STADA Health Report 2022: Österreich ist anders
Im Rahmen der Gesundheitsumfrage STADA Health Report 2022 erwiesen sich die Österreicher in manchen Bereichen als große Zweifler und Kritiker, dabei wären sie mit dem heimischen Gesundheitssystem gar nicht unzufrieden.
- Die Österreicher sind besonders kritisch in Bezug auf die Bewältigungsstrategien der Regierung und der Bevölkerung in der Corona-Pandemie.
- Mehr als in jedem anderen der befragten Länder hat die psychische Gesundheit der Österreicher in der Pandemie gelitten – vor allem aufgrund der sozialen und psychologischen Folgen der COVID-19-Einschränkungen.
- Europaweit am meisten Wert legen die Österreicher auf die individuelle Beratung in der Apotheke. Auch Ärzte stehen hoch im Kurs. Sie vertrauen jedoch Wissenschaftlern und Pharmaunternehmen weniger als andere Länder.
Wien, Juli 2022 – Die europaweite Umfrage im Auftrag der STADA Arzneimittel AG ist insbesondere im Hinblick auf die Corona-Pandemie und die Akteure des Gesundheitswesens erhellend. Regierung, Politiker, Wissenschaftler und Pharmaunternehmen erhalten wenig Vertrauen, während sich das Gesundheitssystem inklusive Ärzteschaft und Apotheker über Zuspruch freuen kann. Dieses Ergebnis könnte Resultat einer großen Unzufriedenheit mit dem Pandemie-Management sein, durch das sich viele Österreicher psychisch stärker belastet fühlen, als dies in anderen Ländern der Fall ist.
Zufrieden mit dem Gesundheitssystem
Die gute Nachricht zuerst: Immerhin drei Viertel (76 %) der Österreicher sind mit dem Gesundheitssystem des Landes sehr oder ziemlich zufrieden – damit liegt Österreich deutlich über dem Durchschnitt der Umfrage (64 %). 28 % der Österreicher sind mit dem Gesundheitssystem sogar sehr zufrieden, das ist ein Wert, der nur in Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich höher ist.
Drei von fünf Österreichern (61 %) sind der Meinung, dass das Gesundheitssystem des Landes die Pandemie gut bewältigt hat, was dem Durchschnitt des Gesundheitsberichts von 60 % entspricht. Mehr als ein Drittel der Österreicher (37 %) ist jedoch der Meinung, dass das öffentliche Gesundheitswesen schlecht gearbeitet hat, was ebenfalls dem Durchschnitt entspricht.
Kritische Betrachtung der Bewältigungsstrategien
Die Österreicher gehören jedoch zu den kritischsten Nationalitäten in Europa, wenn es um die Fähigkeit der Bevölkerung geht, die Pandemie zu bewältigen: Weniger als die Hälfte (46 %) ist der Meinung, dass die Menschen gut damit umgegangen sind, nur die Serben und Rumänen sehen ihre eigene Rolle noch kritischer. Etwas mehr als die Hälfte der Österreicher (51 %) ist der Meinung, dass die Bevölkerung die Pandemie schlecht bewältigt hat, 13 % empfanden die Bewältigung sogar als „sehr schlecht“.
Noch schlechter steigt die Regierung aus. Weniger als die Hälfte der Österreicher (23 %) ist der Meinung, dass die Regierung die Pandemie gut bewältigt hat. Fast drei von vier Befragten (73 %) sagten sogar, dass die Regierung schlecht gehandelt habe – mehr als zwei von fünf (42 %) sagten „sehr schlecht“. Damit stellten die Österreicher ihrer Regierung das schlechteste Zeugnis der Umfrage aus.
Vertrauen in die Akteure des Gesundheitswesens
Das Vertrauen der Österreicher in die Akteure des Gesundheitswesens entspricht im Allgemeinen dem europäischen Durchschnitt. Politikern und Wissenschaftlern stehen sie jedoch eher skeptisch gegenüber (54 % gegenüber 61 % im Durchschnitt) und auch das Vertrauen in Pharmaunternehmen ist gering (13 % gegenüber 24 % im Durchschnitt), während das Vertrauen in Apotheker und Ärzte intakt ist. Alternative Medizin ist in Österreich hingegen relativ beliebt: Mehr als ein Viertel der Österreicher (26 %) geben an, dass sie zwar der Schulmedizin vertrauen, sich aber gerne über alternative Medizin informieren – das liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 21 %.
Die Hälfte der Österreicher (49 %) besucht mindestens einmal im Monat eine öffentliche Apotheke, was allerdings etwas unter dem europäischen Durchschnitt von 56 % liegt. Weitere 30 % der Österreicher gehen alle zwei bis drei Monate in eine Apotheke. Die Österreicher sind jedoch europaweit führend, wenn es darum geht, Wert auf eine individuelle Beratung etwa in der Apotheke zu legen; neun von zehn (89 %) halten eine solche Beratung für wünschenswert; sogar mehr als die Hälfte der Österreicher (53 %) bezeichnen eine solche Beratung als ein „Muss“, mehr als in jedem anderen der 15 Teilnehmerländer. Auch Kartenzahlung und COVID-Tests in der Apotheke werden in Österreich stärker gewünscht als in Europa insgesamt. Aber nur zwei Drittel (65 %) der Österreicher sind an Bestellungen über eine Apotheken-App interessiert, weniger als der Durchschnitt von 72 %.
Schlechte psychische Gesundheit durch COVID-19
Deutlich mehr als jeder dritte Österreicher (37 %) gibt an, dass sich seine psychische Gesundheit seit Beginn der Pandemie verschlechtert hat – mehr als in jedem anderen der 15 teilnehmenden Länder. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen geben mehr als die Hälfte (54 %) der Österreicher an, dass sich ihre psychische Gesundheit verschlechtert hat; in der Altersgruppe der 55- bis 69-Jährigen sinkt dieser Anteil auf 31 % und in der Altersgruppe der über 70-Jährigen auf nur 18 %.
Die Ursache dafür könnte sein, dass die Österreicher die psychologischen Auswirkungen der Pandemie besonders stark zu spüren scheinen – 27 % gaben an, dass sie oder ein erwachsenes Familienmitglied unter den sozialen und psychologischen Folgen der COVID-19-Einschränkungen gelitten haben. Dies ist der höchste Wert unter den 15 Ländern des Gesundheitsberichts. In der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen gab jeder dritte Österreicher (33 %) an, dass dies ein Problem sei. Die Österreicher betrachten die Einschränkungen demnach noch negativer als etwa in Belgien, der Schweiz oder im Vereinigten Königreich und sehnen sich nach Normalität.
Die Hälfte der Österreicher (50 %) gibt an, dass sie in Zukunft Personen eher meiden werden, die niesen oder husten. Die Österreicher scheinen während der Pandemie wenigstens recht gut Zugang zu Gesundheitsdiensten gehabt zu haben – nur jeder Zehnte (10 %) gab an, Schwierigkeiten gehabt zu haben, einen Termin bei seinem Hausarzt zu bekommen; nur im Nachbarland Schweiz (6 %) war dies ein geringeres Problem.
Prävention und Ernährung
Fast die Hälfte der Österreicher (45 %) hat in den letzten zwölf Monaten versucht, sich gesünder zu ernähren. Ein Viertel (25 %) hat sich mit Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln eingedeckt. Fast drei Viertel (73 %) der Österreicher schätzen ihre Ess- und Trinkgewohnheiten als gesund ein.
Guter Schlaf aufgrund fehlender Langzeitsorgen
Mehr als sieben von zehn Österreichern (71 %) bezeichnen ihre Schlafqualität als gut und liegen damit etwas über dem europäischen Durchschnitt von 65 %. Die 29 % der Österreicher, die ihre Schlafqualität als „schlecht“ bezeichnen, gehören zu den niedrigsten Anteilen in der Umfrage, nur die Niederländer (27 %) schlafen besser. Die Österreicher haben nämlich gemeinsam mit den Niederländern die wenigsten langfristigen Sorgen, die sie wachhalten – nur 14 % in beiden Ländern geben Angst als Grund für nächtliches Wachbleiben an. Allerdings geben deutlich als ein Drittel der Österreicher (37 %) „Alltagsprobleme“ als Ursache für Schlaflosigkeit an, was über dem Durchschnitt von 33 % liegt. Jeder vierte Österreicher (25 %) sagt, dass er normalerweise durchschläft, ohne aufzuwachen.
Überdurchschnittlich gute psychische Gesundheit
Wenn die Österreicher über ihre psychische Gesundheit sprechen, sind sie in Europa am offensten. Sie sind bereit, mit ihrem Partner (51 % gegenüber 40 % im Durchschnitt) und mit einem engen Freund oder Familienmitglied (47 % gegenüber 38 % im Durchschnitt) über psychische Probleme zu sprechen. Ihre eigene psychische Gesundheit schätzen sechs von zehn (60 %) Österreichern als gut ein, das ist etwas besser als der Umfragedurchschnitt von 57 %. Jeder Zehnte (10 %) bezeichnet seine psychische Gesundheit als schlecht und 28 % als „ziemlich schlecht“.
Die Österreicher scheinen ein gewisses Gleichgewicht im Leben gefunden zu haben: Nur 13 % geben an, am Rande eines Burnouts zu stehen, was deutlich unter dem Durchschnitt von 18 % liegt und niedriger ist als in allen anderen Ländern außer den Niederlanden und der Schweiz. Relativ hohe 14 % der Österreicher (Durchschnitt 10 %) halten es für sehr wahrscheinlich, dass sie jemals an einem Burnout leiden werden.
Fast sechs von zehn Österreichern (58 %) geben an, dass sie versuchen, sich gesund zu ernähren, um ihre psychische Gesundheit zu erhalten und zu verbessern – das liegt über dem Durchschnitt der Umfrage von 53 %. Jeder dritte Österreicher (33 %) nutzt ganzheitliche körperliche Aktivitäten wie Yoga und Pilates, um seine psychische Gesundheit zu unterstützen –deutlich mehr als der Durchschnitt von 24 %. Außerdem meditieren 26 % der Österreicher, nur in Portugal ist dies noch beliebter (31 %).
Skepsis gegenüber Digitalisierung und Technologie
Der Nutzen von E-Health ist noch nicht in Österreich angekommen. Die Österreicher sind relativ resistent gegenüber der Idee, einen Arzt aus der Ferne per Webcam zu konsultieren – weniger als ein Viertel (24 %) wäre dafür offen, um Weg- und Wartezeit zu sparen. Das ist einer der niedrigsten nationalen Anteile in der Umfrage. Insgesamt wäre etwas mehr als die Hälfte der Österreicher (55 %) grundsätzlich offen für eine Konsultation per Webcam, nur in der Tschechischen Republik (54 %) ist diese Idee weniger populär.
Rund zwei Drittel der Österreicher kennen entweder keine Gesundheits-Apps oder kennen sie, nutzen sie aber nicht. Die 44 %, die angeben, solche Apps nicht zu nutzen, sind der höchste Anteil in allen 15 Ländern. In Österreich werden sie vor allem zur Unterstützung einer gesunden Ernährung genutzt (16 %); die Nutzung für den Informationsaustausch mit Ärzten und den Erhalt relevanter Gesundheitswarnungen liegt deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
STADA Health Report 2022: Je 2.000 Personen aus 15 Ländern
Die repräsentative Online-Befragung durch InSites Consulting im Auftrag von STADA fand von März bis April 2022 statt. Jeweils rund 2.000 Personen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kasachstan, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien, der Schweiz, Spanien und der Tschechischen Republik wurden befragt. In Österreich wurden 2.001 Personen befragt, davon waren 1.043 (52 %) weiblich und 954 (48 %) männlich. Folgende Altersverteilung ergab sich: 18-34 Jahre: 552 (28 %); 35-54 Jahre: 750 (38 %); 55* und älter: 699 (34 %).