadioneröffnung

„Die Liebe zum Fußballverein erlischt nicht so schnell“, sagt Alexander Christian. Seine Liebe heißt Austria Wien. Doch dort werden seine Gefühle nicht erwidert. Seit mehr als vier Jahren hat der Jurist Hausverbot. Erst im Februar wurde es um weitere zwei Jahre verlängert. Und somit würde Christian auch das Eröffnungsspiel in der Generali-Arena gegen Borussia Dortmund am 13. Juli versäumen. Dagegen wehrte er sich – und errang einen juristischen Sieg. Christian und sein Anwalt Balazs Esztegar erwirkten eine einstweilige Verfügung gegen den Fußballverein.

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Ticket als Zuckerl

Möglich machte das ein Investment des Austria-Fans mit rechtsradikalem Freundeskreis. Denn der Fußballverein finanziert sein neues Stadion unter anderem mittels Crow dfunding. Entsprechend wurden im Mai 2016 die Fans darüber informiert. Als besonderes Zuckerl versprach man bei einer Investition ab 5000 Euro als Zusatzprämie eine Karte für das Eröffnungsspiel und eine Stadionführung mit Austria-Legende Herbert Prohaska.

Christian beteiligte sich tatsächlich mit 5000 Euro. „Dass ich dem Verein das jetzt schenke – so weit geht die Liebe auch wieder nicht.“ Ein Prozess allerdings hätte dem Austrianer nichts gebracht. „Eine rechtskräftige Entscheidung könnte bis zu eineinhalb Jahre dauern“, schätzt sein Rechtsanwalt. Da wäre die Eröffnung längst vorbei gewesen. Deshalb schlug man ein „Eilverfahren“ ein – die einstweilige Verfügung, um „einen drohenden unwiederbringlichen Schaden abzuwenden“.

Warum die Austria ihren langjährigen Fan („Seit 35 Jahren bin ich ein Anhänger“) nicht im Haus haben will, hat sie offiziell nie begründet. Allerdings ist Alexander Christian kein unbeschriebenes Blatt. Er bewegt sich im Umfeld des rechtsextremen Fanclubs „Unsterblich“. Das gibt er auch zu. „Ich kenne viele Leute, die meine Leidenschaft teilen. Einige sind auch bei „Unsterblich“, das sind teilsweise gute, persönliche Freunde“, erklärt er. Er selbst sei aber kein Mitglied. „Unsterblich ist ja auch kein eingetragener Verein.“

Kontakte in die rechtsradikale Szene führten vor Jahren auch schon dazu, dass sich die österreichische Rechtsanwaltskammer, deren Generalsekretär Christian war, einvernehmlich von ihm trennte.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass Christian einen juristischen Kampf mit seinem Fußballverein führt. Als er bei Auswärtsspielen ausgeschlossen werden sollte, klagte er. Er bekam Recht. Und außerdem 1000 Euro, weil er öffentlich bloßgestellt wurde, als er aus dem Stadion abgeführt wurde. Jetzt besucht er seinen Verein bei Auswärtsspielen wieder häufig. Und das Eröffnungsspiel will er sich nicht entgehen lassen.

Michaela Reibenwein