Historische Gärten und Parks in Österreich

Ein Kunstwerk , das ist normalerweise etwas Gleichbleibendes, das man vielleicht nicht immer anfassen, aber auf jeden Fall sehen kann. Die Mona Lisa bleibt immer die Mona Lisa, sie wechselt keine Farben und schon gar nicht ihre Form. Wie anders verhält es sich dagegen mit einem Garten: Er wächst und wuchert, verneigt sich vor den Jahreszeiten. Und doch: Auch er ist unter Umständen große Kunst.
Für Prinz Eugen waren die Parkanlagen rund um das niederösterreichische Schlosshof ein zentraler Bereich, gleichwertig mit seiner barocken Architektur. Auch der Garten des ehemaligen Damenstiftes zu Hall, am Ostrand der Haller Altstadt gelegen, lässt bis heute seine einstige Bedeutung erahnen.

Eva Berger, auf Landschaftsplanung spezialisierte Kunsthistorikerin, weiß um den Wert der vielen großartigen Grünanlagen in Österreich: "Bei uns ist zum Glück vieles im Original erhalten, vor allem im Klosterbereich. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, müssen gerade weite Teile rekonstruiert werden."
Berger unterrichtet im Fachbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst an der Technischen Universität Wien. Darüber hinaus ist sie Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten. In dieser Funktion hat sie gemeinsam mit zwei Co-Autoren ein wunderbares Sammelwerk mit vielen Bildern zur Situation in Österreich herausgegeben. "Auch solche Publikationen verweisen auf den großen Wert unserer Barock- und Renaissance-Anlagen", betont sie.
Die Schlossgärten in Eisenstadt, Draßburg, Grafenegg oder Leopoldskron (um hier nur einige zu nennen) – fast alle sind öffentlich zugänglich und laden ein, in die große Geschichte einzutauchen. Das im Böhlau Verlag erschienene Buch Historische Gärten und Parks in Österreich funktioniert also auch wie ein guter Fremdenführer.
Seit jeher demonstrierten große Adelsgeschlechter und Kirchenfürsten ihre Macht und Kulturbeflissenheit anhand der in ihrem Besitz befindlichen Gärten. Es ging um Hauptachsen, Terrassen und von Bildhauern entworfene Pflanzgefäße. Gute Gartenarchitekten waren gefragte Leute und einst hoch bezahlt.

Heute bemüht man sich darum, den Wert der historischen Hofgärten und Parkanlagen wieder ins Bewusstsein zu bringen. "Hier hat sich zum Glück in den letzten Jahren viel getan", sind sich die Autorinnen Eva Berger und Astrid Göttche einig.
Bis vor wenigen Jahren gab es eine eigene Abteilung für Gartendenkmalpflege. Nun ist das Ganze als Unterbereich in der neu geschaffenen Abteilung für Spezialmaterien angesiedelt. Experten hoffen dennoch das Beste.
Und warum ist die fachgerechte Pflege dieser Anlagen so wichtig? "Ein Garten ist eine fragile Angelegenheit", sagt Eva Berger. "Innerhalb von drei, vier Saisonen verliert er sein Antlitz." – Bei Mona Lisa müssen nur Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen.
Buchtipp

Christian Hlavac, Astrid Göttche und Eva Berger (Hg.)
"Historische Gärten und Parks in Österreich"
Böhlau Verlag, € 55,–
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