Kunst als Gastgeber

Es hat alles ganz harmlos mit einem Bild vom Flohmarkt begonnen. Stefanie Harig und ihr Mann Marc Ullrich haben es gekauft und 2003 damit den Grundstein für ein außergewöhnliches Galeriekonzept gelegt. Die gelernte Kunsthistorikerin und der Unternehmensberater wollten vor allem eines: Arbeiten von etablierten Künstlern und Newcomern einem breiteren Publikum näherzubringen und deren Werke zu moderaten Preisen anzubieten. Heute, zwölf Jahre später, ist der Name Lumas vielen bereits ein Begriff. "Bei der Gründung ging es uns primär um den Gedanken, Kunst für alle erschwinglich zu machen. Wir würden es heute eher als Demokratisierung der Kunst bezeichnen. Wenn wir diese beispielsweise in einem Museum betrachten, dann ist ihr Einfluss auf unser Leben nur punktuell und kurzlebig. Wenn man sich hingegen ein Bild kauft, wird es ein Teil unserer Welt. Ein gutes Gemälde holt einen da ab, wo man sich gerade im Leben befindet", erklärt Harig.
Weltweit gibt es über 40 Galerien.

In Wien gibt es Lumas bereits seit fünf Jahren.


Anfangs war es wichtig große Namen für die Editionen zu gewinnen.
Namen, die eigentlich nur einem kleinen Kreis und für viel Geld als Vintage-Print erhältlich waren. "Erwin Blumfeld, Horst P. Horst, Edward Steiche, Cecil Beaton, Man Ray oder Bert Stern waren ganz oben auf unserer Liste. Wir freuen uns, dass es uns tatsächlich gelungen ist, Werke dieser Künstler für uns zu gewinnen", sagt Harig. Die Unternehmensziele sind klar definiert: Nach Niederlassungen in Australien, Kanada und Saudi-Arabien will man auch weiterhin expandieren.

Wann wissen Sie, ob ein Künstler zu Lumas passt oder nicht?
Ein genaues Rezept gibt es nicht. Es ist eine Mischung aus Erfahrung, Marktbeobachtung und Bauchgefühl. Generell setzen wir auf Diversität, denn wir müssen unterschiedliche Geschmäcker treffen. Wir sind ständig auf Messen unterwegs und machen auch viele Studiobesuche. Wir arbeiten mit bereits etablierten Kreativen, aber halten auch immer nach jungen Künstlern und Fotografen Ausschau. Die Initiativbewerbungen haben wir vor Jahren einstellen müssen.
Warum?
Weil es überhandgenommen hat und das waren viel zu viele Zusendungen. Und bei näherer Betrachtung hat es dann oft an der Qualität gemangelt.
Wie schwierig ist es, ein perfektes Portfolio zusammenzustellen?
Für einen Kurator liegt der Unterschied darin, dass wir die Bilder nicht für eine Ausstellung, sondern für ein Zuhause aussuchen. Der Mensch steht dabei noch mehr im Vordergrund. Lumas ist für viele unserer Kunden der erste Berührungspunkt mit Kunst. Schon allein deshalb müssen wir unser Sortiment sehr breit fächern. Wir sind ein zehnköpfiges Team mit Sitz in Berlin und wir suchen für alle Lumas Galerien weltweit das Portfolio aus.

Der Künstler selbst. Er sagt, in welcher Größe seine Werke am besten zur Geltung kommen. Wenn wir zum Beispiel eine Reihe von einem etablierten Künstler in einer Galerie entdecken und diese in unser Sortiment aufnehmen möchten, dann versuchen wir gemeinsam ein Format zu finden, welches sich von dem in der Galerie abhebt. Bestes Beispiel dafür ist etwa Thomas Florschuetz. Seine Werke dürfen ausschließlich in einem braunen Vitrinenrahmen dargestellt werden. Aber es gibt auch Künstler, die uns diese Entscheidung überlassen. Bei noch nicht bekannten Fotografen ist es wiederum so, dass sie die Ausarbeitung der Bilder ihrem Budget anpassen. In so einem Fall übernehmen wir die Kosten und versuchen mit dem Künstler ein passendes Format zu finden.
Sie bieten auch eine Auswahl von prominenten Gastkuratoren an. Zuletzt stellte der kanadische Schauspieler
Patrick J. Adams eine zusammen. Wie ist diese Idee entstanden?
Wir hatten von Beginn an viele berühmte Kunden. Vor knapp zwei Jahren haben wir uns gedacht, wir sprechen sie aktiv an, ob sie bereit wären, uns ihre Lieblingswerke zu kuratieren. Ihre Auswahl stellen wir dann in unserem Magazin vor. Patrick J. Adams ist selbst Fotograf und hat in England seine erste Selektion erst kürzlich vorgestellt.
Welchen Stellenwert hat die Wertsteigerung bei einem Lumas-Bild?
Das spielt eher eine untergeordnete Rolle und ist definitiv nicht die treibende Kraft. Viele unserer Werke erzielen nach dem Kauf bei Auktionen exorbitante Preise im Vergleich zum ursprünglichen Preis. Dass freut uns natürlich, ist aber nicht das von uns erklärte Ziel.
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