Homeoffice im Wandel: „Der Schreibtisch ist tot“

Ein moderner Büroraum mit Pflanzen, Arbeitsbereichen und einer Telefonzelle.
Flexibles Arbeiten verändert Bürostrukturen und Möbel. Ein Blick in die Zukunft des Arbeitens.

Wie arbeiten wir in Zukunft? Und wie beeinflusst unsere Arbeitsweise unser Arbeitsumfeld? Diese Fragen stellen sich die beiden Designer Jonathan Olivares und Pernilla Ohrstedt bereits seit mehreren Jahren.

Während der Büromesse in Köln vergangene Woche stellten sie für den Schweizer Möbelhersteller Vitra in einer Halle ein komplettes Bürogebäude nach.

Darin integriert: Unzählige Möglichkeiten für flexible Arbeitsplätze. „Wir haben versucht, das Konzept eines Gemeinschaftsbüros in einem kleinen Dorf umzusetzen“, erklärt die Schwedin Pernilla Ohrstedt.

Drei grüne, kissenförmige Hocker stehen auf einem weißen Hintergrund.

Der Mittelpunkt ist eine Hauptstraße, die zu öffentlichen Plätzen wie Parks, Cafés, und Treppen führt. Diese wiederum können innerhalb von Sekunden zu Arbeitsplätzen werden.

„Mit der Digitalisierung können wir von jedem Ort aus arbeiten. Daher müssen Arbeitgeber mehrere unterschiedliche Plätze bereitstellen“, erklärt Olivares. Werden Firmensitze hingegen neu gebaut, sollten diese Orte von Beginn an eingeplant werden.

Ein blauer Sessel mit einem hohen, gebogenen Rückenteil aus Rattan steht vor einem weißen Hintergrund.

„Andere Unternehmen ziehen in urbane Gegenden und nutzen die Plätze, die die Stadt bereits zur Verfügung stellt“, so Ohrstedt. Dafür müssen die öffentlichen Orte aber so designt sein, dass die Menschen dort auch arbeiten können.

In der Messehalle in Köln hat sich der deutsche Designer Konstantin Grcic einem dieser öffentlichen Orte angenommen und die Spanische Treppe in Rom als Möbel nachdesignt. „Gepolstert ist die Treppe natürlich komfortabler als aus Beton“, erklärt Grcic.

Ein Innenraum mit gelben Sitzstufen, Stühlen und Vorhängen in einem modernen Design.

Durch die Struktur ergibt sich mitten im Büro ein neuer Arbeitsplatz. Die Menschen können dort mit ihrem Laptops sitzen, Meetings abhalten oder eine Pause machen. Laut gibt es den typischen Arbeitsplatz mit fixem Schreibtisch und Sessel nicht mehr: „Flexibilität ist ein großes Thema.

Projektgruppen wachsen, schrumpfen, verändern sich und dann gibt es die Zeitschiene, in der man im Büro an verschiedenen Orten arbeitet.“ Das verändere auch die Funktionen von Bürostühlen. „Wenn ich 15 Minuten darauf sitze und zu viele Verstellmöglichkeiten habe, wird das zum Problem. Stattdessen setze ich mich genauso wie mein Vorgänger hin und das ist auch okay“, erklärt Grcic.

Da es um den schnellen Austausch geht, kommt die zukünftige Art von Bürokonzepten auf einfache Möbel zurück. Seine kubischen Tische (Bild unten) demonstrieren dieses Konzept. „ Mit wenigen Handgriffen können sie zusammengeklappt, weggerollt und in der Höhe verstellt werden“, erklärt der Designer.

Drei Arbeitsbereiche, bestehend aus Schreibtisch, Bürostuhl und Sofa, sind durch Holzwände voneinander getrennt.

Büromöbel für Zuhause sind laut Grcic obsolet: „Was ich zum Arbeiten brauche, ist ein Telefon und ein Laptop und damit kann ich mich auch aufs Sofa setzen.“ Etwas drastischer drückt das sein Kollege Jonathan Olivares aus: „Der Schreibtisch ist tot.“

Wichtiger sei es, die Aufmerksamkeit auf die sogenannte „Softwork“ zu legen. „Damit ist nicht nur die Polsterung der Möbel gemeint, die so ergonomisch sein muss, dass ich zwei Stunden arbeiten kann, ohne darin zu versinken. Es müssen auch Funktionen wie eine Steckdose integriert sein.“

Was das Homeoffice laut Pernilla Ohrstedt allerdings braucht, ist Stauraum: „Schreibtische sind oft Ablageflächen, aber keine Arbeitsplätze.“

Ein hoher, hölzerner Bücherbaum steht in einem Raum und ist mit Büchern und Dekoartikeln bestückt.

Einen flexiblen Arbeitsbereich fürs Büro und Zuhause kreieren die „Dancing Walls“ vom Schweizer Designer Stephan Hürlemann. Die rollbaren Trennwände können als Blumenregal, Garderobe, Pinnwand, White Board oder Stauraum für Bildschirme verwendet werden. „Auf diese Weise kann kurzerhand ein Raum geschaffen und wieder aufgelöst werden“, erklärt Hürlemann.

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