Design kennt keine Ressentiments – egal, aus welcher Epoche oder aus welchem Land es stammt. Bei der Gestaltung sind es oftmals unterschiedliche und durchaus auch grenzübergreifende Einflüsse, die eine Form, ein Muster oder auch Farbkompositionen zu etwas Besonderem machen. Entwürfe können aufgrund ihres Designs allerdings auch eine bestimmte Ära symbolisieren und sie können auch vermitteln – etwa zwischen zwei Kulturen. Einen Beweis dafür liefert etwa die Solo-Ausstellung des Wiener Traditionsunternehmens J. & L. Lobmeyr, die letzte Woche in den Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet wurde. Die Schau findet in der Stadt Sharjah im Museum of Islamic Civilisation statt, einem der wichtigsten Museen der Halbinsel. Gezeigt werden hochwertige Glasobjekte aus der Wiener Manufaktur, die alle einen orientalischen Einfluss aufweisen. Kostbare, handbemalte Vasen und Teller aus dem 19. Jahrhundert, aber auch Prototypen für Luster von großen Moscheen werden bis 16. Jänner zu sehen sein.
Die Zusammenarbeit mit dem Mittleren Osten führt im Unternehmen auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Bereits im Jahr 1848/’49 lieferte etwa
Ludwig Lobmeyr einen Luster an den Palast des Khediven in
Kairo. Das Interesse an der
arabischen Welt war damals in ganz
Europa geweckt. Kronprinz Rudolf etwa ließ in der Hofburg einen "Türkischen Salon" errichten. Rauchsalons im orientalischen Stil waren damals auch in den Wiener Ringstraßenpalais beliebt.
Ab den 1870er-Jahren sorgte vor allem die Kollektion der Architekten Gustav und
Franz Schmoranz für weitere Kooperationen. Sie entwickelten eine hochwertige Kollektion aus Glasobjekten, die sich vor allem durch ihre abstrakten Muster auszeichnen. Vasen und Teller bestehen aus mundgeblasenem und geschliffenem Glas, das Dekor wurde mit Emailfarben und Gold aufgetragen. In der Ausstellung wird ein Querschnitt dieser besonderen Serie sowie detailgetreue Originalzeichnungen gezeigt.
Ein Krug von Machytka &
Schmoranz aus dem Jahr 1877, wurde nun anlässlich der Ausstellung von Lobmeyr wieder aufgelegt. Insgesamt werden etwa 40 Arbeitsstunden und fünf
Brände benötigt, um die aufwendige Emailmalerei von Hand aufzutragen. In den 1970er-Jahren, in der fünften Eigentümergeneration, erhielt die Traditionsmanufaktur den Auftrag zur Fertigung von orientalischen Luster für die große Moschee in
Medina. Insgesamt wurden 120 Luster und 360 Laternen ausgeliefert. Die Entwürfe wurden mit 20 Kilo Gold verkleidet. Das dafür benötigte
Edelmetall stellte König Fahd aus seinen privaten Reserven für die Produktion zur Verfügung. Heute sind die Modelle Teil des arabischen Kulturguts. Der Prototyp, entsprechende Zeichnungen und Planunterlagen sind ebenfalls Teil der Schau.
Die Ausstellung ist ein schönes Beispiel dafür, dass Design eine durchaus völkerverständigende Rolle übernehmen kann.
www.lobmeyr.at
www.sharjahmuseums.ae
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