Ausgestopfte Kanarienvögel, scheinbar beiläufig an der Wand abgestellte Bilder und florale Elemente dominieren die Zimmer von
Jean Christophe Aumas’ Pariser Wohnung. Was auf den ersten Blick vielleicht irritiert, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wohldurchdachtes Konzept, in dem bewusst Farb- und Formakzente gesetzt werden. Die Möbel im Wohn- und Schlafraum tragen eher die Züge von Skulpturen, wie beispielsweise ein Ledersofa von Arne Jacobsen oder ein Holztisch nach einem Entwurf von Tom Dixon. Ein Gemälde spielt mit der Tiefenwahrnehmung des Betrachters. Die Wände ließ der Kreativdirektor einreißen und ersetzte sie durch geschickt platzierte Raumteiler wie eine deckenhohe Box zwischen Küchen- und Essbereich, die als Wasch- und Abstellgelegenheit dient. Durch den Einsatz dieser Gestaltungsmittel lässt er die Räume wesentlich größer wirken als sie tatsächlich sind. In anderen Bereichen setzt Aumas auf Überraschungseffekte, indem Alltagsgegenstände in ungewöhnlicher Art und Weise in Bezug gesetzt werden: So finden sich neben seinem Kamin ein Rehkitz und eine Discokugel vor blau bemalten Holzscheiten.
Ihre Hamburger Wohnung hat Céline Grassmann-Duphil nach einem ähnlichen Konzept gestaltet. Während im Flur kühles Grau an den Wänden wunderbar mit der roten Kommode und einzelnen Goldelementen harmoniert, bekommt man beim Blick in die restlichen Zimmer den Eindruck, die Stücke seien bunt zusammengewürfelt. Handgearbeitete türkische Teppiche werden von der Innenarchitektin mit Sammlerobjekten von
Alexander Raymond und
Dieter Rams kombiniert, im geräumigen Wohnzimmer thront ein knallroter Sessel von
Gaetano Pesce. „Manche Dinge sind nur auf der Durchreise“, sagt die selbst ernannte „Sachensucherin“ über das Verhältnis zu ihren Einrichtungsgegenständen. Daher werden Stile, Farben und Materialien bei ihr ständig neu kombiniert.
Von reduzierter Formensprache hingegen lebt das süditalienische Domizil von Francesco Chimienti. Der Anwalt verwandelte ein Gehöft in
Apulien mit dem Einsatz von Naturmaterialien in eine mediterrane Residenz. Dazu setzte er neben Holz vor allem auf regionale Werkstoffe wie den porösen Tuffstein. Mit weißem Anstrich versehen und zu Regalen, Säulen und Tischen geformt, sorgt er für ein sommerliches Ambiente. Auch in den Räumlichkeiten der Pariserin
Anne-Sophie Pailleret haben klare Designkonzepte Vorrang vor Stilmix. Ecken und Kanten wurden schwarz konturiert, während
Möbel und Accessoires mit geschwungenen Formen und einheitlichen Farbschemen als Blickfang dienen. Im Falle des Wohnraums sollen Blau und Azur die Farben eines Pfaus imitieren und kontrastieren mit den rechteckigen Wandelementen.
„ROOMS – Zuhause bei Kreativen“ ist ein ästhetisches Buch, dessen Untertitel „Gestaltungsideen für individuelle Interiors“ die Erwartungen von Lesern mit entsprechendem Kleingeld und Platz vermutlich zu erfüllen vermag. Anderen kann er zumindest beim nächsten Flohmarktbummel als Anregung dienen.
18 unterschiedliche Persönlichkeiten und Stile spiegeln sich in den Wohnungen, welche die Autorin zusammen mit Fotograf
Christian Schaulin zwischen
Berlin,
Barcelona und
Neapel für den Leser einfängt. Erschienen im DVA-Verlag, € 41,20
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