Karlsplatz: Frische Ansichten

Menschen gehen durch einen hell erleuchteten U-Bahnhof mit Kunst an den Wänden.
Die Passage am Karlsplatz wurde saniert und neu gestaltet. Entstanden sind ein moderner Verkehrsknotenpunkt für drei U-Bahn-Linien und eine interessante Kulturmeile zwischen Karlskirche und Oper.

Die Passage am Karlsplatz: Von einem beliebten und glamourösen Begegnungsort in der Nähe der Oper wandelte sie sich im Laufe der Jahre zum tristen und rein funktionalen Treffpunkt. Heute steht hier ein rundum erneuerter Komplex, der mit heller Beleuchtung, einem neuen Sicherheitsgefühl und Kunsträumen wieder Passanten anlocken soll. Vor fünf Jahren wurde zur Restaurierung und Umgestaltung der Passage ein EU-weiter offener Wettbewerb ausgeschrieben. Den ersten Preis erhielt der Entwurf einer österreichischen Arbeitsgemeinschaft. Die drei Architekturbüros gerner°gerner plus, Ritter + Ritter und Vasko + Partner konnten mit ihrer Gestaltungslösung die Jury überzeugen. Bereits zwei Jahre später konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden und das bei laufendem Betrieb. Mehr als 200.000 Passanten nutzen täglich die Anlage, um dem Verkehrschaos zu entkommen. Um einen raschen und unbehinderten Durchgang zu ermöglichen, wurde die Passage auf acht Meter ausgeweitet und einige Geschäfte geschlossen.Ein wichtiger AspekT beim Umbau war die Auflösung von dunklen Nischen und Ecken. Diese wurden aufgelöst und zum Teil begradigt, um eine offene Gestaltung zu gewährleisten. Deshalb wurde etwa die Ecke am Resselpark-Eingang abgerundet und zusätzlich verglast. So soll den Passanten ein Gefühl von Sicherheit vermittelt werden. Hinter Glas befindet sich auch das Büro der Stationsüberwachung. Außerdem wurden Deckeneinbauleuchten installiert, die den gesamten Raum hell und sicher wirken lassen.

In einer U-Bahn-Station in Wien hängen Plakate für Ausstellungen im Kunstforum Wien.
Rot beleuchtete Leitlinien entlang des Bodens erstrecken sich vom südlichen Teil bis zur nördlichen Opernpassage und dienen als Orientierungshilfe. Diese geben bei jedem Ausgang einen entsprechenden Hinweis darauf, welche Sehenswürdigkeiten wo zu finden sind. Der grüne und der violette Lichtstrahl am Plafond führen zu den U-Bahn-Verbindungen U2 (violett) und U4 (grün). Die Eingänge wurden zusätzlich mit großflächigen Glasfronten in den jeweiligen Farben der Linienverbindung gekennzeichnet. „Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts war es, auch die Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen“, erklärt Architekt Alfred Ritter. An diesem Standort auch Kunstprojekte umzusetzen, war eine Idee der Stadt Wien sowie insbesondere des KÖR (Kunst im öffentlichen Raum ). Dazu trägt unter anderem ein ca. 70 Meter langes Gemälde des Tiroler Künstlers Ernst Caramelle bei, welches entlang des Durchganges zu sehen ist. Die Wandmalerei soll mit asymmetrischen Farbfeldern einen Eindruck von Räumlichkeit erwecken. Zwei Infoscreens, platziert an beiden Enden der Passage, informieren Passanten über aktuelle Veranstaltungen in Wien. „So war es Ziel, diesen großen Verkehrsstrom für alle kulturellen Aktivitäten in der Stadt zu nutzen“, beschreibt Ritter.
Ein Innenraum mit Fliesenboden, Säulen und einem Café.
Im Eingang bei der Wiedner Hauptstraße befinden sich zwei weitere „Kultur-Vitrinen“. Davon wird eine künftig regelmäßig von der Kunsthalle Wien bespielt. In der anderen befindet sich derzeit eine Installationsansicht der Generali Foundation. Parallel zu den Erneuerungsarbeiten in der Passage entstand im Verbindungsgeschoß der U-Bahnlinien 1 und 2 eine schwarz-weiße Wandgestaltung des Künstlers Peter Kogler. Sie bildet ein tapetenartiges Netzwerk aus computergenerierten Röhrenformen. Zwischen den Stationen der Linien U1 und U4 entstand im Verbindungsstockwerk der Ausstellungsraum Red Carpet Showroom. Diese Fläche widmet sich künftig hauptsächlich der langfristigen Förderung junger Künstler und deren Arbeiten.
Menschen gehen in einer U-Bahn-Station mit Geschäften und Wegweisern.
Die Restaurierung der Opernpassage im nördlichen Teil der Anlage war eine besondere Herausforderung. Einst befand sich hier ein Linoleumboden, jedoch musst man diesen, aufgrund der täglichen Belastungen, wenige Jahre später durch Stein ersetzen. Bei der neuen Gestaltung wurde das ursprüngliche Material ebenfalls berücksichtigt. Das Muster des Linoleumbelages wurde auf gebogene Glasplatten gedruckt, diese wurden nun an den Säulen rund um das alte Anker-Café im Zentrum angebracht.
Eine leere Ladenpassage mit Säulen und Geschäften.
In der Nachkriegszeit galt dieses Kaffeehaus als gefragter und exklusiver Treffpunkt in unmittelbarer Nähe der Oper. Mit dem Projekt ist es gelungen, ein Stück des alten Flairs wieder in die Opernpassage zurückzuholen. „Die runden Deckenleuchten im Rondeau wurden im Sinne des Denkmalschutzes rekonstruiert. Bei dem neuen Entwurf haben wir uns an dem Original aus den 1950er-Jahren orientiert“, erklärt Alfred Ritter. In die Opernpassage wurde außerdem noch ein zusätzlicher Lift eingebaut.

Kommentare