Traditionshaus Lobmeyr: Wiener Maßarbeit

Ein Mann montiert eine Lampe mit Kristallelementen.
Seit fast 200 Jahren und bereits in sechster Generation ist das Traditionsunternehmen Lobmeyr fest in Familienhand. IMMO besuchte die Werkstätten des Glas- und Luster-Spezialisten.

Das leichte Hämmern wird im Minutentakt von surrenden Motorengeräuschen abgelöst. Die Lobmeyr-Werkstätten in der Wiener Salesianergasse sind verwinkelt und eng. Die einzelnen Arbeitsbereiche, wie Schleiferei oder Gravur, erinnern an klassische Zimmer eines Wohnhauses, nur dass anstelle von Möbeln hier Maschinen den Raum dominieren. Seit fast zweihundert Jahren und in sechster Generation beschäftigt sich das Unternehmen mit dem funkelnden Material. Jährlich werden in diesen Werkstätten etwa 400 Luster (inklusive Restaurierungen) und über 40.000 Gläser in Handarbeit gefertigt.

Ein Lagerraum voller Kronleuchter und Ersatzteile in Kartons und Regalen.

Reportage über drkst&#kstätr Firbmeyrbmeyr in der Salisianergasse im 3 im 3. Bezirk in Wien
Eine Frau repariert einen Kristalllüster in einer Werkstatt.

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Ein Handwerker bearbeitet ein goldenes Ornament mit Hammer und Meißel.

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Ein Mann und eine Frau betrachten lachend ein Glas in einer Werkstatt.

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Ein Glas wird von einer Person mit Handschuhen poliert.

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Nahaufnahme eines Kristalllüsters mit goldenen Akzenten.

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Ein Graveur verziert ein Glas mit einem filigranen Monogramm.

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Ein Blick auf den Josef-Ignaz-Jahn-Platz in Wien.

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Eine Werkstatt voller Werkzeuge und Metallarbeiten.

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Ein Handwerker bearbeitet ein Werkstück mit einem Schleifwerkzeug.

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Ein Mann schleift ein Glasobjekt an einer Schleifmaschine.

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Eine Frau mit roten Haaren arbeitet an einer Töpferscheibe in einer Werkstatt.

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Ein Mann bemalt ein Glasobjekt mit einem Pinsel unter einer Lampe.

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Ein Mann repariert einen goldenen Kronleuchter mit einer Zange.

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Ein Werkstattregal mit Werkzeugen und einem Kalender mit einem Aktfoto.

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Eine Ansammlung von transparenten Kristallanhängern in verschiedenen Formen auf schwarzem Hintergrund.

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Regale voller Kartons in einem Lagerraum.

Reportage über drkst&#kstätr Firbmeyrbmeyr in der Salisianergasse im 3 im 3. Bezirk in Wien
Regale voller Glaswaren in einem Lagerraum mit Steingewölbe.

Reportage über drkst&#kstätr Firbmeyrbmeyr in der Salisianergasse im 3 im 3. Bezirk in Wien

gerade wird ein Gla s aus der Serie "No. 98 – Palais" an der Schleifmaschine bearbeitet. Die Schleiferei ist das Herzstück der Manufaktur, hier beginnt alles. Die Rohlinge, mundgeblasenes Kristall, stammen aus verschiedenen Glashütten (Ungarn und Tschechien). Die Gläser werden nach eigenen Entwürfen gefertigt. Einige Klassiker von Adolf Loos, Josef Hoffmann oder jungen Designer wie Barbara Ambrosz sind in Museen wie dem Museum of Modern Art in New York zu sehen. Im Stammhaus in der Wiener Kärntner Straße wird das Glas, bevor es zur Produktion gelangt, kontrolliert. Hier kommt es auf die Formschönheit, die Innenform, die Glasverteilung innerhalb des Glases sowie auf das Gewicht, einen schönen Rand und eine einwandfreie Bodenplatte an. Das Gewicht und die Balance des Glases müssen ebenfalls stimmen – die Leichtgewichte wiegen zwischen 40 und 120 Gramm. Und die zarteste Randstärke liegt zwischen 0,7 und 1,1 Millimeter. Beim ersten Schritt wird das Glas mit einem Schliff grob angezeichnet. "Hier werden einige Schichten vom rohen Material abgetragen um sich der Endform zu nähern," so Geschäftsführer Leonid Rath. Dann folgt die Feinarbeit. Mithilfe von rotierenden Schleifmaschinen, wahlweise Stein- oder Diamanträdern, erfolgt die eigentliche Formgebung des Modells. "Wir arbeiten mit vielen unterschiedlichen Steinen. In der Schleiferei befinden sich etwa 500 unterschiedliche Schleifscheiben. Die Industrie verfolgt oft das Credo: Der Entwurf soll dem Werkzeug angepasst werden. Bei uns trifft das Gegenteil zu, wir passen Werkzeuge unseren Modellen an", so Leonid Rath.

Eine Werkzeugwand mit verschiedenen Schraubenschlüsseln, Zangen und anderem Werkzeug.

Um ein Trinkglas fertigzustellen, müssen manchmal bis zu fünfzehn unterschiedliche Scheiben verwendet werden. Die Schliffe sind teilweise komplex. Es geht um Millimeterarbeit. Asymmetrische, runde, ovale Muster oder Rillen müssen perfekt positioniert werden.

Im nächsten Schritt erfolgt das Polieren. Auf die Verwendung von industrieller Säurepolitur wird verzichtet, da sie den exakten Handschliff beschädigen würde. Man setzt auf Filz- und Korkscheiben, die das Glas in drei Schritten zum Glänzen bringen. Dadurch entstehen scharfe und klare Kanten. "Wir verwenden ausschließlich bleifreies Kristall – uns gefällt die Leichtigkeit und der natürliche Glanz", so Leonid Rath.

Achtzehn Händepaare durchlaufen die Gläser im Schnitt, bis sie fertiggestellt werden. Am Standort in der Salesianergasse sind etwa zwanzig Mitarbeiter beschäftigt, insgesamt zählt das Unternehmen vierzig. Mindestens genauso aufwendig und arbeitsintensiv wie die Herstellung eines Trinkglases ist die Gravur. Je nach Aufwand und Komplexität wird an einem Muster bis zu acht Stunden gearbeitet. "Die persönliche Individualisierung wird relativ häufig gewünscht. Von klassischen Initialen, Tieren, besonderen Daten oder Zeichen können wir fast alles umsetzen. Der ausgefallenste Wunsch kam von einem Briten. Er hat sich auf die Unterseite des gesamten Kaiserservice verschiedene Kornkreiszeichen gravieren lassen", so Gravurmeister Andreas Berger.

Ein Mann montiert eine große, sternförmige Lampe mit Kristallen in einer Werkstatt.

Der älteste Entwurf aus dem Hause Lobmeyr ist das Hofburgservice. Es stammt aus dem Jahre 1835 und wurde eigens für die Wiener Hoftafel ausgeführt. Noch heute wird es bei besonderen Empfängen des Bundespräsidenten verwendet.

die Herstellung von Luster ist eine besondere Spezialität des Hauses. In der Atelierfertigung laufen sämtliche Skizzen zusammen. Kaum vorstellbar, aber gearbeitet wird hauptsächlich mit relativ ungenauen Werkszeichnungen. Der Entwurf wird im Entstehungsprozess in letzter Instanz vom Handwerker bestimmt. Derzeit arbeitet man gerade an einem Luster für ein Wiener Stadtpalais, mit einem Gesamtgewicht von vier Tonnen und einem Durchmesser von vier Metern. "Luster werden fast ausschließlich projektbezogen produziert, dreißig Prozent entfallen für Reparaturen und Restaurierungen", so Werkstättenleiter Franz Doppelreiter.

Das berühmteste Modell ist der "Metropolitan"-Luster, der Mitte der 1960er-Jahre für die Metropolitan Opera in New York entworfen wurde. Heute noch ist es der weltweite Bestseller. Weitere berühmte Meilensteine sind etwa eine Entwurfsarbeit für einen Luster in der Moschee von Medina sowie der Kristallluster für den russischen Kreml, mit einem Durchmesser von zwölf Metern.

In den Wohnungen oberhalb der Atelierfertigung befinden sich raumhohe Regale an den Wänden. Hier werden 100.000 verschiedene Lusterglasteile sowie 20.000 unterschiedliche Behänge archiviert. "Die meisten Formen lassen wir extra produzieren, da wir die Einzigen sind, die eine solche Vielfalt an Behängen verwenden."

Handwerk und Tradition müssen sich im modernen und technologisierten 21. Jahrhundert nicht verstecken. Ganz im Gegenteil. Es ist eine willkommene Ergänzung.

Zwischen Historie und Moderne: Die Porzellan- und Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr

1823 wurde das Handelshaus für Glaswaren von Josef Lobmeyr in Wien gegründet. Seine Kinder Josef, Ludwig, Louise und Mathilde führten die Firma fortan unter dem Namen "J. & L. Lobmeyr". Die Brüder Josef und Ludwig übernahmen die Firmenleitung. Im Jahr 1860 wurden sie zum Hofglaswarenhändler. Sie lieferten Kristall-Luster für die Hofburg, für das Schloss Schönbrunn und die bayerischen Königsschlösser. Ludwig verstarb kinderlos und vererbte die Firma an Stefan Rath, den Sohn seiner Schwester Mathilde. Heute wird das Unternehmen von den Brüdern Andreas, Leonid und Johannes Rath in bereits sechster Generation geführt.

www.lobmeyr.at

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