Stoffproduzent Limonta: Aus Mailand in die Welt
Die Halle ist abgedunkelt. Nur vereinzelt scheinen Sonnenstrahlen durch das Flachdach auf die hohen Regale. Es ist kühl. Die konstante Temperatur von 13 Grad hält Insekten fern und sorgt damit für das Überleben des größten Stoffarchivs Italiens. 15.000 Webmuster und 100.000 Prints, die teilweise über 100 Jahre alt sind, lagert die Weberei Limonta in Garbagnate rund 25 Kilometer nordwestlich vor Mailand. „Seit 1893 webt und bedruckt Limonta Stoffe für die größten Möbel- und Modemarken der Welt“, erzählt Director Davide Mazzarini. Namen dürfe er, außer der Hausmarke Society, aber keine nennen.
Seit 19 Jahren nutzt das Familienunternehmen die Web-Erfahrung auch für eigene Kollektionen. Die Suche nach Inspiration für Kollektionen führt die kreativen Köpfe immer wieder zurück in diese Halle. „Wir interpretieren unsere alten Stoffe gerne neu“, so Mazzarini während er eines der ältesten Designs aus dem Regal zieht. Es ist ein Jacquard. „So werden Stoffe genannt, dessen aufwendiges Muster auf Jacquardmaschinen gewebt wird“, sagt Mazzarini.
Bis heute wendet Limonta diese Technik an – und zwar nur fünf Autominuten vom Archiv entfernt. Auf einem riesigen Areal aus Produktionshallen verarbeiten rund 600 Mitarbeiter Rohmaterial zu hochwertigen Bettdecken, Handtüchern oder Tischwäsche.
Zuerst wird das Garn gesponnen. Flachs, Baumwolle oder Seide wird auf rund 20 Meter langen Maschinen mit hoher Geschwindigkeit in die Länge gezogen und auf eine Spindel gefädelt. Eine Mitarbeiterin steht am Ende jeder Maschine und überblickt die schnell rotierenden Fäden. Hat die Maschine 50 Meter gesponnen, stoppt sie automatisch und die Mitarbeiterin macht einen Knoten zur Kennzeichnung.
Eine Halle weiter sind die Spindeln mit mindestens zwei Metern Länge und Durchmesser bereits in die Webstühle gespannt. Die Mitarbeiter tragen Ohrenschützer. „Ich würde das nicht den ganzen Tag aushalten“, schreit Mazzarini durch den Lärm der Maschinen. Jeder Webstuhl ist gleich aufgebaut: Von der Decke sind 10.000 Fäden gespannt. Sie sind mit Nadeln im Webstuhl fixiert. Ihre Funktion: Die quer darunter gespannten Garne zu trennen, sodass sie sich nicht verknoten, während sie in sekundenschnelle gewebt werden. Plötzlich stoppt die Maschine. Der Weber richtet einen kurzen Blick in das Meer aus Fäden. Er weiß sofort, dass einer davon gerissen ist – und auch wo. Zielsicher fischt er das Ende des Garns heraus und steckt ihn zurück an seinen Platz. Und die Maschine rattert weiter.
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