Thonet: Den Bogen raus

Thonet: Den Bogen raus
Die Nummer 14 – der berühmteste Kaffeehausstuhl der Welt – verhalf dem Möbelhersteller Thonet zu Weltruhm. Ein Rückblick auf knapp 200 Jahre familiengeführte Tradition.

Die Geschichte Thonets ließe sich mittlerweile in laufenden Bänden erzählen. Immerhin kann der Möbelhersteller bald auf 200 Jahre Geschichte zurückblicken. Doch Produktportfolios und Namensgebungen anderer Firmen führen immer wieder in die Irre: Hersteller wie "Ton", "Gebrüder Thonet Vienna" oder die US-Version "Thonet" haben nichts mit dem ursprünglichen Unternehmen zu tun.

Thonet: Den Bogen raus
Peter Thonet - einer der Eigentümer und Enkel des Firmengründers der Thonet GmbH im hessischen Frankenberg in der Holzverarbeitung im Werk 1 des Unternehmens am 09.03.2010.
Die Namensgleichheit wird oft falsch interpretiert", sagt Peter Thonet, Urururenkel des Firmengründers. Weil die Patente abgelaufen sind, können andere Firmen ähnliche Produkte herstellen. Das führt immer wieder zu falsch angenommenen Zusammenhängen."
Der Streit um die Marke reicht weit zurück und hat mehrere Ursachen. Zum einen verlor Thonet durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Werke in osteuropäischen Staaten, auch die Verkaufsniederlassung in Wien wurde zerstört. Andere Teile des Unternehmens gingen im Lauf der Jahre in fremde Hände. "Gebrüder Thonet Vienna" beispielsweise war bis in die 1990er-Jahre im Besitz des Wiener Zweigs der Familie, dann wurde die Firma an andere Möbelschmieden verkauft.
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Die wechselvolle Historie hat dem wirtschaftlichen Erfolg jedoch nicht geschadet. Die Markenrechte liegen bis heute bei der Thonet GmbH in Frankenberg in Deutschland, deren Gründung auf das Jahr 1819 zurückgeht und die als einziges Unternehmen dem Gründer Michael Thonet nachkommt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts experimentierte dieser in einer kleinen Tischlerwerkstatt im deutschen Boppard mit neuartigen Holzbiegetechniken. Im Jahr 1842 erkannte Fürst Metternich das Talent des Kunsttischlers, holte ihn nach Wien und überließ ihm die Ausstattung des Palais Lichtenstein, des Palais Schwarzenberg und des Café Daum. Der Durchbruch mit dem Stuhl Nr. 14 - dem berühmten Kaffeehausstuhl - gelang schließlich im Jahr 1859. Die Idee, die gebogene Rückenlehne in die Hinterbeine übergehen zu lassen und durch das im Sitz gespannte Rohrgeflecht mehr Komfort zu erreichen, begründete den internationalen Erfolg.

Dank der neuen Technologie konnte der Stuhl erstmals industriell hergestellt werden. Er ließ sich in wenige Einzelteile zerlegen, konnte platzsparend verpackt und in die ganze Welt verschickt werden. Dank Serienproduktion wurde das Möbel erschwinglich, die Nummer 14 avancierte zum erfolgreichsten Massenprodukt des 19. Jahrhunderts. Das Unternehmen blühte auf: Schon im Jahr 1870 war Thonet weltweit tätig und betrieb Niederlassungen in Hamburg, Brüssel, Moskau, Chicago und New York. Beim Holzbiegen allein sollte es aber nicht bleiben.

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In den 1930er-Jahren wurde Stahlrohr zum zweiten wichtigen Material von Thonet. Dies führte zur Zusammenarbeiten mit Designern wie Mart Stam oder Le Corbusier. Die frühen Stahlrohrmöbel gelten heute als Meilensteine der Möbeldesigngeschichte – vor allem aufgrund der Erfindung des „Freischwingers“, einem hinterbeinlosen, federnden Kragstuhl.

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Thonet eignete sich die neue Produktionstechnik vollständig an und verlieh dem Stahlrohr-Konzept eine neue Bedeutung.
Peter Thonet: „In der Vergangenheit gab es zwei historische Meilensteine. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Michael Thonet die neuartige Technologie des Biegens von massivem Buchenholz. So kam es, dass Stühle erstmals industriell hergestellt werden konnten. In den 1930er-Jahren war Thonet dann der weltweit größte Produzent der damals neuartigen Stahlrohrmöbel. Sowohl der Wiener Kaffeehausstuhl als auch der Freischwinger aus Stahlrohr werden heute als zwei der wichtigsten Design-Innovationen überhaupt eingeordnet.“
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Materialen wie Sperrholz, Kunststoff und Textilien kamen in den 1950er-Jahren auf und wurden vermehrt eingesetzt. Allerdings besann man sich in letzter Zeit wieder verstärkt auf Möbel aus Holz, da diese größeren Anklang finden. Seit einigen Jahren sucht Thonet außerdem die Zusammenarbeit mit externen Designern – etwa mit dem Österreicher Robert Stadleroder dem Deutschen Stefan Diez. Sein Entwurf „404“ etwa knüpft an das traditionelle Herstellungsverfahren des Holzbiegens an, interpretiert den Bugholz-Klassiker jedoch völlig neu.
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THONET Studio Frankenberg 11/2014
Nicht zuletzt das Zusammenspiel mit externen Gestaltern trug dazu bei, dass die älteste Möbelmarke der Welt auch den Übergang ins 21. Jahrhundert gemeistert hat. Jüngstes Beispiel dafür ist der Lounge-Sessel „808“: Er folgt einem Entwurf des BürosFormstelleund wurde zu Beginn dieses Jahres auf der Möbelmesseimm colognepräsentiert. Das Möbel rückt den klassischen Ohrensessel in ein neues Licht und bietet individuellen Komfort: Eine Verstellmechanik ermöglicht das stufenlose Anpassen der Sitz- und Rückenfläche und eine Auto-Returnfeder bringt ihn immer wieder in die Ausgangsposition zurück.

Die Designgeschichte des Unternehmens Thonet begann mit dem Wirken des Kunsttischlers Michael Thonet (1796–1871). Seit dieser 1819 seine erste Werkstatt in Boppard am Rhein gründete, steht der Name Thonet für qualitativ hochwertige, innovative und elegante Möbel.

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Frankenberg, DEU, 01.08.2011: THONET ¸Äì¬?Erben [ (c) Herr Mirko Krizanovic / Photojournalist, Roquetteweg 28, 64285 Darmstadt, fon: 0615143883, info@krizanovic.com ; Kto: IBAN: DE67 5085 0150 0002 0136 30, BIC: HELADEF1DAS ; Ust-ID: DE111537803 ; Jegliche Nutzung nur auf Grundlage unserer AGB, gegen Honorar zzgl. gesetzlicher MwSt, vollstaendiger Namensnennung und Zusendung von zwei Belegexemplaren. Berechnungsgrundlage fuer Nutzungshonorar sind die aktuellen Bildhonorare der MFM des BVPA. ; Verwendung des Bildes ausserhalb journalistischer Berichterstattung bedarf besonderer schriftlicher Vereinbarung. For any usage other than editorial, please contact photographer. ; Attention: NO MODEL-RELEASE! ; ArchivNr.: 28830148 ; Keywords: THONET ¸Äì¬?Erben ; Industrie ; Moebel ; Gebr. Thonet ; Stuehle ; Unternehmen ; Produktion ; Claus ; Peter ; Phillipp ; Percy ] [#0,26,121#]
Seit dem Jahr 2013 führt Thorsten Muck das Unternehmen am Firmensitz und einzigem Produktionsstandort Frankenberg/ Eder. Hier werden heute alle berühmten Thonet-Klassiker aus Bugholz und Stahlrohr sowie die aktuellen Kollektionen produziert. Die Nachkommen Michael Thonets in fünfter und sechster Generation sind als Gesellschafter und Vertriebsrepräsentanten aktiv in die Firmengeschäfte eingebunden. So leitet etwa Percy Thonet die Verkaufsniederlassung in Wien, während Peter Thonet heute als Markenbotschafter fungiert.

www.thonet.de

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