Am 10. April verkündete Paul McCartney in der Pressemitteilung, die sein erstes Soloalbum „McCartney“ begleitete, dass die Beatles als kreative Formation zu existieren aufgehört hatten.
Wörtlich hieß es darin: „Planen Sie ein neues Album oder eine neue Single mit den Beatles? – Nein. “
Und obwohl sich McCartney eine Hintertüre offen ließ („Ist die Trennung dauerhaft oder vorübergehend? – Ich weiß es nicht.“), wurde die Meldung als das verstanden, was sie war: als Schlussstrich.
McCartneys Exkollegen John Lennon, George Harrison und Ringo Starr waren darob einigermaßen wütend. Denn der in Sachen Öffentlichkeitsarbeit immer sehr geschickte Bassist hatte es so aussehen lassen, als habe er das Kapitel Beatles geschlossen. Dabei war sich die Gruppe – sieht man vom gutmütigen Ringo ab, der die Hoffnung nicht ganz aufgab – seit Monaten einig, sich selbst abzuschaffen, aber aus geschäftlichen Gründen Stillschweigen zu bewahren.
Bei einem Meeting am 20. September 1969, als McCartney Ideen für neue Aktivitäten der Band präsentierte, hatte John Lennon geantwortet: „Ich glaube, du bist bescheuert. (...) Ich verlasse die Band.“ Später erinnerte sich Lennon so an den Augenblick: „Ich habe die Gruppe gegründet, ich habe sie aufgelöst, so einfach ist das.“
Und Harrison drückte es so aus: „Ich selbst wäre auch gern gegangen. Ohne die Band sah ich eine bessere Zukunft für mich. Die Sache machte keinen Spaß mehr, und es war Zeit zu gehen.“
Später beschrieb McCartney, in einem Anfall von Aufrichtigkeit, die Abfolge der Ereignisse sehr korrekt: „Nicht ich habe die Beatles verlassen. Die Beatles haben die Beatles verlassen.“
Das letzte Studioalbum der Gruppe – „Let It Be“ – kam schließlich am 8. Mai 1970 heraus. Genau genommen war es das vorletzte – „Abbey Road“ wurde später aufgenommen, erschien aber früher. Es endet mit der wunderbaren Textzeile: „And in the end/the love you take/is equal to the love/you make.“
Auch nach dem Ende der Band blieben die vier Beatles einander verbunden, in Hass und in Zuneigung. Es gab hässliche Prozesse rund um das geschäftliche Erbe, die Musiker gastierten aber immer wieder auf den Soloplatten der jeweils anderen.
Die Welt war vom Ende der größten Rockband aller Zeiten entsetzt. John Lennon kommentierte das in einem Interview kühl: „Es ist nur eine Rockgruppe, die sich auflöst, nichts Wichtiges.“
Die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung endete erst mit der Ermordung John Lennons 1980. 1994 gab es dann – im Rahmen des „Anthology“-Projekts – tatsächlich so etwas wie eine Reunion: McCartney, Harrison und Starr überarbeiteten zwei Lennon-Stücke, „Free As A Bird“ und „Real Love“.
Im Bewusstsein von Millionen Fans hat die Gruppe aber nie aufgehört, zu existieren – die Beatles sind einfach zu groß, um sich aufzulösen. Der 2001 verstorbene Harrison drückte es so aus:
„Die Beatles können sich nie wirklich trennen, denn wie wir damals zum Zeitpunkt unseres Auseinandergehens sagten, macht das nicht wirklich einen Unterschied. Die Musik und die Filme sind noch vorhanden. Alles, was wir gemacht haben, ist noch da und wird nicht vergehen.“
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